Verhandlungspoker mit Islamisten Kann Russland seine Militärbasen in Syrien halten?

phi

13.12.2024 - 13:02

Russische Staatsagentur: Assad und Familie in Moskau

Russische Staatsagentur: Assad und Familie in Moskau

Moskau, 08.12.2024: Baschar al-Assad auf der Flucht: Der entmachtete syrische Präsident und seine Familie sind nach einem Bericht der russischen Staatsagentur Tass in Moskau eingetroffen. «Russland hat ihnen aus humanitären Gründen Asyl gewährt», zitiert die Agentur einen Vertreter des Kreml. Details waren zunächst nicht bekannt. Russland gewährt immer wieder gestürzten Präsidenten und Machthabern Zuflucht. Zuvor hatte das russische Aussenministerium mitgeteilt, dass Assad seinen Posten in Syrien aufgegeben und das Land verlassen habe, um eine friedliche Machtübergabe zu ermöglichen.

09.12.2024

Der Kreml verhandelt mit den neuen Machthabern in Syrien. Deutsche Militär-Experten glauben, es gehe um den Abzug der Truppen. Dagegen berichtet «Bloomberg», Moskau könne seine Basen wohl behalten.

Keystone-SDA, phi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Russland steht in Kontakt mit der neuen syrischen Führung.
  • Deutsche Militärexperten glauben, es gehe dabei um den Abzug der russischen Truppen aus Syrien.
  • «Bloomberg» berichtet dagegen, der Kreml stehe kurz davor, auszuhandeln, dass Moskau seine Basen behalten kann.
  • Die Basen sind Wladimir Putins Drehkreuze für die russischen Aktivitäten in Afrika, so die Einschätzung der Bundeswehr.

Russland trifft nach einer internen deutschen Militäranalyse alle notwendigen Vorbereitungen für eine vollständige Räumung seiner Militärbasen in Syrien. Der russische Mittelmeerverband habe den syrischen Hafen Tartus bereits verlassen, heisst es in einem Vermerk des Verteidigungsministeriums, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Sicherheitsgarantien der neuen Machthaber in Syrien nach dem Sturz von Baschar al-Assad beziehen sich demnach wahrscheinlich lediglich auf den Abzug russischer Kräfte «und nicht auf deren dauerhaften Verbleib». «Bloomberg» berichtet dagegen, Moskau sei drauf und dran, sich mit den neuen Machthabern über einen Verbleib zu einigen.

Die russische Fregatte Admiral Grigorowitsch im Mittelmeer vor der Küste von Tartus. 
Die russische Fregatte Admiral Grigorowitsch im Mittelmeer vor der Küste von Tartus. 
Keystone

Demnach will der Kreml zwei Basen in Syrien halten: Angeblich hat sich Russland mit der Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) geeinigt, auch wenn das Ganze noch nicht offiziell sei. «Bloomberg» bemüht dabei allerdings anonyme Quellen: Eine Überprüfung ist unmöglich.

Russische Drehscheibe für Afrika gestört

Der Militärflughafen im syrischen Latakia wird laut der deutschen Analyse – wie auch bislang der Hafen Tartus – von Russland genutzt, um in Libyen eine Drehscheibe zur Versorgung russischer Kräfte in Afrika zu unterhalten.

Ein Wegfall des Flugplatzes Latakia führe wahrscheinlich zu einer Beeinträchtigung der Lufttransporte aus Russland nach Libyen, da die Flugzeuge aufgrund der längeren Flugstrecke weniger Material mitführen könnten.

Somit blieben Lufttransporte schwerer Güter ohne Zwischenlandung nur möglich, wenn es weiter türkische Durchfluggenehmigungen gebe. «Diese werden in der NATO kritisch bewertet», heisst es in dem Vermerk.

Wahrscheinlich sei, dass ein Verlust der russischen Stützpunkte in Syrien die logistischen Abläufe Russlands «von und nach Afrika zumindest kurz- bis mittelfristig beeinträchtigt und schwere Materialtransporte eingeschränkter durchgeführt werden können».

Transporte und Nachversorgung mit Waffen behindert

Jedoch werde das aktuelle Niveau militärischen Engagements in Afrika «grundsätzlich nicht signifikant beeinträchtigt». Der syrische Hafen Tartus sei bislang der einzige dauerhaft für Russland verfügbare Stützpunkt im östlichen Mittelmeer gewesen.

Der Wegfall werde sich strategisch wahrscheinlich negativ auf eine verlässliche militärische Präsenz Russlands im östlichen Mittelmeer auswirken.

Materialtransporte und die Nachversorgung für verschossene Waffen seien nur noch unter Auflagen oder gar nicht mehr möglich. Weiter heisst es, ohne Einigung mit den neuen syrischen Machthabern werde es für Russland wahrscheinlich nur noch eine «eingeschränkte Aufrechterhaltung der maritimen Präsenz im Mittelmeer» geben.


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