Schneelage entspannt sichWEF-Soldaten in Davos von Lawine überrascht
SDA/tafi
15.1.2019
Nach der kontrollierten Sprengung einer Lawine müssen sich Soldaten in Davos unverhofft vor den Schneemassen retten. Insgesamt entspannt sich die Lage in der Schweiz, wenngleich die Gefahr noch nicht gebannt ist.
Das Management des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigt sich trotz der starken Schneefälle in den vergangenen Tagen und der Lawinengefahr in Teilen der Schweiz unbesorgt. Am Dienstag hatte eine kontrolliert ausgelöste Lawine am WEF stationierte Soldaten überrascht, die sich nur knapp in Sicherheit bringen konnten. Wie «20 Minuten» und «Blick» berichten, habe die Lawine mehr Schneemassen mitgerissen und sei tiefer ins Tal vorgedrungen, als erwartet.
«Wir haben die Situation unter Kontrolle», sagte WEF-Kommunikationschef Adrian Monck am Dienstag an der Medienkonferenz in Cologny. Man sei sich des Wetters bewusst. Die Organisation des WEF, dessen Treffen jährlich in Davos stattfindet, sei bestens vorbereitet und werde laufend informiert. Das WEF beginnt am kommenden Dienstag, 22. Januar.
Trotz beeindruckender Bilder von Schneemassen und immer noch grosser Lawinengefahr – rekordverächtig sind die Schneefälle der vergangenen Tage nicht. Von Samstagabend bis Dienstagmorgen sind am nördlichen Alpenkamm vom Wildhorn bis nach Liechtenstein, im Goms, in Nordbünden und im Engadin auf einer Höhe von 1'500 Metern 80 bis 120 Zentimeter Schnee gefallen. Vom Goms über die Urner bis in die Glarner Alpen waren es sogar 160 Zentimeter.
Im Gebiet von den Ostalpen bis zu den Zentralalpen gehören die Neuschneefälle an den bereits analysierten Messstandorten nicht zu den zehn intensivsten Drei-Tages-Ereignissen, wie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz am Dienstag mitteilte. Auch an den übrigen Messstandorten ergebe die Datensichtung keine Platzierung unter den zehn intensivsten Drei-Tages-Neuschneefällen.
Nach den starken Schneefällen in den vergangenen Tagen entspannt sich die Lage in den Kantonen, etwa im Urner Urserental. So sei die Strasse von Göschenen nach Andermatt und nach Hospental wieder geöffnet. Weiter freigegeben werden die Strassenabschnitte zwischen Amsteg und Göschenen, zwischen Unterschächen und Urigen am Klausenpass sowie jener zwischen Gurtnellen Dorf und Gurtnellen Wiler.
Die Strasse zwischen Hospental und Realp, die am Sonntag von einer Lawine verschüttet wurde, bleibe aber vorerst zu, teilte die Urner Baudirektion mit, die Lage werde am Mittwochmorgen neu beurteilt. Auch der Bahnverkehr der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) bleibt eingestellt. Gesperrt bleiben zudem die Verbindungen Wassen-Färnigen und Urnerboden-Linthal.
In diesem Winter gibt es Schnee satt in den hoch gelegenen Skigebieten der Alpen. Im Bild: Skifahrer und Snowboarder geniessen die Schneemassen in Zermatt.
Bild: dpa
Zermatt sowie weitere Skiorte in der Schweiz waren wegen der Schneemassen im Januar tagelang von der Aussenwelt abgeschnitten.
Bild: Keystone
Auch Bellwald im Wallis bekam haufenweise Schnee ab...
Bild: Keystone
... oder Davos (GR).
Bild: Keystone
Alpenforscher Werner Bätzing warnt jedoch: «Teils wird heute schon mit grossem Aufwand künstlich beschneit, etwa 15 Jahre lang mag das mit immer höheren Kosten noch gehen, ab in 20 Jahren nicht mehr», sagt er. Im Bild: Eine Kunstschnee Loipe in Lenzerzeide (GR).
Bild: Keystone
Auch der Klimatologe Christoph Marty vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos bezeichnet den vielen Schnee in den Alpen in diesem Winter als Laune der Natur. «Der Temperaturanstieg ist zu dominant.» Im Bild: Ein Traktor bringt Kunstschnee zu einer Loipe in Lenzerheide (GR).
Um 70 Prozent dürfte der Schnee in den Alpen bis Ende des Jahrhunderts zurückgehen, hat Marty in einer Studie gezeigt. Im Bild: Sicht auf eine Kunstschneeschneise am Weltcuphang des «Chuenisbärgli».
Bild: Keystone
Den Skitourismus künstlich durch Schneekanonen aufrechtzuerhalten, belaste das Klima durch klimaschädlichen CO2-Ausstos zusätzlich, sagt Marty.
Bild: Keystone
Dennoch setzt Frankreich, mit geschätzt 8000 Pistenkilometern der grösste Abfahrtsanbieter der Alpen vor Österreich mit 6800 Kilometern und der Schweiz mit 5800 Kilometern auf den Ausbau der Pisten. Im Bild: Skigebiet Val d'Isere in Frankreich.
Bild: Keystone
In den Köpfen müsse ein anderes Winterbild geschaffen werden, fordert Bätzing. Er wirbt für sanften Wintertourismus mit Wandern, selbst Radfahren. Im Bild: Wanderer unterwegs auf der «Egg» am Gurnigelpass im Gantrischgebiet im Kanton Bern.