Tod nach Haft in Nordkorea Empörung über Trump wegen Verteidigung Kims im Fall Warmbier

dpa

1.3.2019

Der US-Bürger Otto Warmbier wird am 16.03.2016 in einem Gericht in Pjöngjang von zwei nordkoreanischen Polizisten eskortiert.
Der US-Bürger Otto Warmbier wird am 16.03.2016 in einem Gericht in Pjöngjang von zwei nordkoreanischen Polizisten eskortiert.
Bild: Jon Chol Jin/AP

Donald Trump verteidigt im Fall des mutmaßlich gefolterten Studenten Warmbier Nordkoreas Machthaber Kim. Die Eltern des Studenten sind entsetzen – in den USA zieht ein Sturm der Entrüstung auf.

Während sich Donald Trump nach dem gescheiterten Nordkorea-Gipfel selbst in höchsten Tönen lobt, zieht in den USA ein Sturm der Entrüstung auf. Diktator Kim Jong Un habe von Haft und Folter des US-Studenten Warmbier nichts gewusst, da ist der US-Präsident ganz sicher – Warmbiers Eltern sind entsetzt.

Heftige Kritik an Trump

US-Präsident Donald Trump hat den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un im Fall des gestorbenen US-Studenten Otto Warmbier in Schutz genommen und ist dafür heftigst kritisiert worden.

Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Abgeordnetenhaus, der Demokrat Adam Schiff, nannte die Äusserungen des republikanischen Präsidenten am Donnerstagabend (Ortszeit) «abscheulich». Trump hatte nach seinem Gipfel mit Kim in Hanoi gesagt, er gehe davon aus, dass der nordkoreanische Machthaber nichts von der Inhaftierung Warmbiers in seinem Land gewusst habe.

Warmbiers Eltern widersprachen Trump und machten den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un für den Tod ihres Sohnes verantwortlich. «Kim und sein teuflisches Regime sind für den Tod unseres Sohnes Otto verantwortlich», hiess es in einer Mitteilung von Fred und Cindy Warmbier, die mehrere US-Medien am Freitag verbreiteten. «Keine Ausreden oder überschwängliches Lob können daran etwas ändern», hiess es darin weiter.

Warmbier war 2017 nach knapp eineinhalb Jahren Haft in Nordkorea gesundheitlich schwer gezeichnet in die USA zurückgekehrt und kurz darauf gestorben. «Er sagt mir, dass er nichts davon wusste, und ich werde ihn beim Wort nehmen», sagte Trump über Kim. «Was geschehen ist, ist furchbar. Ich glaube wirklich, dass ihm (Warmbier) etwas Furchtbares geschehen ist, und ich glaube wirklich nicht, dass die oberste Führung davon etwas wusste.»

Trump glaubt Kim

Schiff kritisierte auf Twitter, dass Trump das Dementi Kims akzeptiert habe – wie es der US-Präsident in der Vergangenheit auch bei anderen Diktatoren gemacht habe. Der demokratische US-Senator Mark Warner schrieb auf Twitter: «Die Diktatoren der Welt haben die Botschaft bekommen: Du kannst mit allem davonkommen, solange du danach Donald Trump belügst.»

Das Treffen zwischen Trump und Kim in Hanoi war am Donnerstag ohne Abschlusserklärung zu Ende gegangen. Beide Seiten kamen sich in der zentralen Frage des Abbaus der nordkoreanischen Atomwaffen nicht näher. Trump sagte, Nordkorea habe die vollständige Aufhebung aller Sanktionen verlangt, und die geplanten Abrüstungsschritte gingen nicht weit genug. Nordkoreas Aussenminister Ri Yong Ho erwiderte später, sein Land habe nur eine teilweise und nicht die völlige Aufhebung der Sanktionen gefordert. Die angebotene atomare Abrüstung sei die weitreichendste für sein Land derzeit machbare Massnahme.

Kim Jong Un traf am Freitag in Hanoi mit dem vietnamesischen Präsidenten Nguyen Phu Trong zusammen. Eine Kapelle spielte die Nationalhymne Nordkoreas, und Kinder schwenkten Fähnchen beider Länder. Es war der erste offizielle Staatsempfang für Kim im Ausland. Seit seinem Amtsantritt 2011 war er zuvor nur in China und Singapur gewesen, dort aber nicht in Form eines Staatsbesuchs.

Für Samstag waren auch Kranzniederlegungen am Grabmal der Kriegshelden und Märtyrer sowie am Mausoleum von Revolutionsführer Ho Chi Minh (1890-1969) geplant. Die USA waren vor rund 50 Jahren Kriegsgegner Hanois im Vietnamkrieg. Sie hatten das verbündete Südvietnam gegen das kommunistische Nordvietnam unterstützt. Der Vietnamkrieg endete mit dem Rückzug der Amerikaner und der Eroberung der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon durch die Nordvietnamesen und den Vietkong 1975. Saigon wurde in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt.

Dialog soll fortgesetzt werden

Der Dialog zwischen den USA und Nordkorea soll laut nordkoreanischen Staatsmedien aber auch nach dem Scheitern des Gipfels fortgesetzt werden. Die nordkoreanische Staatsagentur KCNA meldete am Freitagmorgen, beide Seiten hätten sich auf einen anhaltenden Dialog zur «Denuklearisierung» geeinigt. KCNA berichtete zudem, die Gespräche seien produktiv und aufrichtig gewesen. Der Austausch zwischen Kim und Trump habe zum gegenseitigen Vertrauen beigetragen.

Der südkoreanische Präsident Moon Jae In will mithilfe der USA innerkoreanische Wirtschaftsprojekte neu starten. «Wir werden mit den Vereinigten Staaten über Wege beraten, um das Tourismusresort im Kumgang-Gebirge und die Sonderwirtschaftszone Kaesong wieder in Betrieb zu nehmen», sagte er am Freitag in Seoul. Beide Projekte wurden rund um die Jahrtausendwende initiiert, fielen jedoch später politischen Spannungen zum Opfer.

Im Kumgang-Gebirge an der Ostküste Nordkoreas soll das Reiseprogramm für südkoreanische Touristen wieder aufgenommen werden. Zudem soll der Industriepark in Kaesong an der innerkoreanischen Grenze wieder eröffnet werden. Moon betonte seine Vermittlerrolle zwischen Pjöngjang und Washington. Er werde «jegliche Mittel» einsetzen, damit beide Seiten eine vollständige Einigung bei den Nuklearverhandlungen erreichen könnten.

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