Ukraine-Überblick Russische Reservisten fordern von Putin militärische Hilfe +++ Krieg könnte noch Jahre dauern

Agenturen/red

11.3.2023

Ukrainische Soldaten wollen Bachmut nicht aufgeben

Ukrainische Soldaten wollen Bachmut nicht aufgeben

Ukrainische Soldaten erzählen unmittelbar vor ihrem nächsten Fronteinsatz in Bachmut, warum sie trotz Müdigkeit, Kälte und Verlusten weiterkämpfen.

09.03.2023

Die Ukraine kämpft weiter um Bachmut und die Stromversorgung im Land. Die EU und die USA wollen verstärkt gegen Unterstützer Russlands vorgehen. Die Entwicklungen im Tages-Überblick.

Agenturen/red


Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wagner-Truppen haben nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums den Osten Bachmuts eingenommen.
  • Bei einem russischen Angriff in der südukrainischen Stadt Cherson sind nach Angaben der dortigen Behörden mindestens drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden.
  • Die Europäische Union und die USA wollen verstärkt gegen Unterstützer des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vorgehen.
  • Ukraine wirft orthodoxe Kirche aus dem wichtigsten Kloster des Landes. Präsident Selenskyj vermutet dort zahlreiche russische Spione.
  • Der Krieg in der Ukraine dürfte nach Ansicht von verschiedenen Experten noch Jahre dauern.
  • Die Entwicklungen von Freitag findest du hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 11. März 2023

  • 20.09 Uhr

    Russische Reservisten fordern von Putin militärische Hilfe

    In einem neuen Videoappell haben russische Reservisten im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine Missstände in der Truppe beklagt und Kremlchef Wladimir Putin um Hilfe gerufen. Als Oberkommandierender der Streitkräfte solle sich Putin darum kümmern, dass die Kommandeure ihre Arbeit machten, sagte ein vermummter Sprecher in der am Samstag aufgenommenen und im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Videobotschaft. Insgesamt sind ein Dutzend Uniformierte auf dem Video zu sehen – ebenfalls ohne erkennbare Gesichter. Der Sprecher der Gruppe beklagt fehlende Ausrüstung und mangelnde Führung durch die Befehlshaber.

    «Wir wissen, dass wir nicht die einzigen sind, die mit einer solchen Bitte auftreten», sagte der Mann «im Gebiet Donezk». Putins solle sich nicht auf dem Papier, sondern vor Ort um die Lage kümmern, verlangt er. Putin hat bisher die Truppen im Kampfgebiet nicht besucht – anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der vereinzelte Frontbesuche absolvierte.

  • 19.30 Uhr

    Wagner-Truppen laut Prigoschin nahe Zentrum von Bachmut

    Die Truppen der russischen Söldnertruppe Wagner befinden sich nach Angaben ihres Chefs nahe des Zentrums der heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Das erklärte Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin in einem am Samstag veröffentlichten Video, das ihn in der Stadt zeigen soll. Die ukrainischen Behörden meldeten derweil mindestens drei Tote bei einem russischen Angriff auf die Stadt Cherson, der pro-russische Bürgermeister von Donezk meldete zwei Tote.v

  • 15.04 Uhr

    Papst Franziskus will nach Kiew – und Moskau

    Papst Franziskus hat sich zu einer Reise in die ukrainische Hauptstadt Kiew bereit erklärt – allerdings nur unter der Bedingung, dann auch nach Moskau reisen zu können. «Ich werde an beide Orte gehen oder an keinen», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche der Zeitung «La Nacion» (Samstag) aus seinem Heimatland Argentinien. Der inzwischen seit mehr als einem Jahr dauerende russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei nur durch Dialog und konkrete Friedensinitiativen zu beenden.

    Der 86 Jahre alte Pontifex betonte erneut: «Der Krieg tut mir weh». (Archiv)
    Der 86 Jahre alte Pontifex betonte erneut: «Der Krieg tut mir weh». (Archiv)
    Alessandra Tarantino/KEYSTONE

    Bereits im vergangenen Sommer hatte der Papst eine Reise in beide Länder erwogen. Auch damals sagte er, er wolle sowohl Kiew als auch Moskau besuchen. Der Vatikan bietet schon länger Vermittlung zwischen beiden Kriegsparteien an. Franziskus sprach nun vom «Wunsch, dem Frieden zu dienen». In dem Interview berichtete er auch, dass er schon am zweiten Tag des Kriegs Russland angeboten habe, nach Moskau zu reisen. Aussenminister Sergej Lawrow habe damals dankend abgelehnt.

