Schützen oder schiessen? Alle Augen sind auf den Wolf gerichtet
Die Schweiz diskutiert wieder über den Wolf. Soll sein Schutz gelockert werden, wie es das neue Jagdgesetz vorsieht? blue News besucht vor dem Abstimmungssonntag einen Schafzüchter und einen Umweltschützer.
26.09.2020
Die Schweiz diskutiert wieder über den Wolf. Soll sein Schutz gelockert werden, wie es das neue Jagdgesetz vorsieht? «blue News» besucht vor dem Abstimmungssonntag einen Schafzüchter und einen Umweltschützer.
Über gleich fünf Vorlagen befindet das Stimmvolk am Sonntag – und am meisten Emotionen scheint das revidierte Jagdgesetz zu wecken. Auf den ersten Blick erstaunlich, tangieren die darin vorgesehenen Änderungen nicht den Alltag grosser Bevölkerungskreise. Doch es geht eben auch um den Wolf: Dessen Schutz soll mit dem neuen Gesetz gelockert werden. Und dazu hat jeder eine Meinung.
Zum Lager jener, die das neue Jagdgesetz begrüssen, zählt Roman Janka. Er züchtet Schafe in Obersaxen in der Bündner Surselva – und damit mitten im Wolfsgebiet. Beim Besuch von «blue News» berichtet er von seinen Problemen. So seien ihm dieses Jahr bereits 20 bis 25 Tiere gerissen worden, obwohl er seinen Schutzzaun von 90 auf 110 cm erhöht habe.
Das Rudel in Obersaxen zählt aktuell drei erwachsene Tiere und sechs Welpen, wie es beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei auf Anfrage heisst. Für Janka steht fest: Die Wölfe würden dreister, und es gebe zu viele davon. Es brauche eine massive Regulierung.
Gegen präventiven Abschuss
Ganz anders tönt es bei Jonas Schmid am WWF-Sitz in Zürich: Er hofft auf ein Nein zum neuen Jagdgesetz, das Tier- und Umweltschutzgruppen als «Abschuss-Gesetz» kritisieren. Er sehe zwar ein, dass Wölfe, die trotz Schutzmassnahmen Herden angreifen, geschossen werden dürfen. Doch solche Problemwölfe könne man schon mit der heutigen Gesetzgebung abschiessen. Mit dem neuen Gesetz dagegen wäre ein Abschuss auch präventiv möglich, bevor es einen Riss gab.
Hinzu komme, dass der Bundesrat auch weitere geschützte Tiere auf die Liste der regulierbaren Arten setzen könnte, wie Biber oder Luchs. Andere, bedrohte Tierarten wie Feldhase oder Birkhahn dagegen würden mit dem neuen Gesetz nicht besser geschützt, kritisiert Schmid: «Beim Jagdgesetz geht es um viel mehr als nur um den Wolf, doch das geht in der einseitig geführten Diskussion oft vergessen.»
Wie die Vertreter beider Lager auf den Wolf und das revidierte Jagdgesetz blicken, sehen Sie im Video oben.
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