Der Schwarze Tod Der Schwarze Tod: Was passiert bei einem Pestausbruch in der Schweiz?

Von Silvana Guanziroli

18.11.2019

Das Labor Spiez ist das eidgenössische Institut für ABC-Schutz. Das Bild zeigt das Labor der Sicherheitsstufe 3 mit der Glove-Box-Anlage für den Nachweis von Bakterien der Risikogruppe 3, wie Anthrax und Pest.
Das Labor Spiez ist das eidgenössische Institut für ABC-Schutz. Das Bild zeigt das Labor der Sicherheitsstufe 3 mit der Glove-Box-Anlage für den Nachweis von Bakterien der Risikogruppe 3, wie Anthrax und Pest.
Bild: Keystone

Im Mittelalter raffte die Pest ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin. Jetzt ist die schwerste Form der Krankheit in China aufgetreten. Wie würde die Schweiz auf einen solchen Ausbruch reagieren?

Der Pestfall in Peking lässt aufhorchen. Zwei Personen sind gemäss ersten Meldungen an der Lungenpest erkrankt. In der chinesischen Metropole geht seither die Angst um. Denn bei diesem Krankheitsbild ist die Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch möglich.

Was passierte, wenn in der Schweiz ein solcher Krankheitsfall festgestellt würde? Wie sind die Ärzte hierzulande für die Pest gerüstet? «Bluewin» hat beim Bundesamt für Gesundheit nachgefragt.

«Der behandelte Arzt muss zwingend den Kantonsarzt und das Bundesamt für Gesundheit informieren», erklärt Mark Witschi, Leiter Sektion Impfempfehlung und Bekämpfungsmassnahmen beim BAG die Richtlinien. «Der Patient wird dann schnellstmöglich auf die Quarantäneabteilung verlegt und mit Antibiotika behandelt.»

Entscheidend sei aber, die Personen zu finden, mit denen der Patient in den letzten Tagen Kontakt hatte. Gemäss Witschi gilt bei der Pest eine Inkubationszeit von sieben Tagen. In dieser Zeit ist der Infizierte bereits ansteckend, obwohl bei ihm die Krankheit noch gar nicht ausgebrochen ist. «Kontaktpersonen sollten deshalb unbedingt vorbeugend behandelt werden.»

Was oder wer ist die Ansteckungsquelle?

Um die Krankheit unter Kontrolle zu haben, ist es wichtig, zu wissen, was oder wer die Ansteckungsquelle ist. «Hier gilt es zu klären, ob die Krankheit von Tieren oder vom Menschen durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde», so Witschi.

Der Informationsaustausch mit den Veterinärämtern und bei Auslandsreisen des Patienten mit der Weltgesundheitsorganisation sei deshalb unbedingt sicherzustellen.

Die Pest unter dem Mikroskop.
Die Pest unter dem Mikroskop.
Bild: Wikipedia

Doch was ist die Pest überhaupt? Die Krankheit wird durch das Bakterium «Yersinia pestis» verursacht und in der Regel durch Bisse von Flöhen, die auf infizierten Nagetieren leben, übertragen. Es gibt mehrere Formen der Pest.

Die Beulenpest

Bei dieser Krankheitsform fühlen sich die Patienten sehr schlapp und leicht benommen. Der Kopf und die Glieder schmerzen, das Fieber steigt schnell und hoch – oft begleitet von Schüttelfrost. 

Die Lymphknoten am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten schwellen stark an. Diese schmerzhaften Schwellungen sind dann auch der Namensgeber für das Krankheitsbild. Die Beulen können mit einem Durchmesser von bis zu zehn Zentimeter beträchtliches Ausmass annehmen. Sie färben sich blauschwarz, verhärten und können aufplatzen. Das dann austretende Sekret ist hochinfektiös.

Die Lungenpest

Kommt es zur Lungenpest, dann ist die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragbar  – und zudem hochansteckend. So haben Tierversuche ergeben, dass 100 bis 500 infektiöse Keime für eine Ansteckung reichen. 

Der Verlauf der Lungenpest ist deutlich heftiger als bei der Beulenpest. Schnell kommt es zu hohem Fieber, Schüttelfrost und grippeähnlichen Symptomen. Weitere Symptome der Lungenpest sind Atemnot, Husten, blau gefärbte Lippen und schwarz-blutiger Auswurf. Das Abhusten erfolgt unter starken Schmerzen.

Ohne medizinische Behandlung entwickelt sich ein Lungenödem, der Kreislauf versagt, und die Erkrankten sterben innerhalb von zwei bis fünf Tagen. 

Jährlich kommt es gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit zu bis zu 3'000 Pestfällen, bei rund einem Drittel der Patienten endet sie tödlich.

Als Schwarzer Tod ging die Pest aufgrund ihrer verheerenden und tödlichen Verbreitung im Mittelalter in die Geschichte ein. Zwischen 1346 und 1353 tötete die Krankheit in Europa ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Die damalige Pandemie ist nach heutigem Wissensstand zuerst in Zentralasien aufgetreten und über die Handelsrouten nach Europa gelangt. 

In der Schweiz ist es seit langer Zeit zu keinem Pest-Vorfall mehr gekommen. Die letzte dokumentierte Erkrankung in Europa ereignete sich im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr und dem schweren Krankheitsbild besteht gemäss Behörden das Risiko, dass die Pest als biologische Waffe eingesetzt werden könnte.


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