Philippinen gehen voran Wie Biomüllsammeln gegen den Klimawandel hilft

dpa/twei

23.3.2023 - 00:00

Marilene Capentes schiebt ihren Wagen mit getrenntem Müll durch die Straßen von Malabon, Philippinen.
Marilene Capentes schiebt ihren Wagen mit getrenntem Müll durch die Straßen von Malabon, Philippinen.
Bild: Aaron Favila/AP

Mülltrennung und die Verwertung von organischen Abfällen sind ein Ansatz im Kampf gegen die Erderwärmung. Auf den Philippinen macht die Stadt Malabon gute Erfahrungen mit ihrem neuen Müllkonzept.

23.3.2023 - 00:00

Seit ein paar Jahren wandert der Biomüll in Malabon in einen anderen Sack als der Restmüll oder der Abfall, der recycelt werden kann. Marilene Capentes holt mit ihrem Karren jeden Werktagmorgen die Säcke ab, die in den Strassen der Stadt nördlich von Manila auf sie warten. Die Lebensmittelabfälle bringt sie zu einem Container der Kompostieranlage am Ort. Die wiederverwertbaren Stoffe werden in andere Container geworfen und später weiterverkauft.

Früher sei der Müll völlig durchmischt gewesen, sagt die 47-jährige Sammlerin. Dann kam die philippinische Umweltorganisation Mother Earth Foundation und überzeugte die Einwohnerschaft von Malabon von der Mülltrennung. Als Mitglied des internationalen Bündnisses Gaia, das sich für Müllvermeidung und Alternativen zu Verbrennungsanlagen einsetzt, versucht sie, zu verhindern, dass Lebensmittelabfälle auf Deponien landen und dort das Treibhausgas Methan freisetzen.

Die Bürgerinnen und Bürger von Malabon wissen um die Zusammenhänge: «Wenn man biologisch abbaubare und nicht biologisch abbaubare Abfälle mischt und sie auf die Deponie wirft, leidet unsere Umwelt», sagt die 50-jährige Vilma Mendoza. Sie wohnt an der Strecke, die Marilene Carpentes mit ihrem Karren abläuft, und sortiert gewissenhaft ihren Müll.

Mülltrennung senkt Methanausstoss

Abfälle zu vermeiden und den Müll, der weiter anfällt, nicht die Umwelt schädigen zu lassen, ist das grosse Ziel von Gaia im Kampf gegen den Klimawandel. Dafür unterstützt die internationale Organisation ihre Mitglieder rund um den Globus unter anderem bei der Biomüllsammlung oder der Einrichtung von Kompostieranlagen.

Die Welt brauche bessere Systeme im Abfall-Management, betont Kait Siegel von der Umweltorganisation CATF mit Hauptsitz in den USA. Denn die derzeitigen trügen zum Klimawandel bei. Die getrennte gute Entsorgung von organischen Abfällen sei hingegen ein wichtiger Beitrag, den Ausstoss von Methan zu senken.

«Wir haben in Ländern auf der ganzen Welt gesehen, dass diese Lösungen etwas bewirken», sagt Siegel. «Bei uns allen fallen im Alltag organische Abfälle an. Und das ist ein Punkt, an dem wir ansetzen können, um auf ein Abbremsen des Klimawandels hinzuarbeiten.»

Im philippinischen Malabon wird Mülltrennung gross geschrieben.
Im philippinischen Malabon wird Mülltrennung gross geschrieben.
Bild: AP Photo/Aaron Favila

Müll macht 20 Prozent des Methanausstosses aus

Der grösste Anteil des von Menschen verursachten Methanausstosses kommt nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) aus der Landwirtschaft. An zweiter Stelle folgt der Energiesektor, an dritter der Müll. Dieser Bereich macht demnach etwa 20 Prozent der Gesamtemissionen aus. Im sogenannten Globalen Süden sind dabei laut Gaia rund 60 Prozent der Abfälle organisch. Und allein in Malabon mit seinen 380'000 Einwohnern fallen etwa 130 Tonnen Abfall pro Tag an.

In der Recyclinganlage der Stadt entsteht aus dem Biomüll der Einwohnerschaft nun Kompost, der auch in einem Gemeinschaftsgarten in Malabon zum Gemüseanbau eingesetzt wird. Ein Teil des Abfalls erzeugt Biogas, mit dem Gemüse für die Müllarbeiter gekocht wird.

Die Einführung solcher Systeme sei eine Herausforderung, räumt Froilan Grate, Gaia-Geschäftsführer für die Region Asien-Pazifik, ein. Eine Kompostieranlage koste Geld, die Einwohner und die Behörden müssten über die Bedeutung der Mülltrennung aufgeklärt und davon überzeugt werden. Und dann müssten auch noch die Tonnen für die getrennte Sammlung bereitgestellt werden. Ausserdem gebe es anders als bei Flaschen oder Metallen keinen Absatzmarkt für organisches Material, so dass die Müllsammler für ihren Einsatz bezahlt werden müssten.

Die Recyclinganlage produziert Kompost aus Bioabfällen.
Die Recyclinganlage produziert Kompost aus Bioabfällen.
ild: AP Photo/Aaron Favila)

«Das kann den Kontinent verändern»

Aber immer mehr Menschen werde inzwischen der Zusammenhang zwischen Müll, Methan und Klimawandel klar, sagt Grate. Damit steige auch das Interesse der Kommunen und von Organisationen, die bei den Anlaufkosten unter die Arme greifen könnten. Die Bezahlung der Müllarbeiter auf den Philippinen erfolgt mit dem Geld, das die Orte dadurch einsparen, dass sie weniger Lastwagenladungen voller Abfall zu den Deponien schicken und dort Entsorgungsgebühren bezahlen müssen.

Niven Reddy, Afrika-Koordinator bei Gaia, sieht die Projekte auf den Philippinen als Vorbild. «Ich empfinde es so, dass der Globale Süden eine Führungsrolle bei Fragen wie der Reduzierung von Methan demonstriert», sagt er. «Das ist wirklich beeindruckend.» Und die Ansätze seien gut umsetzbar, betont Reddy.

In der südafrikanischen Hafenstadt Durban läuft derzeit ein Mülltrennungsprojekt auf einem grossen Markt. «Das kann den Kontinent verändern», sagt Reddy. «Wenn es in Afrika an einem Ort funktioniert, wird es wahrscheinlich auch an einem anderen Ort funktionieren – über diesen Markt gehen täglich 400'000 Menschen.»

dpa/twei