Gewaltsame Konflikte Israelische Polizei dringt erneut zur Jerusalemer Al-Aksa-Moschee vor

dpa

17.4.2022 - 20:35

Israelische Sicherheitskräfte an einem Kontrollpunkt auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt.
Israelische Sicherheitskräfte an einem Kontrollpunkt auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt.
Bild: Ilia Yefimovich/dpa

Schon am Freitag hatte es Zusammenstösse gegeben. Palästinenser haben sich offenbar auf eine Auseinandersetzung vorbereitet.

Die israelische Polizei hat zwei Tage nach Zusammenstössen mit Palästinensern die Anlage der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem betreten. Beamte hätten das weitläufige Gelände vor der Moschee geräumt, teilte die Polizei am Sonntag mit. In dem Gebäude selbst hätten Dutzende Palästinenser ausgeharrt und auf Arabisch gerufen: «Gott ist der Grösste.» Mit der Polizeiaktion solle Juden die Möglichkeit zum Besuch der heiligen Stätte ermöglicht werden. Palästinenser hätten in Vorbereitung auf Gewalt Steine gesammelt und Barrikaden errichtet.

Palästinenser berichteten von Zusammenstössen in der Nähe der Moschee-Anlage. Nach Angaben von Sanitätern gab es 17 Verletzte. Die Polizei teilte mit, in der Nähe der Altstadt seien Busse mit Steinen angegriffen worden. Einige Fahrgäste, bei denen es sich offenbar um Juden handelte, hätten leichte Verletzungen erlitten. Zwei Verdächtige seien festgenommen worden. Nach weiteren werde gesucht. Ministerpräsident Naftali Bennett ordnete für Busse in Richtung Altstadt zusätzliche Sicherheitsmassnahmen an.

Brennpunkt von Gewalt

Die Polizei erklärte, sie sei verpflichtet, Juden und Muslimen die freie Religionsausübung auf dem Tempelberg zu ermöglichen. Sie warf den Palästinensern vor, die Heiligtümer zu entweihen. Der zuständige Minister Omer Barlev sagte, Israel werde nicht über Gewalt und Terror hinwegsehen.

Die Regierung des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas sprach dagegen von einer gefährlichen Eskalation. «Deren Folgen wird allein die israelische Regierung zu tragen haben», sagte Abbas' Sprecher Nabil Abu Rdeneh.

Amateurvideos in sozialen Medien schienen zu zeigen, wie Polizisten Schlagstöcke gegen festgenommene Palästinenser und zur Räumung des Moschee-Vorplatzes einsetzten. Vorwürfe übermässiger Gewalt wurden laut.

Angespannte Stimmung

Die Anhöhe in der Altstadt von Jerusalem ist sowohl Muslimen als auch Juden besonders heilig und immer wieder Brennpunkt von Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern gewesen. Bereits am Freitag hatte es Zusammenstösse gegeben, als Palästinenser Steine in Richtung Klagemauer warfen, wo sich Juden zum Gebet versammeln. Die Polizei griff ein. Kurz nach den frühmorgendlichen Gebeten lieferten sich Dutzende Palästinenser Auseinandersetzungen mit Beamten. Nach Angaben von Sanitätern gab es mehr als 150 Verletzte.

Israelische Sicherheitskräfte haben in den vergangenen Jahren grosse Gruppen nationalistischer und religiöser Juden beim Besuch auf dem Tempelberg eskortiert, was Palästinenser als Provokation betrachten. Diese haben immer wieder die Befürchtung geäussert, Israel könne die Anlage der Al-Aksa-Moschee oder Teile davon in Besitz nehmen. Israel dagegen versichert, es sei dem Status quo verpflichtet. Laut einer langjährigen Übereinkunft dürfen Juden den Tempelberg betreten, aber nicht dort beten. Juden haben das jahrzehntelang aus religiösen Gründen auch nicht getan.

Derzeit ist die Stimmung besonders angespannt, weil in diesem Jahr der muslimische Fastenmonat Ramadan, das jüdische Pessach-Fest und das christliche Ostern zeitlich zusammenfallen und Zehntausende Pilger in der Stadt sind. Vor Kurzem hat eine radikale jüdische Gruppe dazu aufgerufen, Tiere zum Tempelberg zu bringen, um sie als Pessach-Opfer zu töten. Die Polizei versucht, derartiges zu verhindern, doch Palästinenser haben den Aufruf der Gruppe im Internet verbreitet und dazu aufgerufen, solche Pessach-Opfer zu verhindern.

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