Booster-Shots Mit diesen Nebenwirkungen ist bei der Auffrisch-Impfung zu rechnen

Von Andreas Fischer

27.10.2021

Der Bund hat Auffrischimpfungen für Senioren ausdrücklich empfohlen.
Der Bund hat Auffrischimpfungen für Senioren ausdrücklich empfohlen.
Bild: Keystone

Der Bund empfiehlt Personen über 65 Jahren eine Auffrischimpfung gegen das Coronavirus. Doch mit welchen Nebenwirkungen ist dabei zu rechnen? Und machen Kreuzimpfungen Sinn? blue News hat nachgefragt.

Von Andreas Fischer

27.10.2021

Auffrischimpfungen gegen Covid-19 sollen Senior*innen sicher durch den Winter bringen. Am Mittwoch liess der Bund die sogenannten «Booster-Shots» der Pharmafirmen Moderna und Biontech/Pfizer für Personen ab 65 Jahren zu. Die Heilmittelbehörde Swissmedic hatte davor grünes Licht gegeben.

Mit den Boostern soll bei bereits geimpften Personen das immunologische Gedächtnis aufgefrischt werden, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Doch mit welchen Impfreaktionen und Beschwerden müssen sie rechnen?



Auf Nachfrage von blue News erklärt Swissmedic-Mediensprecher Lukas Jaggi: «In den klinischen Studien waren die Nebenwirkungen nach der dritten Dosis vergleichbar mit denen nach der ersten und zweiten Impfdosis. Das heisst, es ist mit den bekannten Nebenwirkungen zu rechnen, die bereits jetzt in der Fachinformation beschrieben sind.» 

Dazu gehören laut Jaggi Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle, Kopfweh, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Es könne auch zu Hautausschlägen und Schwellungen der Lymphknoten kommen. Gelegentlich seien auch Schwindelgefühle und Schlaflosigkeit möglich. Bei beiden Impfstoffen würden diese Beschwerden aber in der Regel nach kurzer Zeit abklingen.

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Nebenwirkungen beim Booster wohl nicht heftiger

Ob es bei den Booster-Impfungen häufiger zu Nebenwirkungen kommt, ist laut Jaggi «noch nicht bekannt». Dies ganz einfach deshalb, weil in der Schweiz keine Auffrischimpfungen gemacht wurden und es daher noch keine Meldungen über Nebenwirkungen gibt. «Einige Studiendaten weisen sogar darauf hin, dass die Nebenwirkungen weniger intensiv waren als bei den ersten beiden Impfungen», ergänzt Jaggi.

Dritte Impfung bereits seit Juli
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Laut Angaben des Bundes wurden bislang in der Schweiz bereits gut 7700 dritte Impfdosen verabreicht. Der Grund: Seit Ende Juli empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für Personen mit einem geschwächten Immunsystem, etwa nach einer Organtransplantation, oder Personen mit schweren Erkrankungen eine dritte Dosis. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Booster-Impfung, sie ist vielmehr Teil der Grundimmunisierung.

Das deutsche Robert-Koch-Institut berichtet in einem vorab veröffentlichten epidemiologischen Bulletin, dass «Frequenz und Ausprägung der Lokalreaktionen und der systemischen Reaktionen nach der Auffrischimpfung durch eine dritte Impfstoffdosis mit denen nach Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis Comirnaty (vom Hersteller Biontech/Pfizer, d. Red.) vergleichbar» ist.

Auffällig sei allerdings, dass Lymphadenopathien, bei der die Lymphknoten stark anschwellen, häufiger aufgetreten seien als nach der zweiten Impfdosis. Sie seien jedoch «meist mild bis moderat ausgeprägt und hielten nur zwischen zwei bis acht Tagen an», wie das RKI schreibt. «Ihr erhöhtes Auftreten nach der dritten Dosis wird als Zeichen für eine potente Immunantwort gewertet.»



Während der Wirkstoff von Biontech/Pfizer bereits seit Anfang Oktober in der EU als Booster-Impfung zugelassen ist, wurde das Mittel von Moderna zu diesem Zweck von der Zulassungsbehörde EMA erst am Dienstag empfohlen. Bei der Grundimmunisierung scheinen die leichteren Impfreaktionen beim Moderna-Impfstoff etwas häufiger zu sein. Ob dies auch bei der Auffrischung der Fall ist, muss abgewartet werden. Zumal «die Auffrischung von Moderna mit der halben Dosierung verabreicht wird», wie Jaggi erklärt.

Kreuzimpfungen sollen besonders wirksam sein

Experten wie der deutsche Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach empfehlen, dass die Booster-Impfungen als Kreuzimpfungen verabreicht werden: Wer die Grundimmunisierung mit Biontech/Pfizer erhielt, bekommt eine Auffrischung mit Moderna – und umgekehrt. Entsprechende Studien bescheinigen diesem Impfschema die höchste Wirksamkeit.

Auch die Moderna-Chefs Paul Burton und Cesar Sanz Rodriguez halten dieses Vorgehen für sinnvoll. «Es gibt erste Daten, die zeigen, dass Kreuzimpfungen zu höheren Antikörper-Levels führen können», sagt Paul Burton im «Blick». Man müsse zwar weitere Daten abwarten: «Aber die Kreuzimpfungen könnten ein interessanter Weg sein.» Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat einen Mix verschiedener Vakzine bereits genehmigt.

Ob auch die Schweiz auf Kreuzimpfungen setze, muss laut Jaggi die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) entscheiden. In einer Medienmitteilung stellt diese in Aussicht, dass «die detaillierten Impfempfehlungen in den kommenden Tagen publiziert werden». 

«Die Auffrischimpfung mit dem anderen mRNA-Impfstoff, als der für die ersten zwei Dosen verwendete, ist möglich», bestätigte Christoph Berger blue News. Der Ekif-Präsident weist aber auch darauf hin, dass bei der Auffrischimpfung grundsätzlich erst einmal der gleiche Impfstoff eingesetzt werde wie bei der Erstimpfungen.

«Zur Auffrischimpfung mit dem gleichen Impfstoff gibt es am meisten Daten», begründet Berger. Dieses Vorgehen liege in der Zulassung, «während uns im Moment keine überwiegenden wissenschaftlichen Daten im Sinne der Annahme vorliegen, die eine Wechsel favorisieren würden».

Allerdings: «Der Wechsel zum anderen mRNA-Impfstoff ist aus grundsätzlichen Überlegungen möglich und so in der Empfehlung vorgesehen. Das ist sicher auch für die logistischen Überlegungen unter Umständen relevant.»