Ukraine Yves Rossier: «Nicht alles glauben, was im Westen erzählt wird»

sda

4.7.2022 - 03:21

Yves Rossier, der ehemalige Schweizer Botschafter in Moskau, sagte im Interview mit den Zeitungen der CH-Media-Gruppe: "Wenn man Russland wehtun will, muss man zu leiden bereit sein." Im Bild Rossier (links) an einer Zeremonie mit Russlands Präsident Wladimir Putin im Jahr 2017. (Archivbild)
Yves Rossier, der ehemalige Schweizer Botschafter in Moskau, sagte im Interview mit den Zeitungen der CH-Media-Gruppe: "Wenn man Russland wehtun will, muss man zu leiden bereit sein." Im Bild Rossier (links) an einer Zeremonie mit Russlands Präsident Wladimir Putin im Jahr 2017. (Archivbild)
Keystone

Der ehemalige Schweizer Botschafter in Moskau Yves Rossier sieht die Schuld am Krieg in der Ukraine bei Russland. Der Westen und die Ukraine hätten im Vorfeld allerdings Fehler gemacht.

4.7.2022 - 03:21

«Die Schuld am Krieg liegt aber einzig und allein bei Russland, das ist klar», sagte Rossier im Interview mit den Zeitungen der CH-Media-Gruppe. Russland habe in der Vergangenheit aber sowohl in die Nato als auch in die EU gewollt. «Das waren verpasste Chancen.» Es habe die Möglichkeit auf ein Europa als dritte Supermacht gegeben. «Aber nur mit Russland», so Rossier.

Dazu komme die westliche Sicht auf die Maidanproteste 2014 in der Ukraine. «Hier ist die Lesart des Westens wirklich falsch», sagte Rossier. Das sei kein Aufstand gegen Autokraten gewesen, sondern fast ein Bürgerkrieg. Die Ukraine habe sich damals gezwungen gesehen, zwischen dem Westen und Russland zu wählen. «So etwas macht ein Land kaputt.»

«Will man Russland wehtun, muss man zu leiden bereit sein»

Ein neutrale Rolle wäre für die Ukraine natürlicher gewesen. Dafür dass die Minsker Abkommen nach der Annexion der Krim nicht umgesetzt worden seien, sei auch die Ukraine mitverantwortlich. All dies rechtfertige aber keinen Angriff auf ein anderes Land, so Rossier.

Über die Sanktionen gegen Russland sagte Rossier: «Wenn man Russland wehtun will, muss man zu leiden bereit sein.» Wolle man Putin den Geldhahn zudrehen, müsste komplett auf Öl und Gas verzichtet werden. Sanktionen führten zudem nie zu einer Änderung der Aussenpolitik eines Landes. Als Beispiele führte er den Iran und Nordkorea an.

Die Stimmung in Moskau, wo er zuletzt Anfang Juni zuletzt war, beschrieb Rossier als «bedrückt, finster. Ich habe nichts gespürt von einem kriegerischen Patriotismus und kein einziges «Z» gesehen.» Die Leute Russlands könnten sich durchaus selbst informieren. «Man sagte mir, wir sollten auch nicht alles glauben, was im Westen erzählt wird. Und ich glaube, das stimmt.»

Seine Begegnungen mit Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete er als «sehr angenehm». «Die zwei, drei Male, als ich mit ihm diskutiert habe, hörte er mir zu und ging auf meine Argumente ein.»

sda