Putin: Russland fährt Rüstungsproduktion hoch
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Ausweitung der industriellen Produktion von Waffen für die Streitkräfte angekündigt, auch von neuen Waffensystemen. Eine leistungsfähige Armee sei «Garant für die Stabilität Russlands», sagte Putin.
23.02.2023
Kaum jemand kennt die russische Elite so gut wie Catherine Belton. Die britische Journalistin sagt, auf wen der Kreml-Chef noch hört und ob es zu einem Umsturz kommen könnte.
Seit ihrem Bestseller «Putins Netz» gilt die britische Journalisitn Catherine Belton als Expertin für den russischen Präsidenten und seinen Kreis aus Oligarchen, Geheimdienstlern und Mafiosi.
Trotz der profunden Kenntnisse habe die russische Invasion am 24. Februar 2022 Belton überrascht, wie sie dem deutschen Magazin «Der Spiegel» sagt. Ihre Quellen aus der Moskauer Elite seien ähnlich überrascht gewesen. Man habe erwartet, dass Putin pragmatisch bleiben würde, dass er eine Unabhängigkeit von Donezk und Luhansk anerkennen würde, vielleicht Truppen schicken würde. Mehr aber nicht.
Zusehende Isolation
Jedoch habe sich Putin im Verlaufe des Kriegsjahres mehr und mehr isoliert, beobachtet Belton. Der Kreml-Chef lasse nur noch wenige Menschen an sich heran. Er spreche vor allem viel mit Nikolaj Patruschew, dem Chef des Sicherheitsrates. Der schreibe Putin quasi vor, was zu tun sei. Er sei auch die Person gewesen, die Putin zum Angriff riet, weil die USA die Ukraine angeblich als Plattform nutzten, um Russland zu schwächen.
Eine weitere wichtige Stimme neben Patruschew sei auch Jurij Kowaltschuk. Der Banker ist mit dem KGB eng verbunden und kennt Putin bereits aus früheren Tagen in St. Petersburg.
Putin ist überzeugt: USA will seine Herrschaft untergraben
Auch Putins Sicht auf die Welt sei laut der Journalistin paranoider geworden. Sein innerer Zirkel und er scheinen überzeugt, dass die USA seine Herrschaft mit allen Mitteln untergraben wolle. Nur ein Sieg in der Ukraine, so glaubt Putin, könne Moskaus Status auf der Weltbühne wiederherstellen. Belton ist überzeugt, dass Putin bereit ist, alle Errungenschaften der vergangenen 20 Jahre zu opfern, um dieses Gebiet einnehmen zu können.
Kaum hörbare Kritik
Obwohl der Krieg bereits Hundertausende tote oder verletzte Soldaten forderte und die Sanktionen gegen Russland schaden, begehren nach wie vor wenige Menschen auf. Das liege daran, dass die meisten Russ*innen deprimiert und zu verängstig seien, um etwas zu unternehmen. Als Beispiel: Bezeichnet man den Krieg als solchen, drohen bis zu 15 Jahre Haft im Straflager. Weil der Krieg die jahrzehntelange Arbeit, den Reichtum und den Einfluss der russischen Elite erodieren lässt, würden diese über eine mögliche Ablösung Putins diskutieren. Belton sagt: «Meine Informanten reden derzeit in einer Weise über Putin, wie ich es nie zuvor gehört habe.»
Potenzial eines ewigen Krieges
Ein Wechsel an der Kreml-Spitze werde laut der Journalistin aber noch lange dauern, denn solange es eine Chance auf einen Sieg gäbe, werde niemand gegen ihn vorgehen. Für Belton hat der Konflikt das Potenzial, in einen ewigen Krieg auszuarten.
Putin sei zwar von der Einigkeit des Westens im ersten Kriegsjahr überrascht worden, aber laut Belton dürfte er wohl darauf spekulieren, dass der Westen früher oder später das Interesse verlieren wird: «Putin ist davon überzeugt, dass der Westen fett und faul ist.» Deshalb sei es für Belton umso wichtiger, dass der Westen weiterhin Waffentechnik an die Ukraine liefere, damit die Chancen auf einen russischen Sieg so klein wie möglich bleiben. Ansonsten werde Putin immer weiter machen.