Illegal aus Sri Lanka adoptiert: Nun hilft der Bund
Der Bundesrat will Menschen, die zwischen 1973 und 1997 aus Sri Lanka adoptiert wurden, bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern helfen. Damals schauten die Behörden trotz «erheblichen Unregelmässigkeiten» weg.
16.05.2022
Der Bundesrat will Menschen, die zwischen 1973 und 1997 aus Sri Lanka adoptiert wurden, bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern helfen. Damals schauten die Behörden trotz «erheblicher Unregelmässigkeiten» weg.
Die Fakten sind erschütternd. Zwischen den frühen 1970er-Jahren bis knapp vor die Jahrtausendwende wurden in der Schweiz rund 900 Kinder aus Sri Lanka grösstenteils illegal adoptiert. Eine Untersuchung der ZHAW brachte zutage, dass sogenannte Baby-Farmen eingesetzt wurden, wo die Babys teilweise von weissen Männern gezeugt wurden, um möglichst hellhäutige Babys nach Europa verkaufen zu können.
Am Montag unterzeichnete Justizministerin Karin Keller-Sutter gemeinsam mit dem St. Galler Regierungsrat Fredy Fässler mit Sarah Ineichen vom Verein «Back to the Roots» ein Papier, wonach den Adoptierten bei der Suche geholfen wird.
Jährlich wird der Bund rund 250'000 Franken ausgeben, um Betroffene auf der Suche nach ihren Wurzeln zu unterstützen. Anlässlich der Unterzeichnung sprach blue News mit Celine Fässler und Sarah Ineichen, die beide noch auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern sind.
In der Schweiz kosteten die Babys zwischen 5'000 und 15'000 Franken, die sri-lankischen Mütter erhielten hingegen nur wenige Dollar oder eine Thermosflasche, wie die Studie ans Licht brachte.
Die Geschehnisse in der Schweiz sind nur ein Bruchteil. So geht man davon aus, dass bis zu 11'000 Kinder in den rund 25 besagten Jahren in einem international organisierten Kinderhandel vermittelt wurden.
Spätestens seit Anfang der 1980er-Jahre waren die Schweizer Behörden über Unregelmässigkeiten und Fälle von Kinderhandel im Bild. Auch zu diesem Schluss kam die Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die Anfang 2020 veröffentlicht wurde.
Justizministerin Karin Keller-Sutter über die Hilfe für Adoptivkinder aus Sri Lanka
Der Bundesrat will Menschen, die zwischen 1973 und 1997 aus Sri Lanka adoptiert wurden, bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern helfen. Damals schauten die Behörden trotz «erheblichen Unregelmässigkeiten» weg.
16.05.2022
Obwohl die kantonalen Behörden verantwortlich für Adoptionen sind, hatte dennoch der Bund das letzte Wort, weil die Kinder aus dem Ausland kamen. Im Bericht heisst es, dass es im Eidgenössischen Polizei- und Justizdepartement (EJPD) bereits Mitte der 1970er-Jahre kritische Stimmen gegenüber gewissen Adoptionen gegeben habe.
Aufgedeckt wurde der Skandal durch eine niederländische Fernsehsendung, die im Herbst 2017 auf den grossen Kinderhandel zwischen Sri Lanka und verschiedenen europäischen Ländern hinwies.