Waffen im Ausgang «Einige finden es cool, wollen anderen imponieren»

lmy

19.10.2021

In Lugano kam es im November 2020 zu einer Messerstecherei.
In Lugano kam es im November 2020 zu einer Messerstecherei.
KEYSTONE

Jugendliche und junge Erwachsene gehen vermehrt mit illegalen Waffen in den Ausgang – und setzen sie bei Streit auch ein. Die Behörden sind beunruhigt.

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19.10.2021

Am vergangenen Wochenende griff ein junger Mann einen 30-Jährigen mit einem Messer an. Zwei junge Männer wurden mit zum Teil schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert. Eine Woche zuvor verletzte ein 17-Jähriger einen 19-Jährigen mit einem Messer am Bein.

Vorfälle wie diese beiden in der Stadt Zürich häufen sich – immer öfter setzen Jugendliche und junge Erwachsene bei Streitigkeiten Waffen ein, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung».

Die Strafverfolgungsbehörden verfolgen diese Entwicklung mit Sorge. Je mehr Waffen im Umlauf seien, desto grösser auch die Gefahr, dass sie zum Einsatz kommen. «Laufen Jugendliche mit einem Messer herum, steigt die Gefahr, dass es bei einer Eskalation oft verbunden mit massivem Alkoholkonsum auch eingesetzt wird», sagt der Leitende Oberjugendanwalt Marcel Riesen-Kupper der NZZ. Die Messer seien Teil der Drohkulisse, würden aber auch eingesetzt.



In den letzten zweieinhalb Jahren hat laut der Zürcher Oberjugendanwaltschaft die Bedeutung von gefährlichen Gegenständen bei Gewaltdelikten von jugendlichen Tätern zugenommen. Messer, Pfeffersprays und andere gefährliche Gegenstände spielten 2020 bei 25 Prozent der Delikte eine Rolle, 2019 waren es nur 16 Prozent. Dabei werden hauptsächlich verbotene und erlaubte Messer gefunden.

Imponieren oder sich verteidigen

Die Waffen stammten dabei oft nicht aus Schweizer Läden, sondern von Shopping-Plattformen wie Aliexpress und Wish. Dort bekomme man ein Schmetterlingsmesser für 9 Franken oder einen Schlagring für 3 Franken. Zu den Gründen sagt Riesen-Kupper: «Einige finden es cool, wollen anderen imponieren oder finden Waffen generell faszinierend.» Ein Teil sage auch, dass sie sich verteidigen wollten.

Das beobachtet auch Giacomo Dallo, Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Zürich: «Manche Jugendliche glauben, sie müssten sich im Ausgang schützen oder verteidigen.» Viele würden sich offenbar unsicher fühlen, sagt er der NZZ. Es könne aber auch eine Mode sein – so wie es vor 40 Jahren unter Jugendlichen normal gewesen sei, ein Sackmesser bei sich zu haben. Auch heute gingen nicht alle Jugendlichen davon aus, das Messer ernsthaft einzusetzen.