Brand in Paris Notre Dame entging nur knapp der völligen Zerstörung

uri/AFP/dpa

17.4.2019

Am Ende kam es auf «15 bis 30 Minuten» an. Nach Angaben des französischen Innenstaatssekretärs war die Gefahr der vollständigen Zerstörung der Kathedrale Notre Dame noch grösser als bisher angenommen.

Der französischen Innenstaatssekretär Laurent Nuñez hat nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre Dame die Arbeit der Einsatzkräfte gelobt. Die Feuerwehrleute hätten ihr Leben riskiert und «mutig und entschlossen gehandelt», um die Struktur der von Notre Dame zu retten, sagte er.

Nuñez zufolge entging die Kathedrale nur äusserst knapp der völligen Zerstörung. Dass sie gerettet werden konnte, habe sich am Montagabend «innerhalb von 15 bis 30 Minuten» entschieden, sagte er. Nun gehe es nach dem Löschen der letzten Brandherde darum sicherzustellen, dass das Gebäude keinen weiteren Schaden nimmt.



Das Feuer war auf dem Dachboden von Notre-Dame ausgebrochen und nach einem Alarm um 18.43 Uhr entdeckt worden. Nach einem ersten Alarm um 18.20 Uhr war zunächst kein Brandherd gefunden worden. Erst am Dienstagvormittag verkündete Feuerwehrsprecher Gabriel Plus: «Das ganze Feuer ist aus.» Man habe die ganze Nacht über sichergestellt, dass das Feuer nicht wieder ausbricht und die Gebäudestrukturen überwacht. Nun beginne die Phase der Begutachtung.

«Schwachstellen» am Gebäude entdeckt

Nach Angaben von Nuñez entdeckten Fachleute «einige Schwachstellen». Diese betreffen vor allem das Gewölbe, wie er sagte. «Im Ganzen hält die Struktur gut», fügte Nuñez hinzu. Auf Bildern waren riesige Löcher in Teilen des Gewölbes zu sehen. Fotos zeigten ausserdem Berge von Trümmern im Innenraum der gotischen Kathedrale, deren Geschichte bis ins Jahr 1163 zurückreicht.

Grossbrand in der Kathedrale Notre-Dame in Paris

Die Pariser Staatsanwaltschaft geht von einem Unfall aus. «Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlichen Tat», sagte Staatsanwalt Rémy Heitz am Dienstag. Fünf Unternehmen seien an den Arbeiten beteiligt gewesen. Am Dienstag habe die Vernehmung von Arbeitern und Angestellten der Firmen begonnen. Etwa 15 Mitarbeiter seien am Montag mit Arbeiten betraut gewesen.

Milliardäre sichern Grossspenden zu

Eine internationale Geberkonferenz soll Geld für den Wiederaufbau sammeln. Einen entsprechenden Vorschlag machte die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo. Sie wolle die Spenderkonferenz im Rathaus von Paris veranstalten, um die notwendigen Mittel zusammenzubekommen.

Erste Grossspender stehen schon bereit: Die Milliardärsfamilie Bettencourt-Meyers und der Kosmetikriese L'Oréal wollen 200 Millionen Euro geben, wie der Kosmetikkonzern am Dienstag mitteilte. Zuvor hatte die Familie von Unternehmer und Milliardär Bernard Arnault über dessen Luxusgüter-Konzern LVMH angekündigt, sich ebenfalls mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruktion beteiligen zu wollen. Die Milliardärsfamilie Pinault hat 100 Millionen Euro versprochen.



In fünf Jahren soll sie wieder aufgebaut sein

Eine der wichtigsten Reliquien wurde aus der brennenden Kathedrale gerettet. Es handele sich dabei um die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte der Direktor des Gotteshauses, Patrick Chauvet. Die Flammen hätten den Kirchenschatz nicht erreicht.

Das Wahrzeichen solle innerhalb der nächsten fünf Jahre wieder aufgebaut werden und dann noch schöner sein als vorher, sagte Präsident Emmanuel Macron am Dienstagabend in einer TV-Ansprache. «Wir werden handeln. Und wir werden Erfolg haben.»

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