Klage in New York Trump und Giuliani sollen Begnadigungen verkauft haben

Von Philipp Dahm

16.5.2023

Donald Trump, damals republikanischer Präsidentschaftskandidat, und sein Anwalt Rudy Giuliani im August 2026 beim Wahlkampf in Akron, Ohio.
Donald Trump, damals republikanischer Präsidentschaftskandidat, und sein Anwalt Rudy Giuliani im August 2026 beim Wahlkampf in Akron, Ohio.
KEYSTONE

Rudy Giuliani droht neuer juristischer Ärger: Eine frühere Angestellte hat Klage wegen sexueller Belästigung eingereicht. Sie beschuldigt ihn auch, mit Donald Trump dessen präsidiales Pardon zu Geld gemacht zu haben.

Von Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Noelle Dunphy hat am 15. Mai in New York Klage gegen Rudy Giuliani eingereicht.
  • Giuliani habe seiner Angestellten gesagt, er verkaufe präsidiale Begnadigungen für 2 Millionen Dollar und teile den Erlös mit Donald Trump.
  • Er soll ihr aufgetragen haben, das FBI zu belügen, falls sie befragt würde.
  • Für mehrere Fälle sexueller Belästigung legt Dunphy zudem Textnachrichten und Audio-Aufnahmen bei.
  • Eine Aufnahme soll beweisen, dass Giuliani eine Million Dollar bei einem Freund parkiert haben soll, damit seine Ex-Frau nichts bekommt. Das wäre gleichzeitig strafbare Steuervermeidung.

Rudy Giuliani steckt über beide Ohren im juristischen Sumpf. Während Dominion Voting Systems mit dem konservativen US-Sender Fox News einen Vergleich geschlossen hat, ist die Klage des Wahlmaschinen-Herstellers wegen Diffamierung gegen Giuliani nach wie vor hängig, weil der behauptet hat, ihre Geräte hätten die Wahl 2020 manipuliert.

Und nun ist im New York Supreme Court eine neue Klage eingegangen, die es in sich hat: Darin wird nicht nur der Anwalt ernster Vergehen beschuldigt, sondern auch sein früherer Arbeitgeber: Rudy Giuliani hat demnach Interessierten angeboten, ihnen eine präsidiale Begnadigung für 2 Millionen Dollar zu besorgen.

Riesen-Rummel in Atlanta, Georgia: Rudy Giuliani muss am 17. August 2022 beim Bezirksgericht von Fulton County über seinen früheren Boss Donald Trump aussagen.
Riesen-Rummel in Atlanta, Georgia: Rudy Giuliani muss am 17. August 2022 beim Bezirksgericht von Fulton County über seinen früheren Boss Donald Trump aussagen.
EPA

Der Erlös werde zwischen ihm und demjenigen geteilt, der sie ausstellt: dem damaligen Präsidenten Donald Trump. Darüber hinaus werden Giuliani auch sexuelle Belästigung, Steuervermeidung und Anstiftung zur Lüge gegenüber dem FBI vorgeworfen. Der Angeklagte weist alle aufgeführten Beschuldigungen zurück.

«Kann ich mit dir duschen?»

Die Klägerin ist Noelle Dunphy. Giuliani stellt sie im Januar 2019 als Director of Business Development ein. Sie bekommt ein Jahresgehalt von einer Million Dollar plus Spesen. Zudem will ihr Boss sie im Prozess gegen ihren übergriffigen Ex-Mann unterstützen. Eine Chance, wie man sie nur einmal im Leben bekommt, heisst es in der Anklage.

I beg your pardon: Rudy Giuliani mit dem Jus-Professor John Eastman am 6. Januar 2021 in Washington vor dem Sturm des Kapitols.
I beg your pardon: Rudy Giuliani mit dem Jus-Professor John Eastman am 6. Januar 2021 in Washington vor dem Sturm des Kapitols.
AP

Doch die Realität sieht anders aus, heisst es in der Schrift. Denn Giuliani eröffnet Dunphy bald, er habe sie vom ersten Interview an gewollt. Er schreibt WhatsApp-Messages wie «Kann ich mit dir duschen?». Er klagt über die Scheidung von seiner dritten Frau, deren Anwälte seine Kontobewegungen überprüfen würden.

Giuliani hat deshalb eine Million Dollar bei einem Freund parkiert, damit seine Ex-Frau dieses Betrages nicht habhaft wird, so die Anklage. Das ist gleichzeitig auch Steuerhinterziehung, für die Dunphy belastende Tonaufnahmen anführt. Auch Textnachrichten sind als Beweis aufgeführt.

«Er sagte, er verkaufe Begnadigungen für 2 Millionen Dollar»

Für die wohl haarsträubendsten Anschuldigungen gibt es keine solchen Beweise: «Er hat Miss Dunphy auch gefragt, ob sie jemanden kenne, der ein präsidiales Pardon brauche. Er sagte ihr, er verkaufe Begnadigungen für 2 Millionen Dollar, die er mit Präsident Trump teile. Er hat Miss Dunphy erzählt, dass sie Personen, die Begnadigungen bräuchten, an ihn verweisen könne.»

Und weiter soll der 78-Jährige erklärt haben, dass das nicht über die offiziellen Kanäle laufen dürfe, weil das für die Begnadigungen zuständige Amt die Dokumente aufbewahren und auf Verlangen vorzeigen müsse. In einer Fussnote steht zudem: «Er sagte ihr, dass sie sich an ‹nichts erinnern› solle, wenn das FBI sie befragt. Sie solle behaupten, dass sie Giuliani nicht kennt.»

Das ist – sofern es stimmt – ebenso ein Bruch von Bundesrecht wie die Steuervermeidung, für die es eine Audio-Aufnahme geben soll. Sie kann mit bis zu 5 Jahren bestraft werden. Auch andere unappetitliche Gespräche soll die Klägerin aufgenommen haben. So sagt Giuliani angeblich, dass er sich «Ärger mit Minderjährigen» einhandeln könne, wenn diese «16 sind, aber wie 20 aussehen». 

Wie bei «Borat»

Die 43-Jährige lebt eigentlich in Florida, und als sie zu einem Termin nach New York muss, besteht der Angeklagte angeblich darauf, dass sie nicht im Hotel, sondern bei ihm übernachtet. Als sie um Ruhe bittet, bleibt Giuliani im Raum und öffnet seine Hose – ganz wie im Film «Borat».

Dicke Hose im Hotelzimmer: Rudy Giuliani als unfreiwilliger Darsteller in der Satire «Borat» von 2020.
Dicke Hose im Hotelzimmer: Rudy Giuliani als unfreiwilliger Darsteller in der Satire «Borat» von 2020.
20th Century Fox

Er habe ihren Kopf in seinen Schoss gedrückt. Sie habe ihn daraufhin gegen ihren Willen oral befriedigt. Bei Videokonferenzen soll er sie regelmässig aufgefordert haben, sich auszuziehen. Oft habe er diese vom Bett aus geführt und sich dabei unter dem Laken angefasst.

Dunphy wird im Januar 2021 entlassen, doch statt 2 Millionen Dollar habe sie in dieser Zeit bloss 12'000 Dollar verdient. Die Klägerin will nun 10 Millionen Dollar als Kompensation. Sie sagt auch aus, Giuliani habe ihr davon erzählt, dass Trumps Team einen «Wahlbetrug» ausrufen und behaupten werde, dass er die Wahl gewonnen habe.

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