Israel Trotz Druck für Waffenruhe: Netanjahu will Hisbollah weiter angreifen

SDA

27.9.2024 - 17:22

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, zeigt eine Karte des Nahen Ostens. Foto: Michael Kappeler/dpa
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, zeigt eine Karte des Nahen Ostens. Foto: Michael Kappeler/dpa
Keystone

Die israelische Armee wird ihre Aktionen gegen die libanesische Hisbollah-Miliz nach den Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ungeachtet der von einer Staatengruppe geforderten Waffenruhe fortsetzen. «Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind», sagte Netanjahu vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Die USA, Deutschland und andere Länder fordern eine dreiwöchige Waffenruhe, um eine diplomatische Lösung des Konflikts zu erreichen.

Die Hisbollah-Miliz beschiesst Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor bald einem Jahr fast täglich. Sie will damit der Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg erreichen. Israel schoss lange jeweils in ähnlichem Umfang zurück. Das Land hat seine Luftangriffe im Libanon jedoch zuletzt massiv verstärkt. Hunderte Menschen wurden getötet.

Netanjahu wendet sich an Libanesen

An das libanesische Volk gewandt sagte Netanjahu: «Wir befinden uns nicht im Krieg mit euch. Wir befinden uns im Krieg mit der Hisbollah, die euer Land gekapert hat und droht, unseres zu zerstören.» Solange die Hisbollah den Weg des Krieges wähle, habe «Israel keine andere Wahl», sagte Netanjahu. Er fügte hinzu, Israel habe «jedes Recht, diese Bedrohung zu beseitigen und unsere Bürger sicher in ihre Heimat zurückzubringen, und genau das tun wir».

Die Hisbollah ist eine vom Iran unterstützte Miliz und eine starke politische Kraft im Libanon. Dem Iran drohte Netanjahu unterdessen mit harten Gegenschlägen: «Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen». Die internationale Politik der Beschwichtigung gegenüber dem Iran müsse ein Ende haben.

«Wir stehen wilden Feinden gegenüber»

Netanjahu bekräftigte, sein Land angesichts vieler Feinde weiter zu verteidigen. Israel strebe nach Frieden und sehne sich nach Frieden. «Doch wir stehen wilden Feinden gegenüber, die unsere Vernichtung anstreben. Und wir müssen uns gegen diese wilden Mörder verteidigen. Unsere Feinde wollen nicht nur uns zerstören. Sie wollen unsere gemeinsame Zivilisation zerstören und uns alle in ein dunkles Zeitalter der Tyrannei und des Terrors zurückführen.»

Solange die Hamas ihre Waffen nicht niederlege und die israelischen Geiseln nicht freilasse, werde der Konflikt weitergehen. «Wenn sie das nicht tun, werden wir kämpfen, bis wir den Sieg erringen, den totalen Sieg. Dafür gibt es keinen Ersatz», so Netanjahu. Nach dem verheerenden Terroranschlag der islamistischen Hamas in Israel vor knapp einem Jahr war Israel in den Gazastreifen einmarschiert. Der Krieg forderte mehr als 41.000 Tote, darunter viele Zivilisten. Israel steht wegen seiner Kriegsführung international in der Kritik.

Netanjahu stellte den Militäreinsatz in New York als Erfolg dar und betonte, die israelische Armee habe mehr als die Hälfte der Mitglieder der Hamas getötet oder gefangengenommen. Vor dem Terrorangriff habe die Organisation knapp 40.000 Mitglieder und mehr als 15.000 Raketen gehabt. Dieses Arsenal sei zu 90 Prozent zerstört worden

Kritik an den UN – «Sumpf aus antisemitischem Zorn»

Aus Protest gegen Israel verliessen zu Beginn der Rede Netanjahus Vertreter zahlreicher Länder den Saal am New Yorker East River. Während der Ansprache zeigten Kamerabilder unter anderem leere Stühle der iranischen und saudischen Delegation. In der Nähe des UN-Geländes gab es propalästinensische Proteste. Doch auch eine Reihe lauter Unterstützer von Netanjahu waren im Saal, darunter seine Frau und sein Sohn sowie Familien der Geiseln. Zudem sassen Gäste Israels auf der Tribüne und jubelten dem Ministerpräsidenten zu.

Eigentlich habe er nicht nach New York kommen wollen, sagte Netanjahu. «Aber nachdem ich die Lügen und Verleumdungen gehört hatte, die viele Redner auf diesem Podium über mein Land verbreiteten, beschloss ich, hierherzukommen und die Sache richtigzustellen.» Er kritisierte die Vereinte Nationen und ihre Mitglieder: «In diesem Sumpf aus antisemitischem Zorn ist eine automatische Mehrheit bereit, den jüdischen Staat für alles Mögliche zu verurteilen».

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