Demnächst im Einsatz Ukrainer beeindrucken Ausbilder beim Patriot-Training in den USA

DPA, smi

23.3.2023 - 10:10

Ein Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot, hier im Bestand der Bundeswehr. (Symbolbild)
Ein Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot, hier im Bestand der Bundeswehr. (Symbolbild)
Axel Heimken/dpa

Ein zehnwöchiges Training ukrainischer Soldaten im Umgang mit dem Patriot-Flugabwehrsystem in Oklahoma steht vor dem Abschluss. Und die US-Ausbilder haben nur Gutes über die Gäste zu sagen.

23.3.2023 - 10:10

Mehrere grosse Militärfahrzeuge auf zwölf Rädern mit mobilen Raketenstartrampen rumpeln über die Prärie im Südwesten Oklahomas – Teil einer Übung auf dem Stützpunkt Fort Sill. Die Kolonne stoppt, und im Nu sind Soldaten dabei, die Abschussvorrichtungen in Position zu bringen. Sie zählen zu den 65 ukrainischen Soldaten, die seit Januar in dem US-Stützpunkt im Umgang mit dem Patriot-Flugabwehrraketensystem ausgebildet worden sind. Journalisten aus den USA und Europa – so auch die Nachrichtenagentur AP – hatten am Dienstag auf Einladung des US-Militärs die Gelegenheit, die Soldaten beim Üben zu beobachten.

Das Patriot-System, das bislang noch nicht in der Ukraine stationiert ist, gilt als besonders nützlich für den Schutz von Bevölkerungszentren und wichtiger Infrastruktur, wie Brigadegeneral Shane Morgan, der Kommandeur von Fort Sill, erklärt. Es wird erwartet, dass die Ukrainer in den nächsten Tagen Oklahoma verlassen, zwecks zusätzlicher Ausbildung in Europa, bevor sie mit einer Patriot-Raketenbatterie in der Ukraine stationiert werden. Eine Batterie schliesst gewöhnlich sechs mobile Abschussrampen, ein mobiles Radar, einen Stromgenerator und einen Feuerleitstand ein.

Militärvertreter nannten keinen konkreten Zeitpunkt für die Stationierung des Systems in der Ukraine, aber dem US-Verteidigungsministerium zufolge wird es früher dazu kommen als ursprünglich vorgesehen. «Aus Gründen der Operationssicherheit äussere ich mich nicht zum Lieferungszeitplan, ausser, dass wir zuversichtlich sind, dass wir die Patriots zu einem beschleunigten Zeitpunkt dorthin bringen können», sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag.

Patriot-Systeme «in den kommenden Wochen im Einsatz»

Oberst Martin O'Donnell, ein Sprecher der US-Army in Deutschland, sagte, die frisch ausgebildeten ukrainischen Soldaten «und andere ukrainische Luftverteidiger» würden sich in Europa mit gespendeter Patriot-Ausrüstung aus den USA, den Niederlanden und Deutschland vereinen, um dann «in den kommenden Wochen» in der Ukraine stationiert zu werden.

Militärvertreter räumen zwar ein, dass die Sprachbarrieren am Anfang eine Herausforderung darstellten, aber Morgan zufolge lernten die Ukrainer schnell und waren speziell wegen ihrer Erfahrung in Sachen Luftverteidigung für das Training ausgewählt worden. «Unsere Einschätzung ist, dass die ukrainischen Soldaten beeindruckend und absolut schnelle Lerner sind, auf Grund ihrer Kenntnisse in der Luftverteidigung und Erfahrungen in einer Kampfzone», erklärt der General. «Es war leichter für sie, wenn auch niemals leicht, die Operations- und Instandhaltungskonzepte von Patriot zu begreifen.»

Auch US-Soldaten in Fort Sill, die die Ukrainer ausbildeten, sagten, dass sie überrascht gewesen seien, wie schnell die Gäste gelernt hätten. Viele haben frühere Erfahrungen im Umgang mit dem älteren S-300-Boden-Luft-Raketensystem, hergestellt in der Sowjetära. Ein Ausbilder, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte, lobte den Einfallsreichtum der Ukrainer, den er er erlebt habe, als bei einem der Fahrzeuge Kühlflüssigkeit ausgetreten sei. Die Reparatur des Lecks, die normalerweise im US-Militär einen formalen Antrag und tagelanges Warten erfordert hätte, sei in 20 Minuten erledigt worden.

«Es zeigt ihre Fähigkeit, sich einer Situation anzupassen», so der Ausbilder. «In der Ukraine werden sie keine Tage haben. Sie werden vielleicht nur Minuten haben.»

Während der zehnwöchigen Ausbildung waren die Ukrainer zwar auf den Aufenthalt in Fort Sill beschränkt, aber genossen die gleichen Privilegien wie andere Soldaten auf Besuch. Das heisst, sie hatten Zugang zu den Läden, Restaurants und Freizeiteinrichtungen auf dem Stützpunkt. Ganz besonders genossen sie die Tacos, die ein Speiselokal anbot, wie ein Ausbilder erzählt. «Viele von ihnen hatten noch nie zuvor Tacos gegessen.»

Aber der todernste Hintergrund ihres Besuches in Fort Sill wurde von einer Gedenkveranstaltung unterstrichen, die die Ukrainer am Jahrestag des Beginns der russischen Ukraine-Invasion abhielten. «Das war der härteste Teil für mich», sagt ein anderer Ausbilder. «Manche von ihnen haben ihnen nahe stehende Menschen im Krieg verloren.».   

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