  • 13.54 Uhr

    USA und Grossbritannien machen Druck auf die Schweiz wegen eingefrorener russischer Vermögen

    Ein US-Senator und britische Parlamentarier sind besorgt, dass die Schweiz eingefrorene russische Vermögenswerte an Kreml-Vertraute zurückgeben könnte. Sie fordern, dass Druck auf Bern ausgeübt wird, wie das Westschweizer Fernsehen RTS berichtete.

    «Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist über die Briefe informiert, die US-amerikanische, britische und europäische Parlamentarier an den US-Aussenminister Anthony Blinken, den britischen Aussenminister James Cleverly und den EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell gerichtet haben», bestätigt das EDA am Samstag.

    Die Briefe betreffen russische Vermögenswerte, die Anfang der 2010er Jahre im Rahmen der Magnitsky-Affäre in der Schweiz blockiert wurden. Laut Informationen der RTS-Ausgabe vom Freitagabend entschied das Bundesstrafgericht kürzlich, dass Gelder nach Russland zurückgeschickt werden können.

  • 13.07 Uhr

    Raketenangriff auf Cherson

    Bei einem russischen Angriff in der südukrainischen Stadt Cherson sind nach Angaben der dortigen Behörden mindestens drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Der Angriff habe sich auf einer Strasse ereignet, die Cherson mit Mykolajiw verbindet, teilte der Chef der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, am Samstag im Onlinedienst Telegram mit. Der Rettungseinsatz vor Ort laufe noch.

    In einer vorherigen Telegram-Nachricht hatte Prokudin mitgeteilt, dass ein Auto «Feuer gefangen hat, nachdem es von einem Geschoss getroffen wurde». In dieser Nachricht war von einem Toten und einem Verletzten die Rede gewesen.

    Der Chef der Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, sprach derweil auf Telegram von Luftangriffen auf Cherson. «Die russischen Terroristen bombardieren wieder Cherson», erklärte er, ohne nähere Angaben dazu zu machen. Jermak veröffentlichte auch ein Foto eines vollkommenen ausgebrannten Autos mit Feuerwehrmännern rund um das Wrack.

  • 11.31 Uhr

    Kreml stuft Umweltorganisation WWF als «ausländischer Agent» ein

    Wer als «ausländischer Agent» gelistet ist, muss mit zahlreichen Nachteilen rechnen. Nichtregierungsorganisationen (NGO) beklagen, dass sich Russen abwenden – aus Angst, der Zusammenarbeit mit «ausländischen Agenten» bezichtigt zu werden. Der WWF (World Wide Fund for Nature) befürchtet, dass der Natur- und Artenschutz im flächenmässig grössten Land der Erde gefährdet wird. Der russische Ableger hat angekündigt, gegen die Entscheidung des Justizministeriums in Moskau zu klagen.

    Die Organisation verweist in einer Stellungnahme auf drei Jahrzehnte Arbeit in Russland, die heute von etwa 1,5 Millionen Menschen unterstützt werde. «Es ist sehr wichtig für uns, dass sie an unserer Seite bleiben in diesen schwierigsten Zeiten. Umweltprojekte können nicht auf Pause gesetzt werden, weil das den Erfolg der früheren Jahrzehnte zunichtemachen könnte.» 

    Das Ministerium begründet die Einstufung als «ausländischer Agent» so: «Unter dem Anschein einer Tätigkeit zum Schutz der Natur und der Umwelt, der biologischen Vielfalt versuchten die Vertreter des WWF, auf Entscheidungen der Exekutive und des Gesetzgebers der Russischen Föderation Einfluss zu nehmen. Sie behinderten die Umsetzung von industriellen und Infrastrukturprojekten.» Die russische Regierung hat bereits Dutzende NGO, unabhängige Medien und Menschen mit dem Etikett «ausländischer Agent» gebrandmarkt.

