Nordkoreanische Propaganda Das Virus schwebte angeblich per Ballon ein

gbi

1.7.2022

In Nordkorea kämpft jetzt die Armee gegen Corona

In Nordkorea kämpft jetzt die Armee gegen Corona

Lange Zeit gab es in Nordkorea offiziell keinen einzigen Corona-Fall, nun meldet die Regierung plötzlich 1,7 Millionen Infizierte. Bei der Bekämpfung der Seuche soll nun die Armee helfen. Was konkret die Soldaten unternehmen sollen, bleibt unklar.

18.05.2022

Nordkoreas Staatspropaganda findet fast immer einen Weg, eigene Problem dem Ausland anzulasten. Auch beim Coronavirus.

gbi

1.7.2022

Zuerst war nur von einer mysteriösen Fieberkrankheit die Rede. Im Mai schliesslich hat das nordkoreanische Regime dann erstmals bestätigt, dass das Coronavirus das abgeschottete Land erreicht hat. Wie genau? Dazu liefern die Staatsmedien jetzt eine präzise Rekonstruktion. 

Eine Untersuchung habe ergeben, dass sich zwei Personen mit dem Virus infiziert hätten, nachdem sie an der Grenze zu Südkorea «unidentifizierte Objekte» berührt hätten. Bei den beiden habe es sich um einen 18-jährigen Soldaten und ein fünfjähriges Kind gehandelt, zitiert die britische BBC am Freitag aus nordkoreanischen Staatsmedien. «Seither hat sich das bösartige Covid-19-Virus rasant in der Demokratischen Volksrepublik verbreitet.» 

Die Bevölkerung sei deshalb dazu aufgerufen, «wachsam mit fremden Dingen umzugehen, die durch Wind und andere Klimaphänomene und Ballons in die Gebiete entlang der Demarkationslinie und Grenzen gelangen». Stattdessen sollte man beobachtete Gegenstände den Behörden melden, die diese dann beseitigen würden.

Aus Sicht des nordkoreanischen Regimes ist diese Erklärung – wohl nicht zufällig – überaus praktisch: Aktivist*innen aus Südkorea schicken immer wieder Flyer und Hilfsgüter mittels Ballons über die Grenze in den Norden. Sie wollen die Bevölkerung damit unter anderem über die Machenschaften des Kim-Clans aufklären. 

Seoul widerspricht

Auch wenn Südkorea in der Erklärung nicht namentlich erwähnt worden sei, habe sich Seoul umgehend zu Wort gemeldet, schreibt die BBC. Es gebe «keine Möglichkeit», dass das Coronavirus auf diesem Weg nach Nordkorea gelangt sei. 

Das Ausmass, mit der die Corona-Pandemie das verarmte Nordkorea getroffen hat, ist unbekannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO kann zu dem isolierten Land weder Fallzahlen noch Angaben zur Durchimpfung nennen. Experten befürchten aber eine grosse Durchseuchung.

Südkoreaner senden Ballons mit Flyern, die das nordkoreanische Regime kritisieren, über die Grenze.
Südkoreaner senden Ballons mit Flyern, die das nordkoreanische Regime kritisieren, über die Grenze.
Bild: Keystone