Syrien Einigung auf neue Waffenruhe in Idlib

SDA

5.3.2020 - 19:15

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich am Donnerstag zu Gesprächen über die angespannte Lage im syrischen Idlib mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan getroffen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich am Donnerstag zu Gesprächen über die angespannte Lage im syrischen Idlib mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan getroffen.
Source: KEYSTONE/AP/Pavel Golovkin

Russland und die Türkei haben sich auf einen neuen Anlauf für ein Ende der Kämpfe in der syrischen Rebellenhochburg Idlib geeinigt. Eine neue Waffenruhe trete kurz nach Mitternacht zum Freitag in Kraft.

Das sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in Moskau. Der russische Staatschef Wladimir Putin sagte, dass nach rund sechs Stunden ein gemeinsames Dokument entstanden sei, das der Umsetzung des Waffenstillstandes diene.

Eigentlich gilt dort bereits eine Waffenruhe. In den vergangenen Wochen war aber das syrische Militär mit russischer Unterstützung weiter in dem Gebiet vorgerückt. Hunderttausende Menschen fliehen derzeit vor den syrischen und russischen Angriffen in Richtung türkische Grenze.

Russland ist in dem Bürgerkrieg die Schutzmacht der syrischen Regierung. Die Türkei unterstützt in der Region Rebellen, darunter islamistische Gruppen. Nach einem Abkommen mit Russland hat die Türkei in Idlib Beobachtungsposten eingerichtet, die sie mit Waffen und Personal in den vergangenen Wochen massiv aufgerüstet hatte.

Wegen der grossen Zahl an Flüchtlingen kommen Hilfsorganisationen in kurzer Zeit kaum noch damit nach, die Menschen zu versorgen. Die Region rund um Idlib ist eines der letzten Rebellengebiete in dem Bürgerkriegsland. Nach Uno-Angaben sind inzwischen 950'000 der drei Millionen Einwohner der Region auf der Flucht.

Türkei schliesst Grenzöffnung nicht aus

Die Türkei schloss am Donnerstag nicht aus, auch ihre Südgrenze zu Syrien für Flüchtlinge aus Idlib zu öffnen. Sie könnten dann auch weiter in die EU gelangen, warnte Innenminister Süleyman Soylu. «3,5 Millionen Menschen in Idlib und an den türkischen Grenzen sind derzeit in Not.»

Kreise der syrischen Opposition meldeten erst am Donnerstag, dass bei neuerlichen Luftangriffen in der Provinz Idlib mindestens 14 Menschen getötet und etwa 20 verletzt worden seien.

Erdogan wollte mit seinem Besuch in Moskau verhindern, dass angesichts der Kämpfe in Idlib weitere Flüchtlinge in die Türkei kommen – sie hat bereits Millionen Syrer aufgenommen.

Am Samstag hatte die Türkei die Grenze in Richtung EU geöffnet. Daraufhin hatten sich Tausende Flüchtlinge auf den Weg zur türkisch-griechischen Grenze gemacht. Beobachter gehen davon aus, dass Erdogan die EU damit unter Druck setzen wollte, um der Türkei Beistand zu leisten und mehr finanzielle Hilfe zu bekommen.

Treffen mit Spannung erwartet

Das Treffen zwischen Erdogan und Putin war angesichts der dramatischen Lage der Flüchtlinge in Idlib und der Gemengelage an der EU-Grenze mit Spannung erwartet worden. Erdogan wurde der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge von einer grossen Delegation begleitet, darunter Verteidigungsminister Hulusi Akar und Aussenminister Mevlüt Cavusoglu.

«Ich weiss, dass die Welt gerade zuschaut», sagte Erdogan zum Auftakt. Er verwies auch auf die guten Beziehungen zwischen Russland und der Türkei. Sie seien «auf dem Höhepunkt». Putin und Erdogan hatten in den vergangenen Wochen mehrfach über Idlib gesprochen. Trotzdem spitzte sich die Lage zu.

Nach dem Tod von mindestens 34 türkischen Soldaten bei einem syrischen Luftangriff in der vergangenen Woche hatte die Türkei eine Militäroffensive gegen das syrische Militär in der Region begonnen. Putin äusserte sein Bedauern über den Tod der Soldaten und nahm die syrische Armee in Schutz, die das nicht gewollt habe.

Der russische Präsident erörterte vor dem Treffen mit Erdogan nach Kremlangaben mit EU-Ratspräsident Charles Michel die schwierige humanitäre Situation in Idlib. Dabei verurteilte Putin das aggressive Vorgehen der Rebellen. Russland gibt ihnen die Schuld an der dramatischen Flüchtlingssituation.

Zurück zur Startseite