Hielt hier ein Mann seine Frau gefangen? Behörden finden keine Folterspuren und warnen vor voreiligen Schlüssen

Red.

7.8.2023

Einer Frau ist es gelungen, die Polizei direkt aus ihrer Gefangenschaft zu alarmieren. Sie wirft ihrem Ehemann vor, sie in einem Haus seit 2011 eingesperrt, missbraucht und gefoltert zu haben. Die französischen Behörden stellen den Fall ein wenig anders dar.

Red.

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  • Einer 53-jährigen deutschen Frau ist es gelungen, die Polizei zu alarmieren – nach mutmasslich über 10 Jahren Gefangenschaft.
  • Sie wirft ihrem Ehemann vor, sie gefangen gehalten und gefoltert zu haben.
  • Die französische Justiz warnte jedoch an einer Pressekonferenz zu Vorsicht vor schnellen Schlüssen. 
  • Die Polizisten hätten keine eindeutigen Hinweise darauf entdeckt, dass die 53-Jährige in der Wohnung eingesperrt worden sei.

Eine 53-jährige Frau erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Ehemann. Dieser soll sie im vergitterten Haus eingesperrt, missbraucht und gefoltert haben.

Nach mutmasslich mehr als 10 Jahren Gefangenschaft konnte die Polizei die Frau befreien, nachdem es ihr am Sonntag, 6. August, gelang, an ein Telefon zu gelangen und die deutschen Rettungskräfte in Wiesbaden zu alarmieren. Das berichtete der französische Sender BFMTV unter Berufung auf die Polizei. 

Daraufhin baten die deutschen Behörden die französische Polizei um Mithilfe vor Ort. Beim anschliessenden Einsatz nahe der Grenze zu Deutschland haben die Polizisten die Frau aufgefunden.

Warnung vor zu schnellen Schlüssen

Die französische Justiz warnte jedoch an einer Pressekonferenz zu Vorsicht vor schnellen Schlüssen. Die Polizisten hätten keine eindeutigen Hinweise darauf entdeckt, dass die 53-Jährige in der Wohnung eingesperrt worden sei, sagte der Staatsanwalt von Saargemünd, Olivier Glady.

Die Deutsche sei ohne Fesseln in der Nähe eines Telefons gefunden worden und habe keine wunden Stellen und keine Blutergüsse gehabt. Auch seien bei Untersuchungen keine Brüche festgestellt worden, was zumindest den Vorwurf schlimmster Folter auszuschliessen scheine. Die Existenz einer Folterbank sei nicht bewiesen. Das Szenario scheine sich von dem Schreckgespenst einer extrem brutalen Person wegzubewegen.

Seit 2011 in Gefangenschaft

Gemäss Angaben der 53-Jährigen sei sie seit 2011 gefangen gehalten und gefoltert worden sein. Sie ist in die medizinische-juristische Notaufnahme gebracht worden, wo sie sich derzeit befindet.

Seine Frau hatte zuvor Sicherheitskräfte in Deutschland alarmiert und angegeben, seit 2011 von ihrem Mann eingesperrt und misshandelt worden zu sein. Der 55-jährige Mann, ebenfalls deutscher Staatsbürger, kam in Polizeigewahrsam. Dort sagte er, seine Frau leide seit Längerem an einer Krankheit.

Medienberichte über schlechten Zustand der Frau

Zuvor hat es französische Medienberichten gegeben, wonach die französische Justiz wegen schwerer Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Folter ermittle. Die Frau sei nackt und mit rasiertem Schädel in einem verschlossenen Zimmer gefunden worden, berichtete der Sender BFMTV. Der Sender France Info schrieb, sie sei unterernährt und in schlechtem Gesundheitszustand gewesen. Der Zeitung «Le Parisien» zufolge wies die Frau Brüche auf.

Der französische Sender BFMTV berichtete, die Frau habe am Wochenende mit einem entwendeten Telefon Sicherheitskräfte in Deutschland alarmiert. Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Westhessen ins Wiesbaden teilte mit, dass im Lauf des Sonntags der Anruf der Frau beim Opfertelefon des Weissen Rings eingegangen sei.

Mit Material von dpa