RegierungTausende in Syrien strömen nach Assads Sturz zu Gefängnis
SDA
10.12.2024 - 06:38
Nach dem Sturz von Baschar al-Assad sind zahlreiche Menschen zum berüchtigten Gefängnis Saidnaja geströmt, um nach seit Jahren inhaftierten Angehörigen zu suchen. Wie AFP-Journalisten berichteten, versammelten Tausende vor der Haftanstalt nördlich von Damaskus.
Keystone-SDA
10.12.2024, 06:38
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Unterdessen kündigte der Anführer der siegreichen Islamisten, Mohammed al-Dscholani, an, eine Liste der an Folter beteiligten Ex-Beamten zu veröffentlichen. Er traf sich auch mit dem noch amtierenden Regierungschef Mohammed al-Dschalali zu einem Gespräch über die Machtübergabe.
Vor Ort sagte die 65-jährige Aida Taha, sie sei auf der Suche nach ihrem 2012 verhafteten Bruder «wie eine Verrückte» zum Saidnaja-Gefängnis gelaufen – in der Hoffnung, ihn dort zu finden. «Das Gefängnis hat drei oder vier unterirdische Stockwerke», sagte sie. Bisher liessen sich die Türen nicht öffnen, weil die passenden Zugangscodes fehlten. Die Hilfsorganisation Weisshelme hatte erklärt, dass sie in dem Gefängnis nach möglichen geheimen Türen oder Kellern suchen würden.
Gefängnis steht für Brutalität
Das Saidnaja-Gefängnis steht für die Brutalität der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie. Baschar al-Assad hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten übernommen, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.
Hafis al-Assad hatte die Macht im Land im Jahr 1970 übernommen, der Assad-Clan regierte somit fast fünfeinhalb Jahrzehnte. Mit der Niederschlagung pro-demokratischer Proteste im Jahr 2011 durch Baschar al-Assad begann dann ein Bürgerkrieg, dem eine halbe Million Menschen zum Opfer fielen und der Millionen Syrer in die Flucht trieb.
Die islamistische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) bereiteten dann der Assad-Herrschaft am Wochenende das Ende, der Machthaber flüchtete nach Angaben russischer Staatsmedien nach Russland. Die Kämpfer hatten am 27. November im Nordwesten Syriens eine überraschende Offensive gestartet und waren innerhalb weniger Tage bis in die Hauptstadt vorgerückt. Die Islamisten hatten angekündigt, «alle zu Unrecht Inhaftierte» würden freigelassen.
Liste von ranghöchsten Beamten angekündigt
HTS-Chef al-Dscholani kündigte am Montag im Onlinedienst Telegram an, eine von den künftigen syrischen Behörden zu veröffentlichende Liste werde «die Namen der ranghöchsten Beamten enthalten, die in die Folterung des syrischen Volkes verwickelt sind». «Wir werden Belohnungen für jeden anbieten, der Informationen über hochrangige Armee- und Sicherheitsoffiziere liefert, die in Kriegsverbrechen verwickelt sind.»
Trotz aller politischen Unsicherheiten feierten in Damaskus am Montag erneut zahlreiche Menschen in den Strassen. Auf dem zentralen Umayyaden-Platz ertönten wieder Autohupen, Kämpfer gaben Freudenschüsse in die Luft ab.
Die an der Spitze der Assad-Gegner stehende HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber seit 2016 keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida. Ihr Anführer al-Dscholani präsentiert sich moderat.
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