Brände in Australien Hilfe von oben: Starker Regen bringt Hoffnung – und neue Sorgen

tmxh / dpa / AFP

17.1.2020

Darauf haben alle gewartet: Endlich regnet es im von Buschfeuern geplagten Australien. Der Niederschlag wird die Feuer nicht löschen, doch eindämmen helfen. Paradoxerweise sorgt der Regen aber für neue Gefahr.

Ergiebige Regenfälle in Teilen der australischen Buschbrandgebiete haben Feuerwehr und Bewohnern eine lang ersehnte Atempause beschert. Im Bundesstaat New South Wales, wo einige der schwersten Feuer wüteten, hofft die Feuerwehr, die Flammen zumindest unter Kontrolle bringen zu können.

«Hilfe ist da für viele Feuerwehrleute in New South Wales», schrieb die Feuerwehr am Donnerstag unter ein Foto von Regenfällen über einem brennenden Wald. Bei Twitter freuten sich die Einsatzkräfte über den Regen und zeigten ein Schild: «Gleich wieder da. Sind draussen beim Pfützen-Hüpfen!!»

Anwohner hoffen auf mehr Regen

Der Regen könne nach Feuerwehr-Informationen zwar nicht alle Brände löschen, aber zumindest bei ihrer Eindämmung helfen. «Ich denke, es hat einen deutlichen Motivationsschub gegeben», sagte Einsatzleiter Rob Rogers dem Fernsehsender Channel Seven.

Entlang der Küste des Bundesstaates hofften Bewohner, die in den vergangenen Wochen die Zerstörung von Städten und Wäldern miterleben mussten, auf Besserung. «Wir sind begeistert und so erleichtert darüber, dass die Luft jetzt feucht ist, das macht die Lage etwas sicherer», sagte Virginia Connor nahe der Stadt Nowra. «Aber wir brauchen mehr, viel mehr.»

Auch im benachbarten Bundesstaat Victoria weiter südlich fiel Regen. Die Luftqualität habe sich in weiten Teilen des Staates verbessert, erklärte die Umweltbehörde. Für Freitag und das gesamte Wochenende ist weiterer Regen vorhergesagt. Dies wäre die längste Niederschlagsperiode seit Beginn der Buschbrände im September.

Noch keine Entwarnung

Vor dem Einsetzen des Regens wüteten in South Wales 30 Brände, die ausser Kontrolle waren. Im benachbarten Victoria lösten Blitze auch einige neue Brände aus. Allmählich werden die Folgen der monatelangen Feuer in Australien greifbarer.

In der Nähe von Sydney richteten die Flammen in den Unesco-geschützten Wäldern grossen Schaden an. Um die 80 Prozent der Blue Mountains sei von den Feuern in unterschiedlicher Stärke getroffen worden, sagte ein Sprecher der zuständigen Umweltbehörde der Deutschen Presse-Agentur. Ganz sicher sei das alles noch nicht.

Für eine Entwarnung ist es daher noch zu früh: Im australischen Sommer zwischen Januar und März herrschen üblicherweise die höchsten Temperaturen, die Brand-Krise ist bei weitem noch nicht vorüber. «Wir haben noch einen weiten Weg vor uns», warnte Robyn Duell vom australischen Wetterdienst. Den gesamten Sommer und Frühherbst hindurch bleibe das Buschbrandrisiko weiterhin hoch.

In einigen Fällen könnten die Regenfälle die Arbeit der Feuerwehr sogar erschweren, weil Löschfahrzeuge auf matschigen Waldwegen schwerer vorankommen. Auch Sturzfluten könnten drohen, weil die verkohlten Böden das Regenwasser nicht aufsaugen können.

Neue Gefahr für Tiere

Der lang ersehnte Regen in den Brandgebieten in Australien hat auch die Koalas in einem Tierpark bei Sydney erneut in Gefahr gebracht: Der Australian Reptile Park in Somersby nördlich von Sydney versank am Freitag in gewaltigen Wassermassen. Der Zoo veröffentlichte Fotos von triefnassen Koalas, die sich an einen Eukalyptus-Baum klammerten oder von einem Tierpfleger auf einem überfluteten Weg in Sicherheit gebracht wurden.

Auch das Krokodil-Gehege des Zoos wurde überflutet – das Wasser schwappte fast über den Zaun. Wie auf einem Foto zu sehen war, hielt ein Tierpfleger ein Krokodil, das offenbar ausbüxen wollte, mit einem Besen zurück.

Vor einer Woche war der Australian Reptile Park noch von einem der im Südosten Australiens wütenden Buschfeuer bedroht worden. «Es ist unglaublich: Letzte Woche haben wir uns jeden Tag getroffen, um über die unmittelbare Bedrohung durch die Buschfeuer zu beraten», sagte Zoodirektor Tim Faulkner. «Heute war unser ganzes Team da draussen im Regen, um unsere Tiere in Sicherheit zu bringen und den Park vor den Fluten zu retten.»

Eine Milliarde toter Tiere

Bei den seit September wütenden verheerenden Buschbränden sind bereits 28 Menschen und schätzungsweise eine Milliarde Tiere ums Leben gekommen. Mehr als 2'000 Häuser wurden zerstört. Zehn Millionen Hektar Land brannten bereits nieder, eine Fläche grösser als Portugal.

Am Freitag gab es im südöstlichen Holbrook eine Trauerfeier für einen 28 Jahre alten Feuerwehrmann. Er war ums Leben gekommen, als sein Löschfahrzeug sich in einem Feuertornado überschlug. Auch der australische Premierminister Scott Morrison kam zu der Feier.

Der Rauch soll laut der Wettervorhersage am Wochenende auch wieder nach Melbourne ziehen. Dort beginnen am Montag die Australian Open. Die schlechte Luft hatte den Tennisspielern in der Qualifikationsrunde grosse Probleme gemacht. Die Organisatoren sahen sich heftiger Kritik von Spielerinnen und Spielern ausgesetzt.

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