Deutschland Auto fährt in Fastnachtsumzug – sieben Schwerverletzte

tjb/toko/dpa

24.2.2020

Während des Rosenmontagsumzugs fährt ein Auto im nordhessischen Volkmarsen in eine Menschenmenge. Dutzende Menschen werden verletzt. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Bei einem Rosenmontagszug im nordhessischen Volkmarsen (D) ist ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Dabei wurden nach Angaben des Frankfurter Polizeipräsidenten Gerhard Bereswill 30 Menschen verletzt, sieben davon schwer. Rund ein Drittel der Opfer sind nach Angaben des hessischen Innenministers Peter Beuth Kinder. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Zum Motiv könne man nichts sagen, teilte der Sprecher der Behörde, Alexander Badle, am Montag mit. «Wir ermitteln in alle Richtungen.» Zuvor hatte es zu den Hintergründen zum Teil widersprüchliche Angaben der Polizei gegeben. Der Fahrer wurde nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft festgenommen, ist deutscher Staatsbürger, 29 Jahre alt und kommt aus Volkmarsen. Er erlitt Verletzungen und soll einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Gesundheitszustand dies zulasse.

Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat lagen nicht vor. Das hessische Innenministerium schloss einen Anschlag nicht aus. Ein Sprecher der Behörde begründete das am Montag mit der Situation vor Ort. Der Fahrer war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Allerdings war der Mann der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

Nach Angaben von Polizeipräsident Bereswill gab es auch noch eine zweite Festnahme. Allerdings sei noch nicht klar, ob der Festgenommene als Tatverdächtiger gelte oder ein Zeuge sei, sagte er auf einer Veranstaltung am Montagabend in Frankfurt am Main.

Volkmarsen ist eine Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg mit rund 6800 Einwohnern. Sie ist rund 30 Kilometer von Kassel entfernt.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht:

Das Wichtigste in Kürze

  • In Volkmarsen im deutschen Bundesland Hessen ist ein Mann mit seinem Auto bei einem Fastnachtsumzug in die Menge gefahren.
  • Der Frankfurter Polizeipräsident spricht von 30 Verletzten, sieben von ihnen schwer. Tote hat es nach ersten Informationen keine gegeben.
  • Die Polizei geht davon aus, dass der Fahrer sein Auto absichtlich in die Menge lenkte. Ein politisches Motiv lasse sich derzeit nicht ausmachen.
  • Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 29-jährigen Deutschen. Er war den Behörden bisher nicht als Extremist bekannt, fiel allerdings durch Straftaten auf.
  • Die hessische Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchter Tötung.

20.55 Uhr: Rund ein Drittel der Opfer sind Kinder

Rund ein Drittel der etwa 30 Opfer sind nach Angaben des hessischen Innenministers Peter Beuth Kinder. «Wir haben ungefähr 30 Opfer zu beklagen, zum Teil Schwerstverletzte und darunter auch Kinder», sagte der CDU-Politiker am Montagabend in Volkmarsen. «Es ist einfach nur eine furchtbare, eine schreckliche Tat, die begangen wurde an Menschen, die unbeschwert einfach nur Karneval feiern wollten.» Die Opfer seien in unterschiedliche Krankenhäuser in der Region und weit darüber hinaus gebracht worden.

20.00 Uhr: Merkel: «Wünsche allen baldige und vollständige Genesung»

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat nach Angaben der stellvertretenden Regierungssprecherin Ulrike Demmer den Verletzten des Zwischenfalls in Volkmarsen baldige Genesung gewünscht. «Meine Gedanken sind bei den Verletzten von Volkmarsen und ihren Angehörigen. Ich wünsche allen baldige und vollständige Genesung. Einen herzlichen Dank an die Polizei und alle medizinischen Einsatzkräfte», zitierte Demmer Merkel bei Twitter.

Im nordhessischen Volkmarsen war bei einem Rosenmontagszug ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Dabei gab es nach Angaben des Frankfurter Polizeipräsidenten Gerhard Bereswill 30 Verletzte. Sieben davon seien schwer verletzt.

19.50 Uhr. Zweite Festnahme in Volkmarsen

In Volkmarsen hat es nach Angaben des Frankfurter Polizeipräsidenten eine zweite Festnahme gegeben. Es sei noch nicht klar, ob der Festgenommene als Tatverdächtiger gelte oder ein Zeuge sei, sagte er auf einer Veranstaltung am Montagabend in Frankfurt am Main.

Der zuständige Oberstaatsanwalt Alexander Badle wollte sich auf dpa-Anfrage zunächst nicht zur Festnahme äussern.

19.40: Uhr Tatverdächtiger nicht als Extremist bekannt

Der Fahrer des Autos in Volkmarsen war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montagabend aus Sicherheitskreisen. Allerdings war er der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

19.20 Uhr: «Wir gehen nicht von einem Anschlag aus»

Der Tatverdächtige kommt selbst aus der nordhessischen Kleinstadt. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit. Auch der Tatverdächtige habe Verletzungen erlitten und soll einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Gesundheitszustand dies zulasse. Zum Motiv können der Behörde zufolge noch keine Angaben gemacht werden.

Zuvor hatte es zu den Hintergründen zum Teil widersprüchliche Angaben gegeben. Ein Sprecher des Polizeireviers Südwest im Polizeipräsidium Nordhessen hatte gesagt: «Wir gehen nicht von einem Anschlag aus. Wir gehen von einem vorsätzlichen Tatgeschehen aus.» Reiner Lingner vom Polizeipräsidium Nordhessen in Kassel sagte dagegen «Welt»: Zur Intention könne man noch keine Angaben machen. Man wisse immer noch nicht, wie es zu dem Zwischenfall gekommen sei - ob es sich um einen medizinischen Notfall, ein technisches Versagen oder Absicht gehandelt habe.

