Vor 100 Jahren ein Flop Keine Hipster-Erfindung: Scooter gab es schon vor 100 Jahren

gusi

15.9.2019

Einer der ersten Scooter in Deutschland. Der Krupp-«Motorläufer» um zirka 1920.
Einer der ersten Scooter in Deutschland. Der Krupp-«Motorläufer» um zirka 1920.
Getty Images

Es war das «Teufelsgefährt» der Vorkriegszeit und bei Gangstern und Pöstlern beliebt. Stehroller sind keine neue Erfindung. Bereits ab 1915 ratterten sie in den USA und in Europa über die Strassen.

Sie sind in aller Munde. E-Trottinettes erobern in ganz Europa die Städte. Nicht nur zum Mieten sind die batteriebetriebenen Scooter beliebt. Mittlerweile flitzen Tausende Schweizer mit einem eigenen Gefährt durch die Strassen.  

Doch in Wahrheit ist die Idee des Scooters ja nicht neu. Genau genommen, ist sie sogar uralt. Die Urahnen der heutigen Roller fuhren bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts über die Strassen. Und das in zügigem Tempo. Die Fahrzeuge der Vorkriegszeit erreichten schon 30 Stundenkilometer auf dem Tachometer.

Heute stehen die E-Scooter in Zürich zur Miete bereit. 
Heute stehen die E-Scooter in Zürich zur Miete bereit. 
Keystone

Das erste Modell brachte 1915 die New Yorker Firma Autoped Company of Long Island City auf den Markt. Der Roller hatte einen Verbrennungsmotor und war benzinbetrieben. Autoped pries das Gefährt damals als Lösung für sämtliche Transportprobleme an: Es ist «das ideale Kurzstreckenfahrzeug», um Arbeitnehmer zum Job zu bringen, Hausfrauen zum Einkaufen oder Pöstler zu ihren Kunden. Die Firma bekam dabei prominente Unterstützung: US-Flugpionierin Amelia Earhart promotete den Roller in Zeitungsannoncen gar mit dem Slogan: «In Zukunft muss niemand mehr laufen.»

Tatsächlich war die Post In New York und anderen US-Städten ein Grosskunde von Autoped. Die Pöstler benutzen die Gefährte zum Ausliefern von Briefen und Paketen. Aber auch kriminelle Banden haben die Roller gern benutzt, um der Polizei in den engen Gassen New Yorks davonzubrausen.

Ein Postbote mit einem Stehroller anno dazumal. 
Ein Postbote mit einem Stehroller anno dazumal. 
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Kritikern war das moderne «Teufelsgefährt» allerdings ein Dorn im Auge: Es sei lächerlich, gefährlich und lästig, hiess es. Und der Sozialneid brachte bei der ärmeren Bevölkerung die Wut schliesslich zum Überkochen.  Das mit 100 Dollar – heute 2'300 Franken – recht teure Gefährt konnte sich nur die Elite leisten und war deshalb verpönt.

Im Laufe des Ersten Weltkrieges schwappte der Scooter-Trend nach Europa über. 1919 brachte die Firma Krupp mit dem «Motorläufer» ein eigenes Modell heraus. Das Gefährt sollte zwischen «dem Motorrad und dem gewöhnlichen Fahrrad eine wichtige Marktlücke schliessen», wie der Hersteller damals verlauten liess.  Das Gefährt verfügte über einen Frontantrieb, das Auskuppeln und Bremsen erfolgte durch Zurücklegen der Lenkstange – und man beschleunigte durch leichtes Nach-Vorn-Neigen.

Der Autoped 1918. Am Vorderrad war der Verbrennungsmotor angebracht.
Der Autoped 1918. Am Vorderrad war der Verbrennungsmotor angebracht.
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Nach wenigen Jahren ausgerollt

Doch die ganze Mühe hatte keinen Erfolg. Die ersten Roller waren ihrer Zeit voraus – und floppten. Krupp stellte die Produktion des «Motorläufers» bereits 1922 wieder ein. Da half auch nicht, dass Unternehmenserbe Alfried Krupp in einem Werbefilm selber mit dem Roller herumbrauste. Als Grund für den mangelnden Erfolg wurden die schlechten Strassenverhältnisse genannt. Die Wirtschaftskrise der Weimarer Republik tat wohl das Übrige.

Auch in seinem Herkunftsland hatte der Scooter-Urahn keinen Erfolg. 1921 verzichtete Autoped auf die weitere Herstellung. US-Historiker sind sich einig: «Sie waren zu teuer, um sie vor der Tür stehen zu lassen, und zu schwer, um sie nach drinnen zu tragen.»

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