Gipfel in Kriegszeiten Die Nato schaut genau auf Putin – und Putin auf die Nato

gbi, DPA

27.6.2022

Erklärt: Putins Problem mit der Nato

Erklärt: Putins Problem mit der Nato

Die Ukraine verlangt Russlands Armee mehr ab als vom Kreml erwartet. Doch das eigentliche Ziel Wladimir Putins ist das Zurückdrängen der Nato: Die europäische Tiefebene ist der Schlüssel zu Moskaus Sicherheit.

14.06.2022

Die Spitzen der Nato-Staaten treffen sich nächste Woche in Madrid, um über aktuelle Herausforderungen zu beraten. Ihr Augenmerk gilt dabei nicht nur dem Kreml-Herrscher im Osten, sondern auch dem Süden. 

gbi, DPA

27.6.2022

Wladimir Putin geht es nicht um die Ukraine – oder nicht nur. Der Kreml-Chef hat mehrfach deutlich gemacht, dass er sich von der Nato bedroht fühlt. Das habe ihn erst zu der «militärischen Spezialoperation» in der Ukraine veranlasst, wie der russische Machthaber den Krieg in der Ukraine berzeichnet. 

Putins Aversion gegen die Nato hat schon fast Tradition (siehe Video oben). Erreicht hat der russische Präsident das Gegenteil vom Erhofften: Mit Finnland und Schweden dürfte das westliche Militärbündnis schon bald zwei neue Mitglieder erhalten und geografisch noch näher an die russische Grenze heranrücken. 

Am Dienstag treffen sich die Nato-Mitgliedstaaten in Madrid zu einem dreitägigen Gipfel. Der Krieg in der Ukraine ist natürlich das dominante Thema. Die Frage, was diese «brutale und unprovozierte Invasion» und die «neue Sicherheitsrealität in Europa» für die Nato bedeuten, steht ganz oben auf der Tagesordnung. Aber auch der wachsende Einfluss Chinas will diskutiert werden. 

Neues strategisches Konzept als Ziel

Die 30 Mitgliedstaaten wollen ein neues strategisches Konzept beschliessen, in dem auch die Lage südlich des Mittelmeers angesprochen werden soll, kündigte der spanische Aussenminister José Manuel Albares am Mittwoch in Madrid an. Spanien sieht sich mit Nachbarn in Nordafrika konfrontiert, die untereinander zerstritten sind.

Verteidigungsministerin Margarita Robles betonte, der Krieg in der Ukraine habe auch Auswirkungen auf Länder südlich des Bündnisses wie etwa Somalia, wo nun eine Hungersnot herrsche. Zudem sei Russland in einigen Ländern der Sahelzone zunehmend präsent.

Fraglich ist, ob die Türkei ihre Blockade gegen eine Aufnahme Finnlands und Schwedens aufgibt. Als sicher gilt jedoch, dass sich die Staats- und Regierungschefs auf eine langfristige Stärkung der Ostflanke verständigen.

«Auf dem Nato-Gipfel nächste Woche in Madrid werden die baltischen Staaten zu Recht auf eine verstärkte Präsenz der Allianz in ihrer Region drängen, einschliesslich ständiger Stützpunkte», erwartet die britische Zeitung «Times». Das würde zwar gegen die Nato-Russland-Grundakte von 1997 verstossen, «aber Moskaus Einmarsch in der Ukraine hat bereits das zentrale Prinzip der Akte verletzt, nämlich die friedliche Beilegung von Streitigkeiten».

Ein Sicherheitsbeamter steht Wache auf dem Adolfo-Suarez-Flughafen in Madrid. In der spanischen Hauptstadt wird nächste Woche der Nato-Gipfel abgehalten.
Ein Sicherheitsbeamter steht Wache auf dem Adolfo-Suarez-Flughafen in Madrid. In der spanischen Hauptstadt wird nächste Woche der Nato-Gipfel abgehalten.
Bild: EPA