Viel Geld fürs Stillschweigen Ausrangierte Trump-Mitarbeiter fallen weich

AP

17.8.2018

Omarosa Manigault Newman, eine ehemalige Mitarbeiterin des US-Präsidenten Donald Trump, spricht während eines Interviews mit der Nachrichtenagentur AP.
Omarosa Manigault Newman, eine ehemalige Mitarbeiterin des US-Präsidenten Donald Trump, spricht während eines Interviews mit der Nachrichtenagentur AP.
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Ein Monatsgehalt von 15'000 Dollar als Ausgleich für ihr Stillschweigen: Mit dieser Enthüllung erregt Trumps Ex-Beraterin Omarosa Manigault Newman Aufsehen. Aber im Imperium des US-Präsidenten sind lukrative Anschlussverträge offenbar keine Seltenheit.

Halte Deine Freunde nahe bei Dir, aber Deine Feinde noch näher. Das berühmte Zitat aus dem «Paten» gilt offenbar auch für das Umfeld von US-Präsident Donald Trump. Vor allem diejenigen, die etwas ausplaudern könnten, werden wohl bestens versorgt: Kaum ein ausgemusterter Mitarbeiter verlässt das Weisse Haus ohne einen lukrativen neuen Job in der Tasche.

Das jüngste Beispiel dafür ist Trumps Ex-Beraterin Omarosa Manigault Newman. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ihr nach ihrem Ausscheiden als Gegenleistung für eine Geheimhaltungsvereinbarung ein hochbezahlter Job in Trumps Wahlkampfteam für die Wiederwahl angeboten wurde.

15'000 Franken fürs Schweigen

Manigault Newman schreibt in ihrem gerade veröffentlichten Buch, ihr sei für ihr Schweigen ein monatliches Gehalt von 15'000 Dollar (knapp 15'000 Franken) in Aussicht gestellt. Sie untermauerte ihre Angaben mit einem heimlich mitgeschnittenen Telefongespräch mit der Trump-Schwiegertochter Lara. Darin bietet Lara Trump ihr genau diese Summe an, ohne dass sie dafür gross arbeiten müsste.

Doch Omarosa, wie sie in den US-Medien stets genannt wird, ist bei weitem nicht die erste ehemalige Mitarbeiterin, die im Trump-Orbit eine einträgliche Anschlussbeschäftigung bekommt. Auch andere wurden bereits im Team für die Wiederwahl-Kampagne untergebracht, beim Nationalkomitee der Republikaner (RNC) und in anderen Gruppen, die den Präsidenten und seinen Vize Mike Pence unterstützen.

Anstellungen in Trump-nahen Organisationen

Auch Trumps ehemaliger Leibwächter Keith Schiller, der acht Monate lang Leiter der Arbeitsabläufe im Oval Office war, erhält ein Monatsgehalt von 15'000 Dollar. Offiziell ist er heute Sicherheitsberater des RNC für den Parteitag der Republikaner im Jahr 2020. John McEntee, früherer persönlicher Assistent des Präsidenten, streicht monatlich 14'000 Dollar von der Wiederwahl-Kampagne ein.

Trumps einstiger Wahlkampfmanager Corey Lewandowski schloss sich im Mai Pences Lobbygruppe «Great America» an. Und der ehemalige Pressesprecher Sean Spicer tritt Lewandowskis Nachfolge als Chefberater und Sprecher der Trump-nahen Lobbyorganisation «America First Action» an, wie im Juni bekannt wurde.

Nun sollen Anwälte Newman zum Schweigen bringen

Manigault Newman sagte am Montag dem Fernsehsender MSNBC: «Sie haben mir gesagt, dass ich von Zuhause aus arbeiten könne, dass ich nicht ins Büro kommen müsse, wenn ich nicht wolle ... Ich könne wählen zwischen dem RNC, America First oder der Trump-Kampagne.» Sie habe abgelehnt.

