Geplante Flugticketabgabe Wer wäre am meisten betroffen?

tmxh / SDA

5.6.2020

Kommt die geplante Flugticketabgabe, wären bestimmte Bevölkerungsgruppen stärker betroffen als andere. (Symbolbild)
Kommt die geplante Flugticketabgabe, wären bestimmte Bevölkerungsgruppen stärker betroffen als andere. (Symbolbild)
Boris Roessler/dpa

Wer nach der Corona-Krise wieder mit dem Flugzeug verreisen will, könnte wegen der Flugticketabgabe draufzahlen. Eine Studie zeigt, welche Bevölkerungsgruppen von der Lenkungsabgabe am meisten betroffen wären. 

Geflogen wird aufgrund der Corona-Krise aktuell so wenig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Langsam jedoch füllen sich die Flugpläne wieder und die Fluggesellschaften starten nach dem Stillstand Richtung Normalbetrieb. Doch der nächste Hammer droht der Branche bereits: Die Schweiz plant eine Lenkungsabgabe auf Flugreisen.

Als Teil des neuen CO₂-Gesetzes soll die Flugticketabgabe dem Klimaschutz zuträglich sein – indem jene Menschen belohnt werden, die weniger fliegen. Wer Flugreisen unternimmt, soll hingegen draufzahlen. Geplant ist eine Abgabe ab 30 Franken für Kurzstreckenflüge, für Langstreckenflüge beträgt sie bis zu 120 Franken. Wie der Ständerat und die Kommission des Nationalrats planen, soll davon die Hälfte an einen Klimafonds gehen, die andere Hälfte kommt der Bevölkerung zugute.



Zu normalen Zeiten machen die Flugreisen ein ganzes Zehntel aller Schweizer CO₂-Emissionen aus. Spannend dabei dürfte aber sein, inwiefern sich die Diskussionen von der aktuellen Corona-Krise leiten lassen. Gegen eine geplante Flugticketabgabe etwa formiert sich von bürgerlicher Seite neuer Widerstand, weil die Luftfahrtindustrie von der Pandemie besonders hart getroffen worden ist. 

Wenige sorgen für hohe Emissionen

Doch wen würde eine Flugticketabgabe in besonderer Weise treffen? Eine neue Studie des Forschungsinstituts Sotomo ging dieser Frage nun auf den Grund. Die Forscher glichen Daten einer früheren Umfrage mit der Passagierstatistik des Bundesamts für Zivilluftfahrt ab, um dadurch die Ausmasse der Flug-Emissionen zu errechnen – und deren Verteilung: Demnach sorgen nur wenige Schweizer für einen Grossteil der Emissionen.

Der Studie zufolge fliegen hierzulande die Gutverdiener am meisten. Wer über 12’000 Franken monatlich verdient, fliegt demnach sogar doppelt so häufig wie der Durchschnittsverdiener, und ist zudem auf längeren Strecken unterwegs. Zu jenen, die die Umwelt mit Flügen am meisten belasten, zählen aber auch junge Grossstädter – durchschnittlich verdienende Familien in Land- und Bergkantonen fliegen hingegen weniger oft.



«Während sehr viele wenig fliegen, fliegen wenige sehr viel», zitiert der «Tages-Anzeiger» Studienautor Michael Hermann. Wie die Studie feststellt, sind fünf Prozent der Vielflieger mit ihren Privatflügen für ein Drittel der Emissionen verantwortlich. «Auffällig ist, dass es in allen Gruppen eine sehr ungleiche Verteilung gibt», so Hermann.

Durchschnittsverdiener profitieren

Welche Folgen haben diese Feststellungen nun für die Flugticketabgabe? Legt man das diskutierte Modell zugrunde, erhielten laut «Tages-Anzeiger» 60 Prozent der Schweizer im Inland mehr Geld zurück, als sie bezahlt haben – rechnet man Touristen und Geschäftsreisende aus dem Ausland mit, wären es gar 90 Prozent.

In Kantonen wie Uri oder Graubünden könnte sich das auch politisch bemerkbar machen: «Käme es zu einer Volksabstimmung, hätte diese Erkenntnis einen entscheidenden Einfluss auf die Chancen der Flugticketabgabe», zitiert die Zeitung Hermann.



Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen, die statistisch gesehen selten fliegen, würden der Studie nach von der Lenkungsabgabe für Flugreisen profitieren. Wer bis zu 4'000 Franken verdient, hätte demnach fast immer eine positive Bilanz – während ein Viertel derjenigen aus der obersten Einkommensklasse Verlust machen würde.

Der Durchschnittsbürger würde beim Modell des Nationalrats laut «Tages-Anzeiger» 66 Franken jährlich zurückerhalten, draufzahlen würden in erster Linie Gutverdienende, ausländische Fluggäste und junge Menschen aus der Grossstadt. 

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