Sri Lanka Einheimische Islamistengruppe soll Anschläge verübt haben

sda/dpa

22.4.2019 - 17:03

Sri Lankas Regierung macht die einheimische radikal-islamische Gruppe National Thowheeth Jama’ath für die Anschläge vom Ostersonntag verantwortlich. Der Fund eines weiteren Sprengsatzes löste in Colombo Panik aus.

In der Nähe eines der Anschlagsorte vom Ostersonntag in Sri Lanka ist ein Sprengsatz in einem geparkten Auto gefunden worden. Bombenentschärfer sprengten das Fahrzeug am Montag in der Nähe der St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, nachdem darin ein Sprengkörper entdeckt worden war, wie die Polizei mitteilte. An einem anderen Ort der Stadt seien an einer Bushaltestelle 87 Zünder sichergestellt worden.

Ein Mann wurde den Angaben zufolge in der Gegend um die Kirche festgenommen. Der Fund des Sprengsatzes und die Sprengung lösten in der Umgebung eine Panik aus, wie Videos in sozialen Medien zeigten. Zeugen berichteten auf Twitter zudem, dass die Polizei den Festgenommenen vor einer aufgebrachten Menge schützen musste.

Sri Lankas Regierung hat eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die Anschläge vom Ostersonntag verantwortlich gemacht. Die Regierung sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama’ath die Selbstmordattentate verübt habe.

Das sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne am Montag. Zuvor habe es Hinweise auf Anschlagspläne der Gruppe gegeben.

Am 11. April hatte der stellvertretende Polizeichef Priyalal Dissanayake ein Schreiben verfasst, in dem er von Anschlagsplänen einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe auf katholische Kirchen sowie die indische Botschaft in Sri Lanka warnte. Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hiess es.

Der Sprecher des sri-lankischen Kabinetts, Rajitha Senaratne, bestätigte am Montag bei einer Medienkonferenz die Echtheit des an mehrere Polizeieinheiten adressierten Schreibens, das Telekommunikationsminister Harin Fernando auf Twitter veröffentlicht hatte. Premierminister Ranil Wickremesinghe sei jedoch nicht informiert worden.

Colombo: Nach der Identifizierung eines Verwandten, der Opfer der Anschlagsserie am Ostersonntag wurde, verlässt ein sri-lankisches Paar trauernd eine Leichenhalle.
Colombo: Nach der Identifizierung eines Verwandten, der Opfer der Anschlagsserie am Ostersonntag wurde, verlässt ein sri-lankisches Paar trauernd eine Leichenhalle.
Bild: Eranga Jayawardena/AP/dpa

Senaratne, der auch Gesundheitsminister ist, kritisierte das angespannte Verhältnis zwischen Wickremesinghe und den Sicherheitsdiensten unter Staatspräsidenten und Verteidigungsminister Maithripala Sirisena.

Sirisena hatte Wickremesinghe Ende vergangenen Jahres überraschend entlassen und ersetzt. Wickremesinghe gewann aber den Machtkampf und blieb im Amt. «Dies ist das einzige Land, wo, wenn der Premierminister den Sicherheitsrat einberuft, sie (gemeint sind deren Mitglieder) nicht erscheinen», sage Senaratne.

Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime. Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem Inselstaat nicht gegeben.

Unterdessen teilte ein Forensiker des Verteidigungsministeriums mit, die Anschlagsserie sei hauptsächlich von Selbstmordattentätern ausgeführt worden. Der Befund ergab sich aus Untersuchungen der nahezu gleichzeitigen Explosionen in drei Kirchen und drei Luxushotels am Sonntagvormittag (Ortszeit).

Zu den zwei späteren Explosionen in einem weiteren Hotel und einer Wohngegend in Vororten von Colombo dagegen gab es zunächst keine näheren Angaben.

Nach Polizeiangaben wurden inzwischen 24 Verdächtige festgenommen, die verhört würden. Wie Premierminister Ranil Wickremesinghe in einer Fernsehansprache sagte, stammen die Festgenommenen alle aus Sri Lanka. Er wolle aber im Ausland um Unterstützung bitten, um herauszufinden, ob die Angreifer Verbindungen zum internationalen Terrorismus hätten

Bei den Explosionen starben nach Polizeiangaben vom Montag mindestens 290 Menschen, darunter mindestens 35 Ausländer aus mehreren Ländern. Unter den rund 450 Verletzten, die noch in Spitälern behandelt wurden, waren 19 Ausländer.


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