Erdrutsch nach Unwetter Rettungskräfte finden achtes Todesopfer auf Ischia

Von Johannes Neudecker, dpa

28.11.2022 - 11:10

Nach tödlichem Unwetter: Aufräumarbeiten auf Insel Ischia

Nach tödlichem Unwetter: Aufräumarbeiten auf Insel Ischia

Auf der italienischen Insel Ischia haben die Behörden die Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Unwetter mit mindestens sieben Toten fortgesetzt.

28.11.2022

Nachdem ein Unwetter auf der italienischen Insel Ischia schwere Schäden angerichtet hat, ist ein weiteres Todesopfer geborgen worden. Weitere Menschen werden noch vermisst.

28.11.2022 - 11:10

Im Schlamm versunkene Autos, bis ins Meer gerissene Busse, Schutt und Verwüstung in den Strassen: Heftige Unwetter haben am Samstag im Norden der italienischen Mittelmeerinsel Ischia Überschwemmungen und Chaos angerichtet.

Rettungskräfte auf der italienischen Insel Ischia haben nach dem schweren Unwetter von der Nacht zu Samstag ein achtes Todesopfer gefunden. Es handle sich um einen Mann, wie aus einer Mitteilung der Feuerwehr auf Twitter am Montag hervorging.

Das Suchteam fand ihn in Casamicciola, einem der schwer von Starkregen und Sturm getroffenen Orte im Norden der Insel. Damit sank die Zahl der noch vermissten Menschen auf vier.

Am späten Sonntagabend hatte die Präfektur im süditalienischen Neapel noch sieben Todesopfer bestätigt und nähere Details bekannt gegeben: Demnach waren unter ihnen ein erst 22 Tage altes Baby, ein 11 Jahre alter Junge und dessen 6-jährige Schwester. Zudem entdeckten die Einsatzkräfte drei tote Frauen und einen Mann.

Feuerwehrtaucher prüften, ob sich in den ins Meer gespülten Autos möglicherweise Opfer befinden. «Es ist eine Tragödie», sagte der Zivilschutz-Chef, als das Ausmass der Verwüstung zutage trat. In Rom betete Papst Franziskus für die Menschen auf Ischia – einer bei Touristen beliebten Insel, auf der auch Altkanzlerin Angela Merkel gerne Ferien machte.

Das Unwetter brach in den frühen Morgenstunden über das Eiland mit etwas mehr als 60'000 Einwohnern herein. Besonders betroffen war der Küstenort Casamicciola im Norden. Zwischen Häusern frass ein Erdrutsch eine Schneise der Zerstörung in einen Hang, wie Fotos zeigten. 30 Gebäude wurden bei dem Unwetter in Mitleidenschaft gezogen. Die Gegend galt als Risikogebiet.

Schnell wurden Stimmen laut, die Behörden hätten in den vergangenen Jahren nicht genug für den Schutz unternommen. Wassermassen spülten Autos durch die Strassen, die teilweise auf dem Dach liegen blieben. Aus einem ins Meer gerissenen Wagen rettete die Feuerwehr nach eigenen Angaben zwei Menschen.

Unwetter erschwerte Rettungsarbeiten

Schnell begannen die Aufräumarbeiten. Die Behörden waren zeitweise mit ungefähr 370 Feuerwehrleuten und Polizisten im Einsatz. Vom Festland legten Spezialisten, Fahrzeuge und weitere Verstärkung zu der Insel im Golf von Neapel ab. Das Militär entsandte Helikopter und rettete drei Erwachsene und zwei Kinder, die in einer Ferienanlage festsassen.

Andernorts retteten Einsatzkräfte einen Mann, der in einem Gebäude bis zur Brust im Dunkeln im Wasser steckte, wie Videos zeigten. Einsam mühte sich ein kleiner Bagger durch die mit Schlamm bedeckten Strassen und versuchte die teils völlig zerstörten Autos aus dem Dreck zu ziehen.

Am Samstag erschwerte das noch tobende Unwetter die Arbeiten. «Die Situation ist sehr kompliziert», sagte Innenminister Matteo Piantedosi. Am Sonntag legte sich der Sturm zugunsten der Rettungskräfte. Nach letztem Stand holten sie rund 230 Menschen aus ihren Häusern und brachten sie etwa in einem Hotel unter. Viele hatten über Stunden im betroffenen Teil der Insel ihre Wohnungen nicht verlassen können.

Die Verwaltung hatte die Menschen dazu angewiesen. Viele hatten keinen Strom mehr. Schulen, Friedhöfe und Parks waren am Samstag geschlossen geblieben. Das hatte Ischias Bürgermeister Enzo Ferrandino bereits am Freitag wegen der Unwetter-Warnung angeordnet.

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni rief am Sonntagvormittag ihre Minister in Rom zu einer Sitzung zusammen. Die Regierung erklärte für ein Jahr den Notstand auf Ischia, um schneller Hilfsgelder freimachen zu können. Zwei Millionen Euro sind für den Wiederaufbau vorgesehen, den ausserdem eine ausserordentliche Kommissarin koordinieren soll.

Von Johannes Neudecker, dpa