Gemeindeschreiber von Zermatt Anwalt: «Er ist nicht abgetaucht, er nimmt eine Auszeit»

Stefan Michel

28.11.2022

Daniel Anrig will keine öffentliche Person mehr sein. Sein Fernbleiben von der Arbeit hat ihn trotzdem wieder in den Fokus der Medien gerückt. (Archivbild aus dem Jahr 2013)
Daniel Anrig will keine öffentliche Person mehr sein. Sein Fernbleiben von der Arbeit hat ihn trotzdem wieder in den Fokus der Medien gerückt. (Archivbild aus dem Jahr 2013)
KEYSTONE

Der Gemeindeschreiber von Zermatt sei nicht untergetaucht, sondern nehme sich eine Auszeit, sagt dessen Anwalt. Dass die Gemeinde mit der Polizei nach ihm suchen lasse, sei deren Problem.

Stefan Michel

28.11.2022

Der Anwalt des verschwundenen Zermatter Gemeindeschreibers versteht nicht, wieso sein Mandant in den letzten Tagen so viel Medienpräsenz erhalten hat. Das habe er im Gespräch mit der «Blick»-Reporterin immer wieder betont.

Es stimme nicht, dass Daniel Anrig spurlos verschwunden sei. Es sei korrekt, dass er noch bis Ende Jahr für die Gemeinde Zermatt hätte arbeiten müssen, nun aber eine Auszeit genommen habe. Die Gründe stünden in keinem Zusammenhang mit der Gemeinde und gingen nur ihn und seine Familie etwas an – und natürlich die Gemeinde als Arbeitgeber.

Dann dreht der Anwalt gemäss Berichterstattung des «Blick» den Spiess um: Die Gemeinde sei über diese Auszeit informiert gewesen. Aber offenbar könne die Gemeindepräsidentin nicht akzeptieren, wenn jemand für sie nicht erreichbar sei. 

Die Gemeinde hat vergangene Woche eine Polizeipatrouille in die Wohnung Anrigs geschickt und versucht diesen seit längerem telefonisch und per E-Mail zu erreichen, wie der «Walliser Bote» als erster berichtet hat

Gegen Anrig läuft ein Strafverfahren

Auf der Suche nach Gründen für das Verschwinden Daniel Anrigs ist der Blick auch auf ein Strafverfahren gestossen, das in einem anderen Kanton gegen ihn laufe. Es gehe dabei um ein Beziehungsdelikt. In erster Instanz sei er zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt worden. Er habe das Urteil jedoch angefochten.

Anrigs Anwalt stellt klar, dass sein Mandant keine Person des öffentlichen Interesses mehr sei und es deshalb keinen Grund gebe, dass die Medien darüber berichteten. 

Damit stellt der Anwalt auch klar, dass Anrig früher in der Öffentlichkeit gestanden habe. Von 2008 bis 2014 war er Kommandant der Schweizergarde und schied unter Misstönen aus dem Dienst. Papst Franziskus nahm ihn aber in Schutz.

Noch weiter zurück liegt eine Razzia in einer Asylunterkunft, die Anrig als damaliger Chef der Kriminalpolizei des Kantons Glarus verantwortete. Asylsuchende seien gefesselt und ausgezogen worden. Das daraus hervorgehende Strafverfahren gegen Anrig endete mit dessen Freispruch.