Jemand ist in Not und alle stehen nur untätig herum, weil auch kein anderer etwas unternimmt. Dieses als «Zuschauer-Effekt» bekannte Verhalten ist bei Menschen sehr verbreitet – nun haben US-Forscher es auch bei Ratten beobachtet.
Sie sehen darin einen Erklärungsansatz für ein Verhalten wie beim tödlichen Polizeieinsatz gegen den Afroamerikaner George Floyd, bei dem keiner der übrigen Beamten einschritt. Das berichteten sie am Mittwoch im Fachblatt «Science Advances».
Die Wissenschaftler setzten in ihrem Versuchsaufbau eine Ratte in eine Falle in Form einer Plastikbox. Kam eine einzelne Ratte dazu, befreite sie ihren Artgenossen in der Regel aus seiner Notsituation, indem sie ein Türchen öffnete.
Setzten die Forscher aber vorher zwei Ratten neben die Falle, die Angstlöser erhalten hatten und deshalb untätig blieben, griff die selbe Ratte, die vorher geholfen hatte, nicht mehr ein. Der Artgenosse sass weiter in der Falle fest.
Wenn die als Augenzeugen fungierenden Ratten aber nicht unter Drogen standen und sich um Hilfe bemühten, war die hinzukommende Ratte der Studie zufolge noch stärker darauf erpicht zu helfen, als wenn sie allein mit der Situation konfrontiert wurde.
Wenn keiner was tut, mach ich auch nichts
Die Neurobiologin Peggy Mason von der University Chicago, die federführend an dem Experiment beteiligt war, geht davon aus, dass die Entscheidung, ob jemand hilft, weniger durch die Frage bestimmt wird, wer in dem Fall die Verantwortung trägt, als durch Belohnungsmechanismen im Gehirn.
«Ich denke, das ist eine Studie, die sehr gut in diese Zeit passt», sagte Mason der Nachrichtenagentur AFP. Sie verwies darauf, dass bei den jüngsten Anti-Rassismus-Protesten in den USA Demonstranten verletzten Protestteilnehmern zu Hilfe geeilt seien, während Polizisten tatenlos daneben gestanden hätten.
Ausserdem erinnerte Mason an George Floyd, der Ende Mai in Minneapolis gestorben war, nachdem ein Polizist minutenlang auf seinem Hals gekniet hatte. «Im Fall George Floyd gab es drei weitere Polizeibeamte, darunter einer, der zur Polizei ging, um das Bild einer gegen schwarze Menschen brutalen Polizei zu ändern – und trotzdem stand er da und schritt nicht ein», hob die Forscherin hervor.
Mason verglich die untätigen Polizisten mit den unter Drogen stehenden passiven Ratten in ihrem Experiment – «nur dass sie nicht die Chill-Pille genommen haben, sondern jahrelanges Training hatten».
«Zuschauer-Effekt» wurde 1964 «entdeckt»
Den Begriff «Zuschauer-Effekt» hatten Psychologen nach dem Mord an Catherine «Kitty» Genovese 1964 in New York geprägt. Berichten zufolge hatten mehr als 35 ihrer Nachbarn bei ihrer Ermordung tatenlos zugeschaut. Diese Darstellung der Tat stellte sich später als irreführend heraus, tatsächlich waren mehrere Nachbarn eingeschritten. Der «Zuschauer-Effekt» wurde aber in verschiedenen Experimenten bestätigt.
Es ist ein spektakulärer Erpressungsversuch: Mit privaten Fotos und Videos soll ein Trio aus dem Raum Wuppertal versucht haben, die Familie von Ex-Rennfahrer Michael Schumacher um 15 Millionen Euro zu erpressen. Nun beginnt der Prozess in Wuppertal DE.
10.12.2024
See-Schnee-Effekt: In 30 Minuten können bis zu zwei Meter Schnee fallen
Manche US-Bundesstaaten sind von heftigen Schneefällen betroffen. In Pennsylvania schneite es am 30. November bis zu 70 Zentimeter. Das hat mit einem Wetterphänomen zu tun, dem «Lake snow effect».
02.12.2024
Notre-Dame öffnet: Was Touristen wissen müssen
Fünfeinhalb Jahre nach einem verheerenden Brand öffnet die Kathedrale Notre-Dame ab 8. Dezember seine Türen.
Ab dem 16. Dezember ist die Kathedrale in der Regel von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, donnerstags bis 22.00 Uhr.
Der Rundgang kostet nichts – wer die Schatzkammer sehen möchte, muss 10 Euro Eintritt dafür zahlen, ermässigt 6 Euro.
07.12.2024
Erpressungsfall Schumacher: Prozess beginnt
See-Schnee-Effekt: In 30 Minuten können bis zu zwei Meter Schnee fallen