Stilikone und Muse Chanson-Legende Juliette Gréco ist tot

dpa/sda/toko

23.9.2020

Juliette Gréco war die Grande Dame des französischen Chansons. Jahrzehntelang sang sie vom Leben und der Liebe. Nun ist die Lady in Black gestorben.

Juliette Gréco hat mit ihrer dunklen Stimme die schönsten Lieder über Liebe und Leid ins Mikrofon gehaucht. Nun hat sich die Grande Dame des französischen Chansons im Alter von 93 Jahren von der Welt der Musik für immer verabschiedet. Die französische Sängerin starb am Mittwoch in ihrem Haus in Ramatuelle in Südfrankreich, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Familie berichtete. Der Nachwelt hinterlässt sie Hunderte von Liedern und Interpretationen, darunter «Sous le ciel de Paris» oder «Deshabillez-moi».

Mit Gréco ist nach Édith Piaf und Barbara die letzte grosse Chansonnette Frankreichs von der Bühne gegangen. Jahrzehntelang hat sie die Lieder der grössten Chansonniers wie Jacques Brel und Brassens interpretiert und die schönsten Texte von Schriftstellern wie Françoise Sagan, Jacques Prévert, François Mauriac und Albert Camus. «Si tu t'imagines» oder «L'Éternel féminin» gehörten Ende der 1940er Jahren zu ihren grossen Hits.

Die französische Sängerin und Schauspielerin Juliette Gréco auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012.
Die französische Sängerin und Schauspielerin Juliette Gréco auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012.
Daniel Reinhardt/dpa (Archivbild)

Entdeckt hat sie der französische Philosoph und Existenzialist Jean-Paul Sartre in einer Kellerbar in Saint-Germain-des-Prés, dem Pariser Intellektuellenviertel par excellence in den 50er Jahren. Durch ihn wurde sie auch in die künstlerisch-intellektuelle Elite der damaligen Zeit eingeführt. So wie sie kleidete sich Gréco schwarz. Blasses Gesicht, schwarze Haare und schwarze Kleider: Diesem Stil blieb Gréco ihr ganzes Leben lang treu. Die Muse von Saint-Germain-des-Prés und Lady in Black wurde die zierliche Diva deshalb auch gerne genannt.

Gréco wurde am 7. Februar 1927 im französischen Montpellier geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie grösstenteils bei der Grossmutter und in einem Kloster, denn ihren Vater kannte sie kaum, und ihre Mutter war während des Zweiten Weltkrieges in den Widerstand getreten. Obwohl ihre Mutter und Schwester Opfer der Gestapo waren, trat sie als eine der ersten französischen Sängerinnen 1959 im Nachkriegsdeutschland auf.

Nicht nur in ihren Liedern ging es leidenschaftlich und stürmisch zu. Gréco war mehrmals verheiratet, darunter auch mit dem inzwischen verstorbenen Schauspieler Michel Piccoli. Zu den frühen Liebschaften gehörte der legendäre schwarze Jazz-Trompeter Miles Davis. Im Jahr 1988 heiratete sie den Pianisten Gérard Jouannest, ihren langjährigen musikalischen Begleiter.

Ihren Abschied von der Musikwelt hatte sie gut vorbereitet. Mit einer Tournee, die sie 2015 begann, bedankte sie sich bei ihren treuen Fans. Man müsse wissen, wann der Zeitpunkt gekommen sei, aufzuhören, sagte sie. Sie singe seit 65 Jahren, das sei ein langes Arbeitsleben. Ihre Abschiedstournee «Merci» hatte sie auch nach Deutschland geführt.

Zurück zur Startseite