    Gefährdet: In Schweizer Tierparks aufgezogene Wisente sind im Rahmen eines Proramms des WWF in Russland ausgewildert worden (Archivbild).
    Gefährdet: In Schweizer Tierparks aufgezogene Wisente sind im Rahmen eines Proramms des WWF in Russland ausgewildert worden (Archivbild).
    KEYSTONE
  • 10.56 Uhr

    Wagner-Truppen nehmen Osten Bachmuts ein

    Der Osten der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut ist nach Einschätzung britischer Militärexperten inzwischen grösstenteils unter Kontrolle der russischen Söldnertruppe Wagner. Der Fluss Bachmutka, der durchs Stadtzentrum fliesst, sei nun die Frontlinie, hiess es am Samstag in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. Der Westen hingegen werde weiterhin von der ukrainischen Armee gehalten, die wichtige Brücken zerstört habe. Die Stadt im Osten der Ukraine mit einst mehr als 70 000 Einwohner ist seit Monaten umkämpft. Heute ist sie weitgehend zerstört. Dort leben nur noch wenige Tausend Menschen.

    Weiter heisst es in dem Bericht, ein Streifen von 200 bis 800 Metern offenen Geländes entlang des Flusses sei zu einer «Todeszone» geworden, die von den ukrainischen Verteidigern aus befestigten Gebäuden beschossen werden. Das mache es «sehr herausfordernd für die Wagner-Kräfte, ihren Frontalangriff nach Westen fortzusetzen». Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als einem Jahr täglich Berichte zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.

  • 8.30 Uhr

    EU und USA wollen gegen Unterstützer Russlands vorgehen

    «Wir unternehmen gemeinsam neue Schritte, um weitere Akteure in Drittländern auf der ganzen Welt ins Visier zu nehmen, um die Unterstützung des russischen Krieges aus jedem Winkel der Welt zu unterbinden, in dem sie festgestellt wird», kündigten US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag (Ortszeit) nach einem Treffen im Weissen Haus in einer gemeinsamen Mitteilung an. Der Fokus liege darauf, die Umgehung von Sanktionen durch Russland zu verhindern, sagte von der Leyen während einer kurzen Presseerklärung vor dem Weissen Haus.

    Man arbeite im Gleichschritt, um russische Einnahmen einzuschränken und gleichzeitig die Energieversorgung in Schwellen- und Entwicklungsländern sicherzustellen, hiess es in der gemeinsamen Mitteilung weiter.

    Konkrete Massnahmen wurden zunächst nicht genannt. Explizit erwähnt wurde auch nicht China. Gegen das Land erwägen sowohl die EU und als die USA Sanktionen, sollte sich bestätigen, dass das Land Russland mit Waffenlieferungen unterstützt. Gegen in China ansässige Unternehmen wurden bereits in der Vergangenheit Sanktionen verhängt.

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spicht mit Präsident Joe Biden im Weissen Haus, am 10. März 2023.
    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spicht mit Präsident Joe Biden im Weissen Haus, am 10. März 2023.
    KEYSTONE
  • 7.30 Uhr

    Selenskyj lobt Norwegens Hilfe vor Frühjahrsoffensive

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte derweil Norwegen als besonderen europäischen Verbündeten in Sachen Militärhilfe vor der Frühjahrsoffensive gegen Russland. Oslo setze ein Beispiel mit seiner Unterstützung des Abwehrkampfes mit sieben Milliarden Dollar (6,58 Mrd Euro) in den nächsten fünf Jahren, sagte Selenskyj in einer am Freitagabend verbreiteten Videobotschaft nach einem Treffen mit dem norwegischen Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram in Kiew. Andere Länder sollten sich an Norwegen ein Beispiel nehmen, sagte Selenskyj weiter.

    Gram sagte, Norwegen habe Achtung vor dem Verteidigungskampf der Ukraine sowie vor den Opfern. Oslo werde das Land so lange unterstützen wie nötig. Selenskyj zufolge hat die Ukraine dank Norwegen ihre Luftverteidigung, Artillerie und andere Bereiche ausgebaut. Man habe Schritte besprochen, um die Verteidigungsoffensive der Ukraine im Frühjahr zum Erfolg zu machen.

