Vor Amtseid Biden gedenkt Corona-Toten und appelliert an Nation

ap

20.1.2021 - 05:23

Der gewählte US-Präsident Joe Biden (2.v.r.), seine Frau Jill Biden, seine künftige Stellvertreterin Kamala Harris und deren Mann Doug Emhoff hören am Dienstag in Washington während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Pandemie einer Rede von Kardinal Wilton Daniel Gregory (r.) zu.
Der gewählte US-Präsident Joe Biden (2.v.r.), seine Frau Jill Biden, seine künftige Stellvertreterin Kamala Harris und deren Mann Doug Emhoff hören am Dienstag in Washington während einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Pandemie einer Rede von Kardinal Wilton Daniel Gregory (r.) zu.
Bild: Keystone/AP Photo/Evan Vucci

Nach der Vereidigung will der neue US-Präsident schnell anpacken. Die Zeit drängt angesichts der weiter grassierenden Pandemie. Biden zeigt sich entschlossen zum Aufbruch.

Vor seiner Amtseinführung hat der gewählte US-Präsident Joe Biden ernste Töne in Washington angeschlagen. Bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Coronavirus-Pandemie sagte er am Dienstagabend, die US-Amerikanerinnen und Amerikaner müssten sich an die Toten erinnern. Das sei zwar manchmal schwer, sei aber der Weg zur Heilung. Seine künftige Stellvertreterin Kamala Harris appellierte ebenfalls an die Einheit der Nation: Die meiste Zeit der Pandemie hätten die US-Bürgerinnen und Bürger alleine getrauert, aber heute trauere man zusammen und beginne, gemeinsam zu heilen.

Der eher gedeckte Moment am Vorabend von Bidens Amtseinführung spiegelt in gewisser Weise wider, wie es um die Nation bestellt ist. Statt Feiern rund um einen friedlichen Machtübergang kam es jüngst zu Gewalttaten im Kapitol. Der scheidende Präsident Donald Trump hat seine Niederlage nicht öffentlich eingestanden. Und die Corona-Pandemie sorgt täglich für neue Schreckensnachrichten.

Die Gedenkveranstaltung fand am Teich des Denkmals Lincoln Memorial statt, der mit 400 Lichtern beleuchtet war. Die Zahl sollte an die 400'000 Amerikaner erinnern, die bereits im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sind. Mit Blick auf die Opfer hatte Biden bei seinem Abschied in Delaware vor Anhängern gesagt: «Dies sind dunkle Zeiten. Aber es gibt immer Licht.»

Als eine der ersten Handlungen im Amt will Biden im Kampf gegen die Pandemie wirtschaftliche und gesellschaftliche Hilfen auf den Weg bringen. Unter anderem plant er Lockerungen für die Rückzahlung von Studienkrediten und strengere Auflagen für Zwangsräumungen. International von Bedeutung dürfte sein, wenn er die Rückkehr der USA in das Pariser Klimaschutzabkommen verkündet oder den Einreisestopp für Besucher aus einigen überwiegend muslimisch geprägten Ländern aufhebt.

Trump boykottiert Amtseinführung – Pence nimmt teil

Trump wird der vierte Präsident der US-Geschichte sein, der die Amtseinführung seines Nachfolgers verpasst. Er boykottiert die Zeremonie und fliegt am Morgen nach Florida. In einem Abschiedsvideo aus dem Weissen Haus am Dienstagabend äusserte er Dank und verurteilte Gewalt. Biden nannte er nicht namentlich – und erkannte lediglich an, dass er am Mittwochmittag «die Macht übergeben» werde an eine neue Regierung. Dann wird seine Amtszeit enden und Biden beginnt.

Trumps Stellvertreter, Vizepräsident Mike Pence, wird dagegen zur Vereidigung erwartet. Das Verhältnis von Präsident und Vize gilt als angeschlagen, seit Trump Druck auf Pence machte, die Beglaubigung der Wahlergebnisse aufzuhalten. Als Trump-Anhänger am 6. Januar gewaltsam das Kapitol erstürmten, riefen einige, Pence solle erhängt werden.

Seit den Krawallen ist ein Grossteil von Washington D.C. aus Sicherheitsgründen unter Lockdown. Tausende Nationalgardisten sind in der Hauptstadt im Einsatz. Umdenken mussten die Organisatoren der Vereidigungsfeier aber ohnehin – aus Angst vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus fallen einige traditionelle Veranstaltungen aus, andere werden ins Virtuelle verlegt.

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