Reaktionen zu Corona- VerschärfungenVon Zustimmung bis «De-facto-Berufsverbot»
sda/toko/tgab
17.12.2021
Die Reaktionen zum Entscheid des Bundesrates fallen wie üblich gemischt aus. Während die Parteien mit Ausnahme der SVP die Verschärfungen der Corona-Regeln weitgehend begrüssen, spricht die Nachtkultur von einem «De-facto-Berufsverbot».
sda/toko/tgab
17.12.2021, 18:58
17.12.2021, 19:07
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Die von der Corona-Pandemie schwer getroffene Gastro-Branche reagiert zähneknirschend auf die bundesrätliche Verschärfung der Corona-Massnahmen.
So vermisst der Branchenverband für Hotellerie und Restauration Gastrosuisse Alternativen. Viele Betriebe seien nun erst recht in ihrer Existenz bedroht. Man nehme die Massnahmen aber «in Anbetracht der pandemischen Lage in Kauf».
Wir hätten Alternativen befürwortet, nehmen diese Massnahmen in Anbetracht der pandemischen Lage aber in Kauf. #2G bringt die Gastronomie zusätzlich in Bedrängnis. Der Bund muss deshalb Umsatzausfälle entschädigen: https://t.co/1kNmNH9vIq
Gastrosuisse begrüsst in einer schriftlichen Reaktion vom Freitag, dass der Bundesrat das öffentliche Leben aufrechterhalten wolle. Entsprechend erleichtert sei der Branchenverband, dass der Bundesrat von Teilschliessungen abgesehen und sich für die Einführung von 2G entschieden habe.
Unverhältnismässig sei, dass mit den neuen Verschärfungen ein grosser Teil der jüngeren Bevölkerung vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werde, obschon diese die Spitäler nicht belasteten.
Die Nachtkulturunternehmen kritisieren die Verschärfung der Corona-Massnahmen scharf als «De-facto-Berufsverbot». Die Zürcher Bar & Club Kommission Zürich (BCK) spricht von einer «Schliessung durch die Hintertüre».
«Die meisten Betriebe werden ihren regulären Betrieb nächste Woche einstellen müssen, weil die Gäste wegbleiben», schreibt die BCK in einer Mitteilung vom Freitagabend.
Unbürokratische finanzielle Hilfe sei dringend nötig, unabhängig davon, ob ein Betrieb 2G+ umsetze oder sich nun freiwillig entscheide zu schliessen. Es sei zwar löblich, dass die Unterstützungsmassnahmen für den Kultursektor und der Corona-Erwerbsersatz weitergeführt würden, doch es brauche dringend weitere Unterstützung.
Travailsuisse begrüsst Entscheid
Travailsuisse hingegen hat die Verschärfungen weitgehend begrüsst. Damit würden vor allem auch Betriebsschliessungen verhindert.
Die wirtschaftlichen Massnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Einkommen sowie zur Unterstützung von berufstätigen Eltern stehen bereit und sollen bei Bedarf rasch und unbürokratisch in Anspruch genommen werden können, schreibt der Arbeitnehmenden-Dachverband in seiner Reaktion auf die Bundesrats-Entscheide.
Berufstätige Eltern seien seit Beginn der Corona-Pandemie stark gefordert. In diesem Zusammenhang begrüsse Travailsuisse die beschlossene Verlängerung der Verordnung zum Corona-Erwerbsersatz durch den Bundesrat.
So reagieren die Parteien
Während die SVP die erneuten Verschärfungen der Corona-Massnahmen durch den Bundesrat als Symbolpolitik verurteilt, begrüsst die Mitte-Partei den Entscheid, darunter die grundsätzliche Homeoffice-Pflicht und die Erlaubnis zu privaten Treffen.
Dass der Zugang zu Kultur-, Sport- und Freizeitbetrieben, Restaurants sowie Veranstaltungen geimpften und genesenen Personen vorbehalten bleibt, betrachte man mit Sorge gegenüber den Ungeimpften, schreibt die Partei in einer Mitteilung vom Freitagabend.
Auch die SP begrüsst die Verschärfung der Corona-Massnahmen. Die vom Bundesrat angekündigte Strategie gehe in die richtige Richtung, und die allgemeine 2G-Regel (und 2G+ in bestimmten Fällen) unterstütze die Bekämpfung der Pandemie, ebenso wie die Homeoffice-Pflicht, die einen besseren Schutz für die arbeitende Bevölkerung biete.
Doch die Entwicklung der letzten Wochen scheine komplett an der Regierung vorbei gegangen zu sein, schreibt die Partei in einer Reaktion im Kurznachrichtendienst Twitter. Und weiter: «Wir wissen dass Impfung bei Omikron massiv weniger wirkt. 2G wiegt uns in falscher Sicherheit. Schliessungen wären nötig.»
Die vom Bundesrat angekündigte Strategie geht in die richtige Richtung. Die allgemeine 2G-Regel (und 2G+ in bestimmten Fällen) unterstützt die Bekämpfung der Pandemie, ebenso wie die Homeoffice-Pflicht, die einen besseren Schutz für die arbeitende Bevölkerung bietet. (1/2) pic.twitter.com/dx9GjkMpDb
Die FDP zeigt «grundsätzlich Verständnis» für die bundesrätliche Verschärfung der Corona-Massnahmen, lehnt aber eine «starre Homeoffice-Pflicht und staatlich verordnetes 2G+ ab».
«Auch ein Teil-Lockdown hätte der Wirtschaft zu sehr geschadet und würde die Geimpften bestrafen», schreibt die Partei in einer Reaktion am Freitagabend. Ein solcher Teil-Lockdown komme darum auch künftig nicht in Frage.
«2G halten wir hingegen für vertretbar und ist klar gegenüber einer generellen Impflicht zu bevorzugen», so die FDP.
Zudem richtet die FDP einen Appell an die Kantone, «Gas zu geben und Impfwilligen die Booster-Impfung so rasch wie möglich zu verabreichen sowie den Zugang zur Impfung von Kindern zu ermöglichen».