Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat die Zeitungsverlegerinnen und -verleger zur Zusammenarbeit aufgerufen. Die direkte Demokratie sei auf starke einheimische Medien angewiesen, sagte sie am Mittwochabend an der Eröffnung des Swiss Media Forum im KKL Luzern.
22.09.2021, 19:32
SDA
Die Bundesrätin, die als Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr und Kommunikation auch für die Medien zuständig ist, ging in ihrer Rede auf die Folgen der sogenannten Plattformisierung ein. Dieser Begriff meint, dass die Leute die Nachrichten nicht mehr in einer bestimmten Zeitung lesen, sondern auf einer Plattform wie Facebook oder Instagram. Sie vergässen dabei, wer für die Artikel verantwortlich sei, erklärte Sommaruga.
Die Zeitungsverlage verlieren mit der Plattformisierung Werbeeinnahmen. Wenn weniger Geld vorhanden sei, würden Redaktionen verkleinert und Titel zusammengelegt, sagte die Bundesrätin. Die Bevölkerung zahle für ihren Medienkonsum bei den ausländischen Internet-Giganten mit ihren persönlichen Daten.
Fehlende Transparenz
Die Bundesrätin sieht aber noch ein anderes Problem: Die Plattformen seien nicht so neutral, wie sie daherkommen würden. Wenige amerikanische und chinesische Firmen würden bestimmen, welche Inhalte in der Schweiz gezeigt würden. Sie würden die Wahrnehmung der Welt prägen, wobei niemand wisse, welche Haltung die Plattformen hätten. Bei der NZZ und der WoZ würden die Leserinnen und Leser dagegen wissen, von welchem Standpunkt aus die Welt betrachtet werde.
Die Politikerinnen und Politikern können sich dank den Plattformen direkt und ohne Medien an die breite Bevölkerung wenden. Sie könnten damit einer Auseinandersetzung mit den Medien und kritischen Nachfragen aus dem Weg gehen, erklärte Sommaruga. Die Wächterrolle der Medien werde geschwächt.
Medien müssen vor Ort sein
Die Bundesrätin, die selbst auch in den sozialen Medien aktiv ist, bestritt nicht, dass die Plattformen auch ihre guten Seiten hätten. Eine Schwächung der einheimischen Medien könne sich die Schweiz als direkte Demokratie aber nicht leisten. Grosse Internetkonzerne könnten die lokalen Medien nicht ersetzen. «Nur wo Medien vor Ort sind, weiss die Bevölkerung, was in der Region läuft», sagte sie.
Weil die Plattformisierung nicht aufgehalten werden könne, müssten die Medien zusammenarbeiten, erklärte Sommaruga. Wo Kooperationen sinnvoll seien, sollte nach gemeinsamen Lösungen gesucht werden, auch mit der SRG. Konkurrenz schliesse eine punktuelle Zusammenarbeit nicht aus.
Medienlob statt Medienschelte
Sommaruga warb zudem für das Mediengesetz, über das die Stimmberechtigten 2022 befinden werden. Dieses stärke die Vielfalt und die Unabhängigkeit der Medien. Es gehöre mittlerweile zum guten Ton, über die Medien herzuziehen. Sie finde aber deren Arbeit für die Schweiz zentral. «Das wird man doch noch sagen dürfen.»
Das Hauptprogramm des Schweizer Medienkongresses findet am Donnerstag statt. Diskutiert werden auch Themen, die die Bundesrätin angeschnitten hatte – die Macht der amerikanischen Internet-Giganten oder das Referendum gegen das Medienförderungsgesetz, aber auch technische Innovationen oder die Verwendung einer geschlechterneutralen Sprache.
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