Nach der Entgleisung eines Güterzugs im Gotthard-Basistunnel fahren ab Freitag wieder einzelne Personenzüge durch die Röhre. Es sind ein Zug nach Süden am Freitag und einer nach Norden am Sonntag.
28.09.2023
Die Sust hat in ihrem Zwischenbericht einen Radbruch an Wagen 11 als Ursache des schweren Unfalls im Gotthard-Basistunnel bestätigt. Doch ermittelt wird weiter, sagt Christoph Kupper von der Sust.
toko
28.09.2023, 21:21
28.09.2023, 21:27
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach dem schweren Zugunglück am 10. August im Gotthard-Basistunnel hat die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle Sust ihren vorläufigen Bericht vorgelegt.
Laut dem Leiter des Sust-Bereichs Bahnen und Schiffe ist mit dem Abschlussbericht «frühestens nächstes Jahr» zu rechnen, im Fokus steht nicht nur Wagen 11, sondern auch Wagen 14, bei dem es zuvor eine Rauchentwicklung gab.
Erste Personenzüge fahren am Freitag wieder durch die Röhre.
Im Zuge der Untersuchungen zum schweren Unfall im Gotthard-Basistunnel am 10. August dieses Jahres, bei dem ein Zug entgleiste, hat die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (Sust) einen Zwischenbericht vorgelegt. Dieser legt nahe, dass ein Radbruch an Wagen 11 ursächlich für das Unglück war. Allerdings ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen, wie Christoph Kupper von der Sust betont.
Die Aufmerksamkeit richte sich nun verstärkt auf Wagen 14, sagte der Bereichsleiter Bahnen und Schiffe dem «Tages-Anzeiger» (kostenpflichtiger Inhalt). Bei diesem Wagen sei bereits vor der Einfahrt in den Tunnel eine Rauchentwicklung festgestellt worden, «wohl entstanden durch zu eng anliegende Bremsen».
Abschlussbericht frühestens nächstes Jahr
Diese seien daraufhin ausgeschaltet worden, was in solchen Fällen üblich sei, erklärt Kupper. Die Untersuchung solle demnach klären, ob die Achsen von Wagen 14 ähnliche Anomalien aufweisen wie jene von Wagen 11.
Die Sust habe bereits Sofortmassnahmen empfohlen, darunter die Kontrolle der betreffenden Radtypen. Zusätzlich werde die Einberufung einer europäischen Fachgruppe gefordert, die sich mit diesem Radytp speziell auseinandersetzt: «Denn diese Räder sind in ganz Europa im Einsatz, es bringt also nichts, uns nur in der Schweiz damit zu beschäftigten». Die Risse seien zudem nicht nur am gebrochenen Rad, sondern auch an allen anderen Rädern von Wagen 11 festgestellt worden, fügt Kupper hinzu.
Auf die Frage, ob somit der Eigentümer Transwaggon verantwortlich sein könnte, antwortet Kupper ausweichend. So sei die «Geschichte des Wagens» Bestandteil der Untersuchung, ebenso wie die Fragen ob Massnahmen umgesetzt worden seien, erklärt Kupper und fügt hinzu: «Wir haben gewisse Hinweise auf Betriebsbedingungen, die den Radbruch befördert haben, mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen.»
Die Frage nach der Verantwortlichkeit bleibt somit vorerst offen. Mit der Fertigstellung des Abschlussberichts ist Kupper zufolge frühestens in einem Jahr zu rechnen.
Erste Personenzüge fahren wieder durch den Gotthardtunnel
Unterdessen teilen die SBB mit, dass ab Freitag wieder einzelne Personenzüge durch die Röhre fahren. Es sind demnach ein Zug nach Süden am Freitag und einer nach Norden am Sonntag.
Während der folgenden drei Herbst-Spitzenwochenenden kommen an den Samstagen zwei weitere Verbindungen in den Süden und eine an den Sonntagen nach Norden hinzu, heisst es weiter.
Die Kurse am Freitagabend von Zürich nach Lugano und am Sonntagabend von Locarno nach Zürich durch den Tunnel verkehren bis zum Fahrplanwechsel. Grünes Licht für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs hatte das Bundesamt für Verkehr (BAV) gegeben.
Überfüllte Züge dürfen nicht durch
In den Herbstferien der Deutschschweiz schicken die SBB bis zum 15. Oktober am Samstagmorgen zwei Zügen von Zürich nach Bellinzona durch den Tunnel sowie einen am Sonntagnachmittag von Lugano nach Zürich. Bei diesen Kursen setzen die SBB ab dem Samstag, 7. Oktober, Doppelstock-Kompositionen ein.
Damit erhöht sich das Sitzplatzangebot. An den Herbstferienwochenenden sind es 900 Plätze mehr. Die Fahrtzeit verkürzt sich lediglich um 15 bis 30 Minuten, weil die Züge in der intakten Röhre mit reduziertem Tempo verkehren.
Für die Verbindungen durch den Basistunnel empfehlen die SBB eine Sitzplatzreservation. Möglich ist sie ab dem 6. Oktober. Überfüllte Züge dürfen aus Sicherheitsgründen nicht durch den Basistunnel.