Wunderkind Laurent macht seinen Uni-Abschluss – mit neun Jahren

dpa, phi

16.11.2019

Der neunjährige Laurent aus Amsterdam steht in der Technischen Universität vor einer Antenne. 
Der neunjährige Laurent aus Amsterdam steht in der Technischen Universität vor einer Antenne. 
Bild: dpa

Genie und Wunderkind wird er genannt: Laurent aus Amsterdam ist superklug. Die Matura hatte er mit acht in der Tasche – und nur ein Jahr danach beendet er sein Studium.

Kaum hält der Fahrstuhl, ist Laurent aus Amsterdam nicht mehr zu bremsen. Der Junge mit dem dunklen wuscheligen Haar rennt den langen Gang entlang, stoppt vor einer Glastür, späht in den Raum und stürmt dann rein. «Hallo, da bin ich!»

So begeistert wird Professor Peter Baltus nur selten von seinen Studenten begrüsst. Aber Laurent ist ja auch nicht irgendein Student. Der Bub, der in Belgien und den Niederlanden aufwuchs, steht kurz vor der Bachelor-Prüfung an der TU Eindhoven. Er ist erst neun Jahre alt.

Seit Sommer 2018 studiert Laurent das Fach Elektrotechnik an der renommierten Universität im Südosten der Niederlande. Und es gibt keinen Zweifel: Er fühlt sich dort pudelwohl. Die anderen Studenten haben sich längst daran gewöhnt, dass ab und zu neben ihnen ein kleiner Junge im Labor Platz nimmt und zum Lötkolben greift.

Der Junge, der in Belgien und den Niederlanden aufwuchs, steht kurz vor der Bachelor-Prüfung an der TU Eindhoven.
Der Junge, der in Belgien und den Niederlanden aufwuchs, steht kurz vor der Bachelor-Prüfung an der TU Eindhoven.
Bild: dpa

Schon die Schulzeit in Belgien hatte der hochbegabte Junge mit einem IQ von 145 im Rekordtempo durchlaufen. Im Sommer 2018 hatte der damals Achtjährige sein Maturazeugnis in der Tasche und begann das Studium in Eindhoven.

Einstein? «Ach, ist mir egal»

Genie oder Wunderkind wird Laurent genannt. Medien vergleichen den Kleinen schon jetzt mit dem Astrophysiker Stephen Hawking und dem Nobelpreisträger Albert Einstein. «Ach, ist mir egal», sagt er und zuckt gleichmütig mit den Schultern. «Aber nicht, wenn deine Freunde sagen, dass du superklug bist», sagt seine Mutter Lydia Simons. «Dann bist du auch stolz.» Und nun grinst ihr Sohn verschmitzt.

Laurent will Dinge wissen. Vor allem Technik und Naturwissenschaften. Aber nicht alles macht ihm Spass, gibt er zu. Zum Beispiel fand er Sprachunterricht nicht so prickelnd. «Da musste ich so viele Bücher lesen, Romane – und die lese ich nicht so gerne.»

Exklusion – Fluch oder Segen?

Der Junge hat das Leben seiner Eltern ziemlich auf den Kopf gestellt, sagt Vater Alexander. «Wir fahren jetzt ein elektrisches Auto und keinen alten Diesel mehr.» Klimaschutz. Die Eltern seufzen ein wenig: Die Familie fliegt auch längst nicht mehr so häufig ins Ferienhaus nach Spanien.

Spassiges Abenteuer

Und Laurent? Sitzt daneben und sieht sehr zufrieden aus. «Irgendwann wird es eine technische Lösung geben für den Klimawandel», da ist er sich sicher. «Wir sollten viel mehr investieren in die Forschung und Technik.» Laurent wählt seine Worte vorsichtig. Er will nicht, dass man ihn für altklug hält. Ist er auch nicht, sondern einfach nur ungeduldig.

Laurent lernt eben in einem Wahnsinns-Tempo. Das Pensum, für das andere Studenten acht Wochen brauchen, schafft er locker in einer Woche. An der Uni bekommt er Einzelunterricht. Den Stoff nimmt er dann zu Hause selbstständig durch. Am Freitag sind Prüfungen.

Professor Peter Baltus mit seinem Schützling.
Professor Peter Baltus mit seinem Schützling.
Bild: dpa

«Es ist ein Abenteuer», sagt sein Professor. «Aber es macht wahnsinnigen Spass.» Er ist zwar kluge Studenten gewohnt. «Aber Laurent ist echt mindestens dreimal so klug.» Manchmal vergisst Baltus, dass sein Super-Student noch ein Kind ist. Einmal, so erinnert er sich, konnte Laurent im Labor ein Kabel nicht losdrehen. «Er war einfach nicht stark genug.»

Ziel: Leben verlängern

Zum Abschluss des Studiums entwickelt Laurent einen Mikro-Chip, um Reaktionen von Gehirnzellen zu messen. Auf dem Gebiet will er gerne weiter forschen, sagt Laurent. «Ich will etwas entwickeln, dass das Leben verlängern kann.» Künstliche Organe zum Beispiel.

Laurent im Arbeitszimmer seines Professors vor einer Vergrösserung seines Examen-Projektes: Der kluge Kopf deutet auf einen von ihm entwickelten Mikrochip, mit dem Reaktionen von Gehirnzellen gemessen werden. 
Laurent im Arbeitszimmer seines Professors vor einer Vergrösserung seines Examen-Projektes: Der kluge Kopf deutet auf einen von ihm entwickelten Mikrochip, mit dem Reaktionen von Gehirnzellen gemessen werden. 
Bild: dpa

«Ich hoffe bloss, dass es etwas mit meinem Fach zu tun hat», wünscht sich sein Professor, «dann bleibt er noch ein Weilchen hier.» Doch es kann sehr gut sein, dass Laurent auch in den USA oder in Deutschland studieren wird. Zurzeit wird ein individuelles Promotions-Programm für ihn geschneidert.

Die Eltern haben vorerst ihre Arbeit als Zahnärzte auf Eis gelegt. Dreimal in der Woche fahren sie mit Laurent von Amsterdam nach Eindhoven, jeweils knapp zwei Auto-Stunden. Sie sorgen dafür, dass er ungestört lernen kann, aber auch, dass er nicht zu sehr vereinnahmt wird. «Das kommt noch früh genug», sagt Alexander Simons.

Schliesslich ist Laurent auch noch ein fast ganz normaler Neunjähriger, der mit seinen beiden Hunden Sammy und Joe spielt und Filme auf Netflix anschaut. «Und übers Essen mäkelt», stöhnt Mutter Lydia. «Gar nicht wahr», sagt er und grinst. «Ich esse alles, was Oma kocht.»

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