Der mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán muss für den Rest seines Lebens ins Gefängnis. Der 62-Jährige sei zu lebenslanger Haft plus 30 Jahre verurteilt worden und dürfe keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen.
Das sagte Richter Brian Cogan am Mittwoch in New York. Ausserdem forderte das Gericht «El Chapo» auf, eine Summe von 12,6 Milliarden Dollar zu zahlen. Dies sei eine «konservative Schätzung» der Summe, die Guzmán aus der Drogenkriminalität eingenommen habe, hatte die Staatsanwaltschaft zuvor mitgeteilt.
Er habe keinen fairen Prozess bekommen, kritisierte Guzmán US-Medienberichten zufolge anschliessend. Im Prozess zuvor hatte er das Wort nicht erhoben. «Da mich die Regierung der Vereinigten Staaten in ein Gefängnis schicken wird, von wo aus mein Name nie wieder gehört werden wird, nutze ich diese Gelegenheit, um zu sagen, dass es hier keine Gerechtigkeit gegeben hat.»
Zudem beklagte er die Zustände seiner Einzelhaft als «psychologische, emotionale und mentale Folter 24 Stunden am Tag». Bevor er abgeführt wurde, warf Guzmán, der in einem grauen Anzug erschienen war, seiner Frau Emma Coronel Aispuro, die unter den Zuschauern im Gerichtssaal war, einen Luftkuss zu.
«Alles, was er wollte, war Gerechtigkeit und das hat er schliesslich nicht bekommen», sagte Guzmáns Verteidiger Jeffrey Lichtman. «Es war ein Show-Prozess und zwar seit dem ersten Tag.» Raymond Donovan von der US-Drogenbekämpfungsbehörde sprach dagegen von «Gerechtigkeit, nicht nur für die mexikanische Regierung, sondern auch für alle Opfer von Guzmán in Mexiko.»
Monsterprozess in Drogenkriminalität
In einem der grössten Prozesse zu Drogenkriminalität in der Geschichte der USA hatte eine Jury «El Chapo» vor fünf Monaten in allen zehn Anklagepunkten für schuldig befunden – unter anderem für den Schmuggel oder versuchten Schmuggel von 1200 Tonnen Kokain, mehr als 49 Tonnen Marihuana, mehr als 200 Kilogramm Heroin und grossen Mengen Methamphetamin in die USA.
Ausserdem wird er der Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, Herstellung und internationaler Verbreitung der Drogen sowie der Geldwäsche und Gebrauchs von Schusswaffen beschuldigt. Die US-Regierung hatte den Schuldspruch als grossen Erfolg gefeiert und weiter hartes Vorgehen gegen Schmugglerkartelle angekündigt.
Mit dem Urteil folgte das Gericht der Forderung der Anklage. Sie hatte vergangene Woche argumentiert, Guzmán sei ein «erbarmungsloser und blutrünstiger Anführer des Sinaloa-Kartells» gewesen.
Die Staatsanwaltschaft hatte sich für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen. Guzmáns Verteidiger hatten bis zuletzt erfolglos versucht, den Prozess neu aufrollen zu lassen. Die nach Bundesgesetz zulässige Todesstrafe war nach einer Einigung zwischen den USA und Mexiko, von wo aus Guzmán nach seiner Festnahme ausgeliefert worden war, ausgeschlossen.
Guzmán galt als der mächtigste Drogenbaron seit dem Kolumbianer Pablo Escobar. Für Schlagzeilen sorgte er auch durch zwei spektakuläre Gefängnisausbrüche. Ein halbes Jahr nach seinem letzten Ausbruch im Juli 2015 wurde er in seinem Heimat-Bundesstaat Sinaloa festgenommen und ein Jahr später an die USA ausgeliefert. Dort begann im November sein Prozess.
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