Ungewöhnlich warmes Jahr Das Bangen um den Winterschnee beginnt

Von Dominik Müller

6.10.2023

Für tief gelegene Skigebiete wie Giswil-Mörlialp ist jeder Winter eine Zitterpartie.
Für tief gelegene Skigebiete wie Giswil-Mörlialp ist jeder Winter eine Zitterpartie.
IMAGO/Geisser

Im Oktober ist es überdurchschnittlich warm in der Schweiz. Das dürfte für den gesamten Herbst gelten. Meteoschweiz und das Bafu schätzen für blue News die Folgen für den Winter und das Grundwasser ein.

Von Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Seit Juni wurde in der Schweiz in jedem Monat die höchste je gemessene Durchschnittstemperatur registriert.
  • Auch die Periode Oktober bis Dezember dürfte laut Meteoschweiz wärmer als gewöhnlich werden.
  • Der warme Herbst lässt befürchten, dass es im Winter wenig Schnee geben wird, ist aber kein Garant dafür.
  • Der Schweizer Grundwasserstand ist trotz anhaltender Trockenheit stabil.

Seit dem Juni waren alle Monate so warm wie noch nie. Zuletzt war die mittlere Temperatur im September sowohl schweizweit als auch global die wärmste, die je gemessen wurde. In der ersten Oktoberwoche sind mehrere Temperaturrekorde gebrochen worden, so wurden zum Beispiel in Luzern am Dienstag, dem 3. Oktober, 27 Grad gemessen.

Ein Blick auf die aktuellen Prognosen verrät: Abkühlung ist weiterhin nicht in Sicht.

Für Meteoschweiz kommen die hohen Temperaturen nicht überraschend: «Eine solche anhaltende globale Wärme wird nicht so schnell abgebaut.» Von Expertenseite werde sogar vermutet, dass 2023 das global wärmste Jahr werden könnte.

Erhöhte Sorge um Schneemangel

Nach aktuellen Berechnungen liegt die Wahrscheinlichkeit für ein überdurchschnittliches Saison-Temperaturmittel von Oktober bis Dezember in der Schweiz bei etwa 80 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass die mittlere Temperatur unterdurchschnittlich ausfallen wird, beträgt dagegen nur gerade 10 Prozent.

Müssen sich Ski- und Snowboardfans bereits auf grüne statt weisse Hänge einstellen? Die Sorge ist gemäss Meteoschweiz nicht unberechtigt: «Die hohe Wahrscheinlichkeit einer überdurchschnittlichen Temperatur gemittelt über die nächsten drei Monate fördert natürlich das Bangen um das rechtzeitige Eintreffen des Winterschnees.»

Besonders für die Skigebiete sind dies beunruhigende Nachrichten. Eine gute Schneedecke auf den Winterbeginn hin ist für den Wintertourismus von zentraler Bedeutung.

Auch der Rhonegletscher im Wallis schmilzt seit Jahren kontinuierlich.
Auch der Rhonegletscher im Wallis schmilzt seit Jahren kontinuierlich.
IMAGO/Christian Ditsch

Es besteht aber laut Meteoschweiz durchaus Hoffnung auf weisse Pisten: «Angesichts der bekannten hohen Variabilität der Wetterabläufe bei uns im Alpenraum muss man noch nicht allzu pessimistisch sein.»

Grundwasser ist stabil

Auf den Grundwasserspiegel in der Schweiz haben die hohen Temperaturen allerdings keinen direkten Einfluss. Auf Anfrage von blue News schreibt das Bundesamt für Umwelt Bafu: «Einen viel grösseren Einfluss hat die bestehende Trockenheit, welche in gewissen Regionen in der Schweiz zurzeit besteht.»

In der Schweiz seien die Grundwasserstände zurzeit überwiegend normal. Allerdings würden Grundwasserstände im Gegensatz zu Oberflächen-Gewässern verzögert auf Trockenperioden reagieren. «Generell ist zu beachten, dass auch bei tiefen Verhältnissen in den grossen Grundwasservorkommen der Schweiz durchaus ausreichend Grundwasser zur Verfügung steht», so das Bafu.

Kurzfristig hat die aktuelle Klimasituation aber laut Bafu durchaus Folgen für die Schweiz: «Die Niedrigwasserlage im Jura und im Mittelland wird sich weiter akzentuieren und ausdehnen.» Zudem sei an den Oberflächengewässern weiterhin mit mehrheitlich sinkenden Abflüssen und in den Alpen mit einer verstärkten Gletscherschmelze zu rechnen.

Weil der Klimawandel kein neues Phänomen ist, hat der Bundesrat bereits im letzten Mai reagiert und ein nationales Früherkennungs- und Warnsystem zur Trockenheit in Auftrag gegeben. Dieses soll bis 2025 vorliegen.


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