Neuer Airbus A320neo Sind die Rückenlehnen fixiert, um Konflikten vorzubeugen?

tafu

21.2.2020

Im neu vorgestellten Airbus der Swiss sind die Rückenlehnen nicht mehr verstellbar. Etwa um Streit unter Passagieren vorzubeugen? Dass diese Vermutung nicht abwegig ist, macht ein Fall aus den USA deutlich.

Am Donnerstag war es da, das neue Mitglied in der Swiss-Familie: der Airbus A320neo. Im Rahmen einer Feier am Flughafen Zürich taufte man den neuen Flieger auf den Namen «Engelberg».

Wie die Swiss in einer Pressemitteilung erklärt, bekenne man sich mit dem Flugzeug «zu einer ressourcenschonenden Luftfahrt». Innovative Triebwerke würden dafür sorgen, dass der Treibstoffverbrauch gut 20 Prozent unter dem von vergleichbaren Fliegern der älteren Generation liege. Und auch für den Komfort der Reisenden sei etwas getan worden: ein «neuentwickelter Sitz» steigere den «Reisekomfort der Fluggäste deutlich».

Besseres Sitzgefühl

Eine ergonomische Druckverteilung soll für ein angenehmeres Sitzgefühl sorgen, die Literaturtasche befindet sich nun oberhalb des Tisches. Bequemer soll das Reisen auch durch eine konstante 20-Grad-Neigung der Rückenlehne werden. Konstant? Genau, denn die Rücklehnen sind, abgesehen von den Plätzen in der Businessclass, nicht mehr verstellbar.

Ein Blick ins Innere: Die Sitze im neuen A320neo sind nur noch in der Businessclass verstellbar.
Ein Blick ins Innere: Die Sitze im neuen A320neo sind nur noch in der Businessclass verstellbar.
Bild: Keystone/Urs Flueeler

Will man damit etwa von vornherein Konflikten vorbeugen? Immer wieder kommt es wegen der Rückenlehne zu Auseinandersetzungen zwischen Passagieren. Die einen bestehen darauf, ihre Lehne jederzeit, auch auf Kurzstreckenflügen, zurückzustellen. Andere wiederum fühlen sich gestört, wenn der Vordermann die Lehne nach hinten stellt und so beim Essen, Trinken oder Arbeiten auf dem Ausklapptisch stört.

Der neue Airbus A320neo stösst neu zur Flotte der Swiss.
Der neue Airbus A320neo stösst neu zur Flotte der Swiss.
Bild: Keystone/Urs Flueeler

Erst kürzlich sorgte ein Vorfall im Internet für Furore: Eine Frau hatte auf einem Inlandsflug in den USA ihre Rückenlehne zurückgestellt. Ihrem Hintermann gefiel das überhaupt nicht – also schlug er andauernd dagegen. Die Frau habe sogar Verletzungen davon getragen, während ihr das Kabinenpersonal nicht helfen wollte.

Rückenlehne verstellen: Darf ich oder darf ich nicht?

Weil sie sich nicht weiter zu helfen wusste, hat die Dame den gegen ihre Rückenlehne boxenden Mann gefilmt und das Video auf Twitter geteilt. Daraufhin entbrannte eine Diskussion: War es ihr gutes Recht, die Verstellfunktion des Sitzes zu nutzen? Oder hätte sie ihren Hintermann fragen müssen? Ist es überhaupt erlaubt, den Sitz zurückzustellen, wann immer man möchte?

Eine grundsätzliche Regelung gibt es nicht. Prinzipiell hat aber jeder Reisende das Recht, seinen Sitz so zu verwenden, wie es vorgesehen ist – inklusive all seiner Funktionen. Vermutlich verzichten genau aus diesem Grund immer mehr Fluglinien auf verstellbare Rückenlehnen. Konflikte und Diskussionen werden dadurch im Vorfeld umgangen.



Auch wenn es eine Frage des respektvollen Miteinanders sein sollte, scheint man nicht davon ausgehen zu können, dass sich jeder Fluggast um das Wohl seiner Mitreisenden schert und sein Handeln von Rücksichtnahme bestimmt ist.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, haben verschiedene Billigairlines schon lange feste Lehnen, bei Ryanair und Easyjet waren sie sogar nie verstellbar. Auch British Airways fixierte 2018 die Lehnen auf Kurz- und Mittelstreckenflügen und gab als Grund die Vermeidung von Konflikten an.

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