    So sei mit Norwegen auch die Möglichkeit einer Ausbildung für Piloten an westlichen Kampfjets besprochen worden, sagte Selenskyj. Die Ukraine fordert Kampfflugzeuge als dringende Voraussetzung, um Russland zu besiegen. Bisher gibt es aber keine Kampfjet-Zusage. Russland warnt vor einer solchen Lieferung, weil dies laut Moskau eine direkte Beteiligung der Nato-Staaten am Krieg bedeute.

    Das skandinavische Nato-Land Norwegen wird der Ukraine acht Leopard-2-Kampfpanzer zur Verfügung stellen. Hinzu kommen bis zu vier Begleitfahrzeuge sowie Mittel für Munition und Ersatzteile. Norwegen hatte Anfang Februar zudem bekanntgegeben, 54 neue Leopard-Panzer vom deutschen Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann zu beschaffen mit der Option auf weitere 18.

  • 7 Uhr

    Ukraine kämpft um Bachmut und Stromversorgung im Land

    Selenskyj äusserte sich einmal mehr auch zur Lage um die seit Monaten umkämpfte strategisch wichtige Stadt Bachmut im Gebiet Donezk. Die Einheiten dort würden verstärkt, sagte er. Zugleich dankte Selenskyj den Kämpfern für ihren «starken Einsatz» bei der Verteidigung der ostukrainischen Stadt. Bachmut gilt aus Kiewer Sicht als Festung, um einen Durchbruch russischer Truppen tiefer in das Landesinnere zu verhindern.

    Nach den massiven russischen Raketenangriffen auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine vom Donnerstag beklagte Selenskyj, dass es weiter Probleme gebe. Es gebe zwar Berichte über die Wiederherstellung der Versorgung. Trotzdem habe etwa Charkiw noch einzelne Probleme bei den Stromlieferungen an Haushalte. Es gebe «heldenhafte Anstrengungen» der Energiearbeiter, die Versorgung wieder herzustellen. Auch in Schytomyr sei die Lage nicht einfach.

    Ukrainian soldiers fire a self-propelled howitzer towards Russian positions near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Sunday, March 5, 2023. (KEYSTONE/AP Photo/Libkos)
    Ukrainian soldiers fire a self-propelled howitzer towards Russian positions near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Sunday, March 5, 2023. (KEYSTONE/AP Photo/Libkos)
    KEYSTONE
  • 6.30 Uhr

    Ukraine wirft orthodoxe Kirche aus Hauptkloster des Landes

    In der Ukraine hat der Staat die grösste orthodoxe Kirche aus dem Hauptheiligtum des Landes, dem Kiewer Höhlenkloster, herausgeworfen. Aufgrund von Verstössen werde der 2013 geschlossene Nutzungsvertrag zum 29. März aufgekündigt, hiess es in einem am Freitag von der ukrainisch-orthodoxen Kirche veröffentlichten Brief der staatlichen Verwaltung des Museumsgeländes. Grundlage sei ein Dekret Selenskyjs vom Dezember vergangenen Jahres zur Überprüfung der Tätigkeit von Religionsgemeinschaften nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

    Selenskyj hält die Kirche für durchsetzt von russischen Spionen. Der Rauswurf betrifft die Räumlichkeiten des sogenannten unteren Teils des Höhlenklosters, in dem sich die Zugänge zu den von Mönchen im Mittelalter angelegten Höhlen befinden. Vor der russischen Invasion orientierte sich die Kirche an dem Patriarchat in Moskau. Deshalb sieht sich die Kirche der politischen Verfolgung ausgesetzt.

    Das Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau reagierte entsetzt auf den Rauswurf. Das sei der «Gipfel der Gesetzlosigkeit» in der Ukraine. «Eine Gesetzlosigkeit, die sich gegenüber Millionen gläubiger Ukrainer schon seit Jahren entfaltet», sagte Moskaus Kirchensprecher Wladimir Legoida.

    Im Januar wurde der Zugang zu den Hauptkirchengebäuden im oberen Bereich des Hügels entzogen. Die Messe zum traditionellen orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar hielt danach die mit staatlicher Hilfe 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine erstmals in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale ab. Der historische Klosterkomplex ist in Staatseigentum und zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. In der Ukraine gibt es drei grosse dem orthodoxen Ritus folgende Kirchen.

    Blick auf das Kiewer Höhlenkloster.
    Blick auf das Kiewer Höhlenkloster.
    Evgeniy Maloletka/AP/dpa/Archiv