Die bosnischen Behörden haben das vielfach kritisierte improvisierte Migrantenlager Vučjak geräumt und aufgelöst. Busse mit den rund 750 Bewohnern trafen in der Nacht zum Mittwoch in einer ehemaligen Kaserne in der Nähe der Hauptstadt Sarajevo ein.
Das berichteten bosnische Medien. Peter Van Der Auweraert, Westbalkan-Koordinator der Internationalen Organisation für Migration (IOM), einer Uno-Unterorganisation, teilte über Twitter mit: «Vučjak endlich geschlossen (...) Das Ende einer humanitären Katastrophe.»
Zelte ohne feste Böden, fehlende Strom- und Wasseranschlüsse und fehlende Heizmöglichkeiten verhalfen Vučjak zu seiner zweifelhaften Berühmtheit. Das Camp hatte die nordwestbosnische Stadt Bihać im Frühjahr auf dem Boden einer ehemaligen Mülldeponie eingerichtet.
Bihać wollte damit den gestiegenen Andrang von Migranten und Flüchtlingen – zumeist aus Afghanistan, Pakistan, Irak und Syrien – bewältigen, die in der Grenzregion zum EU-Land Kroatien feststeckten und keinen Platz mehr in den regulären IOM-Lagern fanden.
Gefährlicher Wintereinbruch
Mit dem einsetzenden Winter, Schneefällen und nächtlichen Temperaturen tief im Minusbereich wurde die Situation in Vučjak vollends unhaltbar. Bei der Räumung seien die Betroffenen freiwillig in die Busse gestiegen, erklärte Van Der Auweraet am Mittwoch vor den Medien in Sarajevo.
Viele Migranten und Flüchtlinge hatten bis zuletzt in Vučjak ausgeharrt, weil sie praktisch in Sichtweite der kroatischen Grenze bleiben wollten. Der Ort diente als Ausgangspunkt für Märsche über die «grüne» Grenze ins EU-Nachbarland.
Sie würden es im kommenden Frühjahr wieder versuchen wollen, sagten einige der im Raum Sarajevo eingetroffenen Migranten. Bislang hat sie die für ihr brutales Vorgehen bekannte kroatische Grenzpolizei jeweils wieder zurückgeschickt.
Seit der weitgehenden Schliessung der Balkanroute, die vom EU-Staat Griechenland über Nordmazedonien, Serbien und Ungarn nach Mitteleuropa führt, hat sich eine alternative Route über Bosnien-Herzegowina in die EU-Mitgliedsländer Kroatien und Slowenien etabliert. Die meisten Migranten wollen nach Deutschland, Frankreich oder Italien, wie sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort erklärten.
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