Frankreich wählt Sie alle wollen Macron an der Spitze ablösen

Von Alex Rudolf

9.1.2022

Der französische Präsident Emmanuel Macron ziert sich und gibt seine Kandidatur für die diesjährige Präsidentschaftswahl noch nicht bekannt. Seine Konkurrent*innen bringen sich dagegen schon mal in Position.

Von Alex Rudolf

Obwohl der französische Präsident Emmanuel Macron (La République en Marche) bei den Umfragen gut abschneidet, ist noch nicht sicher, ob er für die Präsidentschaftswahlen 2022 überhaupt antritt. Am 10. April wählt das Land sein neues Oberhaupt. Erreicht von den aktuell 14 bestätigten Kandidierenden niemand eine absolute Mehrheit, folgt der zweite Wahlgang am 24. April.

Die Ausgangslage könnte für Macron nicht besser sein. Nicht nur führt er bei Umfragen, auch übernimmt Frankreich im ersten Halbjahr 2022 die EU-Ratspräsidentschaft. Macron wird so eine grosse Plattform geboten, um sich und seine Ideen zu präsentieren.

Doch er ziert sich. Als er Mitte Dezember bei einer Fragestunde mit Kindern danach gefragt wurde, ob er nochmals antrete, sagte er: «Ah, bonne idée, j’y penserai pendant les vacances !», «Gute Idee, ich denke in den Ferien darüber nach.»



Egal, wie sich Macron entscheidet, das Kandidatenfeld ist bereits jetzt breit und illuster. Obwohl erst im März definitiv feststehen wird, wer überhaupt antreten darf. Der Grund: Jeder Kandidierende muss bis dann 500 Unterschriften von gewählten Volksvertretern vorlegen, um offiziell antreten zu dürfen.

Macron bei Umfragen weit vorne

Im Gegensatz zu Macron haben sich bereits 14 Politiker*innen dazu entschieden, ihren Hut in den Ring zu werfen.

Eine aktuelle Umfrage von «Le Figaro», einer der grössten Zeitungen Frankreichs, zeigt, dass Macron in Führung liegt. Er kommt derzeit auf 27 Prozent der Wählerstimmen. Marine Le Pen (53) vom Rassemblement Nationale (RN) folgt mit rund 16 Prozent. Le Pen kandidierte bereits zwei Mal fürs Präsident*innen-Amt. Bei ihrem ersten Versuch 2012 belegte sie den dritten Platz, fünf Jahre später erreichte sie gar den zweiten Wahlgang, musste sich dort aber Macron geschlagen geben.



Gleichauf mit Le Pen ist die Republikanerin Valérie Pécresse mit ebenfalls 16 Prozent. Die 54-Jährige ist Präsidentin des Regionalrats der Hauptstadt-Region Ile-de-France. Ihre politischen Anfänge absolvierte sie 1998 als Beraterin des damaligen Präsidenten Jacques Chirac. Unter Ex-Präsident Nicolas Sarkozy bekleidete sie mehrere Minister*innenämter.

Zemmour ist dicht auf den Fersen

Dahinter folgt Éric Zemmour von seiner selbstgegründeten Partei Reconquête! (Wiedereroberung) mit 13,5 Prozent. Der 63-Jährige sorgte bereits für viel Aufsehen. Als Journalist und Essayist erlangte er aufgrund seiner teils extremen Positionen, insbesondere zum Islam, grosse Bekanntheit und wurde bereits mehrmals gerichtlich verurteilt. An Wahlen hat er bislang noch nie teilgenommen.

Auf dem aktuell fünften Platz folgt ein alter Bekannter: Jean-Luc Mélenchon (70) von der Linkspartei «La France insoumise» (Unbeugsames Frankreich) mit 8,5 Prozent. Auch er kandidierte wie Le Pen bereits 2012 und 2017 und belegte jeweils den vierten Platz.



Schliesslich kommt der Grüne Yannick Jadot auf 7 Prozent. Der 54-Jährige begann seine politische Karriere als Aktivist und Greenpeace-Mitglied. Seit 2009 ist er Abgeordneter des Europaparlaments. Schon 2016 war der der offizielle Kandidat der Grünen, verzichtete aber auf einen Wahlkampf zugunsten des Sozialisten Benoit Hamon.

Leicht abgeschlagen mit 3,5 Prozent liegt die erste Bürgermeisterin von Paris, Anna Hidalgo. Bis anhin war die Tochter spanischer Einwanderer auf dem nationalen Parkett noch wenig bekannt. In der Hauptstadt profilierte sich die 62-Jährige mit den Themen Kultur, Ökologie und sozialer Wohnungsbau.