Gleichstellung Keine Lohngleichheit in Sicht

SDA

16.5.2019 - 11:47

Lohngleichheit wird – wie hier an einer Kundgebung 2013 – am Frauenstreiktag aufs Tapet kommen. Sehr zu Recht, wie eine neue Studie des Bundesamts für Statistik zeigt. (Archivbild)
Lohngleichheit wird – wie hier an einer Kundgebung 2013 – am Frauenstreiktag aufs Tapet kommen. Sehr zu Recht, wie eine neue Studie des Bundesamts für Statistik zeigt. (Archivbild)
Source: Keystone/LUKAS LEHMANN

Mit der Lohngleichheit geht es in der Schweiz nicht recht voran: Frauen verdienen gemäss der letzten Lohnstrukturerhebung 7,7 Prozent weniger als Männer mit den haargenau gleichen Voraussetzungen. Das hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren kaum gebessert.

Zwar haben die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau allgemein abgenommen – von 16,3 Prozent im Jahr 2006 auf 12 Prozent im Jahr 2016 – aber der unerklärte Anteil der Lohnminderung für Frauen ist sich gleich geblieben: 2016 betrug er im Schnitt 44,1 Prozent. 1998 waren es 41,1 Prozent gewesen, seither oszillierte der Wert zwischen 37,6 Prozent im Jahr 2010 und 44,4 Prozent im Jahr 2000.

Der Grad der Lohn-Ungerechtigkeit schwankt je nach Hierarchiestufe, Branche, Ausbildung, Alter, Region und Unternehmensgrösse zum Teil erheblich, wie eine am Donnerstag vom Bundesamt für Statistik (BFS) herausgegebene Detailstudie nachweist.

Ganz schlechte Karten haben beispielsweise Kaderfrauen: Im obersten Management verdienen sie im Schnitt 14 Prozent weniger als ihre gleich gut qualifizierten Kollegen. Ebenfalls für Frauen nicht zu empfehlen sind die Branchen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, wo 10,8 Prozent des Lohnunterschieds unerklärt sind, sowie die Maschinen- und Textilindustrie.

Gebildete und Pflegende im Vorteil

Wer als Frau einen gerechten Lohn anstrebt, macht am besten eine höhere Ausbildung: Absolventinnen von Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen verdienen zwar auch weniger als Männer, aber nur 4,5 Prozent des Lohnunterschieds lassen sich nicht erklären. Im Gesundheits- und Sozialwesen beträgt der ungerechtfertigte Lohnunterschied 5,5 Prozent.

Eine Rolle spielen auch Alter und Zivilstand: Wer unter 30 ist, hat im Schnitt «nur» 3,4 Prozent an unerklärter Lohndifferenz zu beklagen, während dieser bei den über 50-jährigen Arbeitnehmerinnen fast einen Zehntel ausmacht. Ganz ähnlich sieht es beim Zivilstand aus: Ledige Frauen müssen mit einer unerklärten Lohnminderung von 3,8 Prozent gegenüber «gleichwertigen» Männern rechnen, verheiratete mit 9 Prozent.

Unbegründbare Lohnminderungen sind ausserdem bei einfachen und praktischen Tätigkeiten ausgeprägter als bei komplexen, bei Vollzeitbeschäftigten häufiger als bei Teilzeitmitarbeitern, im Tessin stärker als in der Genferseeregion, in Privatbetrieben erheblicher als im öffentlichen Sektor und in Kleinunternehmen weiter verbreitet als bei Grossbetrieben.

Zahlen nicht ganz aktuell

Die BFS-Analyse basiert auf der Lohnstrukturerhebung 2016. Diese erfasste rund 37‘000 Unternehmen und 1,7 Millionen Arbeitnehmende des sekundären und tertiären Wirtschaftssektors in der Schweiz. Sie bezieht sich auf die Grundgesamtheit von rund 3,5 Millionen Beschäftigten.

Der Frauenanteil beträgt gesamtwirtschaftlich 44 Prozent. Der auf Vollzeit standardisierte Bruttolohn von Frauen beträgt durchschnittlich 6491 Franken und jener der Männer 7946 Franken pro Monat.

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