Nun hat die frühere Beraterin ein Buch voller unangenehmer Insider-Geschichten aus dem Weissen Haus veröffentlicht, die Trump für seinen Teil als falsch zurückweist. Zudem gab sie im Fernsehen weitere Mitschnitte von Tonbandaufnahmen des Präsidenten und anderer preis.

Das ist genau das, was Trump vermeiden wollte. Sein Team geht seit Dienstag juristisch gegen Manigault Newman vor. Der Vorwurf lautet Verstoss gegen die Vertraulichkeitsvereinbarung, wie sie in ähnlicher Form offenbar viele Mitarbeiter unterzeichnen müssen.

Trump entlässt ungerne Leute aus seinem inneren Zirkel

Die Tendenz, Gefolgsleute komfortabel im eigenen Netzwerk unterzubringen, ist zwar nicht neu. Doch so systematisch wie unter Trump wurde sie noch nie praktiziert. Ein Grund ist nach Angaben aus Beraterkreisen, dass einigen Ex-Mitarbeiter des Weissen Hauses nicht wie sonst üblich lukrative Jobs in der Wirtschaft angeboten wurden. Andere seien vom Trump-Team gut versorgt worden, um sie in der Nähe zu halten und um ihr Stillschweigen zu sichern.

Und der Präsident selbst entlässt – trotz seines bekannten Reality-TV-Spruchs «You are fired!» - nicht gerne Mitarbeiter aus seinem inneren Zirkel. Stattdessen zieht er es vor, sich ihre öffentliche und persönliche Bewunderung zu erhalten.

«Als General (Stabschef John) Kelly an Bord kam, sagte er mir, dass sie eine Versagerin sei und nichts als Probleme mache», twitterte Trump am Montag über Manigault Newman. «Ich habe ihm gesagt, dass wir es nach Möglichkeit mit ihr versuchen sollten, weil sie nur GROSSARTIGE Dinge über mich gesagt hat – bis sie gefeuert wurde!»

Jammernder Abschaum

Nach der Veröffentlichung der Gesprächsmitschnitte wurde der Ton des Präsidenten allerdings hetzerischer. Am Dienstag giftete er auf Twitter: «Wenn man durchgedrehten, jammernden Abschaum verschonen will und ihm einen Job im Weissen Haus gibt, kann es wohl einfach nicht funktionieren. Gute Arbeit von General Kelly, dass er diesen Hund schnell gefeuert hat.»

Diese Schmähungen übertrafen an Schärfe noch die Reaktion des Präsidenten auf Berater Steve Bannon, der sich in einem Buch wenig schmeichelhaft über Trumps Familie geäussert hatte. Sie stehen ausserdem im krassen Gegensatz zu Trumps Ankündigung, er werde sich «nur mit den besten und seriösesten Leuten umgeben».

Immer Ärger im Mitarbeiterstab

Stattdessen heuerte er einen Mitarbeiterstab an, in dem es ständig kracht. Ein Kabinett, das wegen ethischer Fragen in der Kritik steht. Und ein Beraterteam, das im Schatten der Russland-Ermittlungen arbeitet. In keiner früheren US-Regierung schieden so viele ranghohe Mitarbeiter schon in den ersten 18 Monaten aus.

Die Zahlungen an sie sind nach Einschätzung von Experten zwar vermutlich legal. Doch sie werfen Fragen auf über Grenzen in der Trump-Welt und spiegeln die Vorliebe des Präsidenten für Geheimniskrämereien wider, die schon Teil seines Profils sowohl als Immobilienentwickler wie auch als Reality-TV-Star war.

Dass es die Vertraulichkeitsvereinbarungen gibt, ist indes kein Geheimnis. «Auf jeden Fall haben wir Verschwiegenheitsabkommen im West Wing», sagte Trumps Beraterin Kellyanne Conway am Sonntag dem Sender ABC. «Und was sollte dagegen sprechen?»

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