Rammstein-Konzerte in Bern Polizisten fordern Absage – Veranstalter winkt ab

toko

9.6.2023

Will am 17. und 18. Juni mit seiner Band in Bern auftreten: Till Lindemann, Sänger von Rammstein.
Will am 17. und 18. Juni mit seiner Band in Bern auftreten: Till Lindemann, Sänger von Rammstein.
Jens Koch/dpa (Archivbild)

Während die SBB die Werbung für ihre Extrazüge einstellt, werden erste Forderungen nach Konzert-Absage in Bern laut. Auch hierzulande bleiben die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann nicht ohne Folgen. 

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9.6.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Streikkollektiv Bern und der Polizei-Gewerkschafter Patrick Portmann fordern eine Absage der beiden geplanten Rammstein-Konzerte in Bern.
  • Im Vorfeld der Europa-Tour wurden schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann laut.
  • Rammstein spielt in der Bundeshauptstadt zwei Konzerte am 17. und 18. Juni.

Alles war vorbereitet für zwei grosse Parties in Bern, die Vorfreude bei den Fans riesig. Nach den schweren Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann jedoch ist alles anders.

Im Vorfeld der geplanten Konzerte im Stade de Suisse am 17. und 18. Juni in Bern werden nun erste Forderungen nach einer Absage laut. So fordert etwa das Streikkollektiv Bern: «Lasst Rammstein nicht auftreten! Wir verurteilen jegliche Form von Machtmissbrauch und sexueller Gewalt aufs Schärfste»

Petition für Konzert-Verbot gestartet

Und damit ist die feministische Vereinigung nicht alleine. Auch die Juso fordert diesen Schritt, ebenso wie Polizei-Gewerkschafter und Kantonsrat Patrick Portmann (SP). Bereits am Donnerstag hat er eine Online-Petition lanciert.

Entsprechend soll Till Lindemann in Bern keine Bühne erhalten. «Wir fordern Politiker, Veranstalter und die Eigentümer des Stade de Suisse auf, von seinem geplanten Auftritt abzusehen», heisst es in der Petition.

Das sagt der Konzertveranstalter

Der Veranstalter der beiden Rammstein-Konzerte in Bern hat auf die Forderungen nach einer Absage reagiert. In ihrer Antwort auf den offenen Brief der Juso verweist die Gadget ABC Entertainment Group darauf, dass bisher weder der Band noch einem einzelnen Mitglied strafbare Handlungen nachgewiesen worden seien. Vor diesem Hintergrund gebe es juristisch gegenüber Vertragspartnern keine Basis für eine Konzertabsage. Und weiter: «Ein Vertragsbruch hätte Folgen, die mit unserem Verantwortungsbewusstsein gegenüber unseren Mitarbeiter:innen, Lieferant:innen und Partner:innen nicht vereinbar wäre.» Die Vorwürfe gegen Rammstein seien «schwerwiegend», doch «Gadget kann und will sich nicht an Vorverurteilungen beteiligen».

Portmann war bei einer ähnlichen Aktion bereits erfolgreich. Er verhinderte 2018 Auftritte der Skandal-Rapper Farid Bang und Kollegah beim Albanian Festival in Schaffhausen.

Unterdessen wollen auch die Sicherheitsbehörden auf alles vorbereitet sein. Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, sagte dem «Blick»: «Möglich, dass es in Störaktionen geben wird. Das ist in unsere Sicherheitsbeurteilung eingeflossen, darauf sind wir vorbereitet und haben das Dispositiv verstärkt.»

SBB stoppt Werbung für Sonderzüge

Unterdessen haben die Schweizerischen Bundesbahnen ihre Werbung für Extra-Züge zu den Konzerten eingestellt, wie nau.ch berichtet. Noch vor wenigen Tagen warb die SBB demnach auf Plattformen wie Facebook und Instragram. Damit ist nun Schluss: «Die Werbung für das Rammstein-Konzert wurde unterdessen gestoppt», heisst es vom Bundeskonzern.

Auf Anfrage von 20 Minuten erklärt SBB-Sprecher Reto Schärli: «Die Werbung für die Extrazüge hat in den sozialen Medien einige Kommentare ausgelöst». So hätten manche die Werbung für die Züge als indirekte Werbung für die Konzerte verstanden. Werbungen für Extrazüge in sozialen Medien seien «die falsche Plattform», um über Vorwürfe von Straftaten zu diskutieren. 

«Die SBB organisiert zu jedem Anlass dieser Grösse Extrazüge, um die vielen Reisenden befördern zu können», betont Schärli. Auch diesmal würden die Extra-Züge fahren.

Schwere Vorwürfe

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen — teilweise anonym — Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollen.

Dort soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Die Frauen seien zuvor aus einem Bereich ganz vorn im Zuschauerraum ausgewählt worden — der sogenannten Reihe Null (engl.: Row Zero).

Die Band Rammstein tourt derzeit durch Europa und spielt in dieser Tage in München gleich vier Konzerte mit insgesamt rund 240'000 Fans. Auch in der bayerischen Landeshauptstadt gab es im Vorfeld des ersten Auftritts hitzige Diskussionen.

Rammstein treten in München auf: Ohne Peniskanone und Reihe Null

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Im Münchner Olympiastadion hat die Rockband Rammstein am Mittwoch das erste Deutschland-Konzert ihrer Europatournee gespielt. Auf die erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann ging die Band bei ihrem Auftritt nicht ein.

09.06.2023

Rammstein hat die ersten beiden Deutschland-Konzerte ihrer aktuellen Europatournee gespielt. Auf die erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann (60) ging die Band bei ihren Auftritten am Mittwochabend nicht ein. Sänger Lindemann gab sich zwischen den Songs wie gewohnt wortkarg. Das Publikum verabschiedete er mit den Worten: «München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid.»

Anders als bei den ersten Konzerten der laufenden Europatour verzichtete die Band auf das Lied «Pussy», zu dem Lindemann das Publikum sonst mit einer riesigen, penis-förmigen Schaumkanone bespritzt. Durch den Wegfall ergab sich eine kleine Verschiebung, sonst blieb das eingespielte Programm laut Setlist unverändert.

Auch bei dem zweiten München-Konzert am Donnerstagabend gab es keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.

Für die Konzerte in München waren einige Veränderungen angekündigt worden: In der Row Zero, dem Sicherheitsbereich unmittelbar vor der Bühne, waren keine Gäste-Gruppen mehr. Das Konzept für die Aftershowpartys sei ebenfalls geändert, hiess es im Umfeld der Band. Es solle nicht mehr zwei Partys geben — eine grosse für Fans und Band, eine kleine für Lindemann und Frauen. Künftig solle es nur noch eine Feier nach den Konzerten geben. In München trafen sich nach dem Konzert Band, Freunde, Angehörige und Fans, wie es hiess.

Mit Material von DPA und SDA.

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