Im Rathaus von der Kleinstadt wurde für Betroffene ein Informationszentrum eingerichtet. Ausserdem sollten Zeugen Foto- und Filmaufnahmen zur Verfügung stellen.

Medien- und Augenzeugenberichte, wonach der Tatverdächtige stark alkoholisiert war, können die Ermittler zunächst nicht bestätigen. Eine Nachbarin sagte gegenüber dem Fernsehsender RTL: «Ich habe ihn heute wegfahren sehen, er sah aus, als stünde er unter Drogen und sagte, ‹bald stehe ich in der Zeitung.›»

Blick auf das Auto, das in einen Rosenmontagsumzug gefahren ist.
Blick auf das Auto, das in einen Rosenmontagsumzug gefahren ist.
Uwe Zucchi/dpa

18.35: Generalstaatsanwaltschaft: «Wir ermitteln in alle Richtungen»

Nach dem Vorfall in Volkmarsen ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Das teilte der Sprecher der Behörde mit. Zum Motiv könne man bislang nichts sagen: «Wir ermitteln in alle Richtungen.»

18.15 Uhr: Polizeipräsident: Sieben Schwerverletzte

Der Präsident der Frankfurter Polizei spricht von 30 Verletzten, darunter seien sieben Schwerverletzte. Das sagte Gerhard Bereswill bei einer Veranstaltung in Frankfurt am Main. Der Ermittlungsstab zu dem Vorfall werde von der Landeshauptstadt Frankfurt aus gesteuert.

17.25 Uhr: Fahrer ist Deutscher

Der Fahrer ist nach Informationen der Ermittler deutscher Staatsbürger, 29 Jahre alt und kommt aus der Gegend. Er ist nach Angaben des hessischen Innenministeriums zurzeit nicht vernehmungsfähig. Die Behörde kann einen Anschlag derzeit nicht ausschliessen.

Ein Reporter des Hessischen Rundfunks berichtet von verletzten Kindern in Kostümen, die in Volkmarsen nach dem Zwischenfall auf dem Bürgersteig gelegen hätten. Augenzeugen, die gerade noch ausgelassen gefeiert hätten, seien nach dem Vorfall traumatisiert durch die Strassen gelaufen.


Was bisher geschah

Im deutschen Bundesland Hessen ist es zu einem Zwischenfall bei einem Fastnachtsumzug gekommen. In Volkmarsen im Norden Hessens ist ein Auto in die Menschenmenge gefahren. Dabei gab es mehrere Verletzte. Deren Zahl konnte die Polizei am Montag zunächst nicht genau beziffern.

Die Polizei geht davon aus, dass der Fahrer vorsätzlich in den Rosenmontagszug gefahren ist. Das teilt ein Sprecher vor Ort mit. Hinweise auf ein politisches Motiv lägen aber keine vor.

Verletzte, aber keine Toten

Laut einem Bericht der «Bild»-Zeitung seien bis zu 30 Menschen verletzt worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers habe es aber keine Toten gegeben. Der Fahrer sei festgenommen worden, die Polizei sei mit einem grossen Aufgebot vor Ort. Vorsichtshalber seien alle Fastnachtsumzüge in Hessen abgebrochen worden, teilte das Polizeipräsidium Westhessen mit.

Die Polizei hat nach eigenen Angaben noch keine Erkenntnisse über die Hintergründe. «Ob es sich um einen medizinischen Notfall handelt oder ein technisches Versagen ist oder ob schlimmstenfalls Absicht dahinter steckt, dazu können wir leider gar nichts sagen», sagte der Polizeisprecher in Kassel.

Den Autofahrer werde man nun befragen, hiess es von der Polizei weiter. Weder zu seiner noch zur Identität der Opfer machte der Polizeisprecher Angaben. Ein Zeuge berichtete laut «Bild»-Zeitung, erboste Menschen seien mit erhobenen Fäusten auf den Fahrer zugelaufen, die Polizei habe ihn schützen müssen.

Polizei bittet um Videos und Bilder

Das Polizeipräsidium Frankfurt bezeichnete die Absage der laufenden Umzüge als Vorsichtsmassnahme. Wie viele Umzüge betroffen seien, sei derzeit unklar. Ob die für Dienstag geplanten Veranstaltungen im Strassenkarneval stattfinden können, sei noch nicht entschieden, sagte ein Sprecher.

Die Polizei Nordhessen will nach dem Zwischenfall mit einem Auto in Volkmarsen ein Hinweisportal einrichten. Man appelliere an alle, die Bilder und Videos aus Volkmarsen haben, sich mit Spekulationen zurückzuhalten und keine dieser Aufnahmen zu verbreiteten, teilte die Polizei Nordhessen am Montag auf Twitter mit.

Volkmarsen ist eine Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg mit rund 6'800 Einwohnern. Sie ist rund 30 Kilometer von Kassel entfernt.

Zwischenfall am Sonntag

Bereits am Sonntag hatte es nach Angaben der örtlichen Feuerwehr einen Zwischenfall bei einer Karnevalsveranstaltung in einer Halle in Volkmarsen gegeben: Wegen eines Feueralarms seien der Veranstaltungsort geräumt und der betroffene Bereich kontrolliert worden, schrieb die Feuerwehr auf Facebook.

Der Grund für den Alarm sei nicht feststellbar gewesen, anschliessend sei die Veranstaltung nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen gibt, ist unklar.

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