Angriff auf Berg-KarabachArmenien bittet Putin und UNO-Sicherheitsrat um Hilfe
SDA
19.9.2023 - 15:01
Im Südkaukasus hat Aserbaidschan eine neue Militäroperation zur Eroberung der Konfliktregion Berg-Karabach gestartet. Armenien bittet sowohl den UNO-Sicherheitsrat als auch Wladimir Putin um Hilfe.
Keystone-SDA, SDA
19.09.2023, 15:01
19.09.2023, 15:15
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Aserbaidschanische Truppen haben heute Bergkarabach alias Nagorno-Karabach angegriffen, das durch einen Korridor mit Armenien verbunden ist.
Bergkarabach ist offiziell eine autonome Region innerhalb Aserbaidschans. Die dortigen armenischen Bewohner wie auch Armenien selbst sehen das anders.
Aserbaidschan will mit der Militäraktion vermeintliche Angriffe armenischer Artillerie vergelten.
Armenien hat den UN-Sicherheitsrat und Russland um Hilfe ersucht.
Das Verteidigungsministerium von Aserbaidschan sprach am Dienstag von einer «Antiterroroperation lokalen Charakters zur Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung» in der Region.
Der Mitteilung aus Baku zufolge dient der Militäreinsatz dazu, den nach dem letzten Berg-Karabach-Krieg 2020 im Waffenstillstand festgeschriebenen Rückzug armenischer Truppen aus dem Gebiet durchzusetzen. Es werde nur auf militärische Ziele geschossen, behauptete das aserbaidschanische Verteidigungsministerium.
Armenien ruft UNO-Sicherheitsrat und Moskau um Hilfe
Die Ex-Sowjetrepublik Armenien im Südkaukasus hat den UNO-Sicherheitsrat und Russland zu Massnahmen zur Beendigung des von Aserbaidschan begonnenen Militäreinsatzes in der Konfliktregion Berg-Karabach aufgefordert.
Es seien «klare und eindeutige Schritte zur Beendigung der aserbaidschanischen Aggression» nötig, heisst es in einer von armenischen Medien am Dienstag verbreiteten Mitteilung des Aussenministeriums in Eriwan. Regierungschef Nikol Paschinjan hat wegen der Eskalation derweil eine Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen.
Den Angaben aus Baku zufolge wurden zuvor zunächst eigene Stellungen von armenischer Artillerie angegriffen und mehrere Soldaten verletzt.
Wurde Waffenstillstand gebrochen – oder nicht?
Der frühere Regierungschef der international nicht anerkannten Republik Arzach in Berg-Karabach, Ruben Wardanjan, berichtete hingegen auf seinem Telegram-Kanal von massivem Artilleriefeuer auf das Gebiet. «Die Führung von Armenien muss Arzach anerkennen und sich dem Schutz unserer Bürger anschliessen», forderte er als Konsequenz.
Die Anschuldigungen aus Baku wies auch die aktuelle Führung der Konfliktregion um die Hauptstadt Stepanakert zurück. Die Verteidigungskräfte hielten sich an den Waffenstillstand, teilte das Verteidigungsministerium von Arzach in einer Pressemitteilung mit. Der Vorwurf, die Feuerpause gebrochen und zwei aserbaidschanische Soldaten verletzt zu haben, sei «erlogen und entspricht nicht den Tatsachen», heisst es in einer Mitteilung.
Letzter Krieg 2020
Das christlich-orthodoxe Armenien und das muslimische Aserbaidschan sind seit langem verfeindet. Grösster Zankapfel zwischen Eriwan und Baku ist die Enklave Berg-Karabach, die zu Aserbaidschan gehört, aber von Armeniern bewohnt wird. Nach einem Krieg Anfang der 1990er Jahre hatte zunächst Armenien die Oberhand. In einem zweiten Krieg 2020 siegte das mit Geld aus dem Öl- und Gasgeschäft hochgerüstete Aserbaidschan und eroberte eigenes Territorium zurück.
In kürzeren Militäraktionen danach besetzte Baku auch etwa 150 Quadratkilometer armenisches Staatsgebiet. Das Aussenministerium von Armenien verlangte in der vergangenen Woche, dass Aserbaidschan diese Gebiete räume. Baku erwiderte, dass Armenien immer noch acht aserbaidschanische Dörfer besetzt halte.
Baku blockiert seit Monaten die Verbindung der etwa 120'000 Karabach-Armenier nach Armenien. In dem Gebiet fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten.
Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens an Einfluss verliert. «Infolge der Ereignisse in der Ukraine haben sich die Möglichkeiten Russlands verändert», sagte kürzlich Regierungschef Paschinjan in einem Interview mit dem US-Medium «Politico». Sein Land wolle künftig vermeiden, von äusseren Beschützern abhängig zu sein.
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