Konkurrenz und Spardruck Wenn die Hilfswerke um Hilfe rufen

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27.3.2019

Das Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz HEKS könnte selbst Hilfe gebrauchen.
Das Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz HEKS könnte selbst Hilfe gebrauchen.
Keystone/Archiv

Das Helfen wird ihnen schwer gemacht: Schweizer Hilfswerke klagen über immer schwieriger werden Rahmenbedingungen und mangelnde Unterstützung von Seiten der Politik.

Einen Hilferuf der Hilfswerke nennt Dieter Wüthrich, der Sprecher des Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz HEKS den angekündigten Sparkurs seiner Organisation. Um die Finanzen in den nächsten zwei Jahren stabilisieren zu können, kündigte das Hilfswerk die Streichung von sechs Stellen an. Ausserdem werde man das Engagement in zwei der 32 Länder, in denen HEKS international tätig ist, in den kommenden Monaten einstellen: Projekte in Moldawien und in Simbabwe werden abgewickelt. Auch innerhalb der Schweiz werde «in den Regionalstellen bei einzelnen Projekten das Angebot reduziert», hiess es in der gestrigen Medienmitteilung.

«HEKS sah sich im vergangenen Jahr wie viele andere Schweizer NGO mit zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert», begründete das Hilfswerk darin den Schritt. Dieter Wüthrich wird gegenüber SRF konkreter: «Insbesondere aus politischen Gründen» sei die Arbeit schwieriger geworden: «Die Entwicklungszusammenarbeit der Hilfsweise steht teilweise massiv in der Kritik – aus unserer Sicht natürlich zu Unrecht.»

Zweifel an Wirksamkeit

So vertrat Wirtschafts-Nobelpreisträger Angus Deaton etwa 2015 in einem SRF-Interview die These, das Entwicklungshilfe den Empfängerländern eher schade als nütze. Sie behindere gar die Entstehung eines funktionierenden Staates. Eine Argumentation, der offenbar einige Schweizer Parlamentarier folgen: Der Ruf nach der Kürzung von Entwicklungshilfegelder sei hierzulande in Mode gekommen, beobachtete Mark Herkenrath von Alliance Sud, dem Dachverband der Schweizer Hilfswerke.

Zudem befänden sich die Schweizer Hilfswerke zunehmend im Konkurrenzkampf – vor allem auch mit ausländischen Hilfswerken. «Mandate der Deza beispielsweise werden international ausgeschrieben, während umgekehrt in der EU Mandate nur an Hilfswerke vergeben werden, die aus den EU-Ländern kommen. Da hat die Schweizer schlechte Karten», kritisiert er im Gespräch mit SRF.

Angus Deaton ist einer der berühmtesten Entwicklungshilfe-Kritiker.
Angus Deaton ist einer der berühmtesten Entwicklungshilfe-Kritiker.
Keystone

Kritik an Deza

Caritas-Sprecher Stefan Gribi ist noch aus einem anderen Grund mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unzufrieden: «Wenn man Mandate oder einen Auftrag nicht erhält, fehlen Mittel, auf die man gezählt hat. Wenn man ein Mandat dann aber bekommt, ist es in der Regel so, dass man sehr kurzfristig grosse und umfangreiche Projekte in Gang bringen muss», beklagt er die mangelnde Planungssicherheit.

Verlassen können sich die Hilfswerke immerhin auf den Rückhalt der Spender: Laut der Stiftung Zewo, der Schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Spenden sammelnde Organisationen, erhielten die Hilfswerke der Spendenstatistik 2017 zufolge 1,85 Milliarden Franken – so viele Zuwendungen wie nie zuvor.

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