Neue Massnahme Was bringt die Maskenpflicht im Freien?

Von Julia Käser

29.10.2020

Erst zögerte er, nun setzt der Bund im Kampf gegen das Coronavirus vermehrt auf Masken. Ab heute gilt eine Maskenpflicht auch an vielen Orten im Freien. Nur: Was bringt diese Massnahme?

Lange Zeit verzichtete der Bund im Kampf gegen das Coronavirus auf eine Schutzmaskenpflicht. Masken alleine würden nicht helfen, um die Pandemie in den Griff zu kriegen, gab der damalige BAG-Zuständige Daniel Koch wiederholt zu Protokoll. 

Nichtsdestotrotz wurden die Mund-Nasen-Bedeckungen im Laufe des Sommers vielerorts zur Pflicht. Im Interview mit «blue News» hielt Koch im Juli zwar an seiner Aussage fest, sagte aber auch: «Masken können helfen, sie können die Infektionsrate drücken.» 

Endlich schienen sich das BAG und die Epidemiologinnen und Epidemiologen einig zu sein: Zwar kann das Maskentragen keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Coronavirus gewährleisten, es sorgt aber dafür, dass sich dessen Ausbreitung verlangsamt. Im ÖV und später auch in öffentlich zugänglichen Innenräumen musste man fortan schweizweit eine Maske tragen.

Was bringen die Masken im Freien? 

Nun wird diese Pflicht nochmals ausgeweitet. Ab sofort gilt auch im Freien eine Maskentragpflicht – genauer in belebten Fussgängerbereichen sowie im Aussenbereich von Einrichtungen und Betrieben. Zudem muss eine Maske überall dort getragen werden, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Aber was bringt die Maskenpflicht im Freien überhaupt? Schliesslich kommt eine japanische Studie zum Schluss, dass das Risiko, sich zu infizieren, drinnen fast zwanzigmal höher ist als draussen.

Nebst den Aerosolen, die draussen schnell verfliegen, hängt das auch damit zusammen, dass man im Freien zwar vielen Menschen begegnet, diese aber meist nur streift. Laut BAG ist eine Ansteckung eher unwahrscheinlich, wenn man eine infizierte Person bloss rasch kreuzt. 

Marcel Tanner, Epidemiologe und Mitglied der Covid-19-Taskforce des Bundes, begrüsst den Entscheid des Bundesrats trotzdem. Er verweist auf die Verhältnismässigkeit. «Es ist ja nicht so, dass man draussen nun konstant eine Maske tragen muss. Die Tragpflicht gilt nur an jenen Orten, an denen die nötige Distanz zu anderen Personen nicht gewahrt werden kann.» Das heisst etwa an Märkten oder in belebten Einkaufsstrassen.

Epidemiologe: «Ausweitung ist ein logischer Schritt»

Dass das Maskentragen im Freien je nach Situation sinnvoll sei, hat sich laut Tanner bereits im Frühling am Beispiel der Bauarbeiter gezeigt. Die Maskenpflicht sei überall dort nötig, wo man die Distanzregeln nicht einhalten könne. Denn: Auch draussen kann man sich über die Luft infizieren. 

Im Grunde sei es ein logischer Schritt, die Maskentragpflicht auf häufig frequentierte Orte an der frischen Luft auszuweiten. «An Weihnachtsmärkten zum Beispiel begegnet man vielen Leuten auf engem Raum. Da auf eine entsprechende Massnahme zu verzichten würde im Widerspruch zur Maskenpflicht in Innenräumen stehen», sagt Tanner.  

Entscheidend sei aber immer die korrekte Anwendung der Maske. «Wenn man sich mit nicht gewaschenen Händen unter die Maske greift und nachher andere berührt oder die Maske einfach in einer Tasche verstaut, birgt das viele Risiken. So bringt sie selbstverständlich wenig», so Tanner. Es sei wichtig, sich nebst dem Maskentragen auch an die Hygieneregeln zu halten. 

Und: «Nichts wirkt zu 100 Prozent. Aber trägt man zusätzlich zur Berücksichtigung der Grundmassnahmen – also Hygiene und Abstand – eine Maske, trägt das bedeutend zur Reduktion der Ansteckungen bei.»

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