Milch, Mais, KaffeeWie aus Lebensmitteln Kleidung wird
dpa
17.6.2019
Synthetische Fasern wie Polyester und Polyamid sind aus vielen Textilien nicht wegzudenken. Gerade im Outdoor- und Sportbereich geht es kaum ohne. Doch die Branche sucht nach natürlichen Alternativen.
Die Modebranche sucht nach neuen Wegen, nachhaltig zu produzieren. Ein Ansatz: Lebensmittelreste wie Maisabfälle, Kokosnussschalen oder getrockneter Kaffeesatz werden in der Polymer-Produktion eingesetzt.
Das Ziel ist unter dem Strich, weg vom Erdöl zu kommen. Der Weg ist allerdings noch weit. Und selbst diese neuen Produktionsansätze sind nicht zwangsläufig nachhaltig.
Welche Ansätze gibt es für Lebensmittel in Kleidung? Maisabfälle haben sich in Membranen bewährt und ersetzen Polyester-Fasern. «Sie sorgen für gutes Feuchtigkeitsmanagement», erklärt der Fachjournalist Ralf Stefan Beppler. Sie leiten Feuchtigkeit wie Schweiss von der Haut nach draussen, so dass sie an der Aussenseite der Textilien verdampft.
Polylactid
Aus dem Pflanzenzucker der Maispflanze wird Polylactid hergestellt. Das ist ein Sammelbegriff für biologisch abbaubare Plastikstoffe aus Milchsäure. Polylactid ist der aus Erdöl hergestellten Polyester-Faser ähnlich, erklärt Klaus Opwis vom Deutschen Textilforschungszentrum Nord-West. Die Faser hat einen Nachteil, der zugleich ein Vorteil ist: Ihre Ketten gehen unter bestimmten klimatischen Bedingungen kaputt.
Das ist etwa für die Haltbarkeit einer Outdoor-Jacke nicht wünschenswert. «Aber unter bestimmten Bedingungen sind die Fasern kompostierbar», sagt Opwis. Jedoch nicht auf einem Komposthaufen im Garten. «Es braucht schon mehr Temperatur dafür.»
Ein gefragter Rohstoff sind Beppler zufolge Kokosnussschalen. Aus ihnen lässt sich Aktivkohle herstellen, welche in der Kleidung unter anderem eine geruchsabweisende Wirkung hat. Die Technologie der US-Firma 37.5 nutzen bereits viele Sport- und Outdoormarken. Auch Fasern aus getrocknetem Kaffeesatz sorgen für einen ähnlichen Effekt, Vaude setzt unter anderem auf sie.
Milch
Zudem nutzt Vaude Milch, die nicht mehr als Lebensmittel genutzt werden darf, für die Herstellung von Filz. Die Textilfasern der Firma QMilk werden aus alter Kuhmilch hergestellt. «Ein cooler Ansatz», findet Textilforscher Klaus Opwis. Auch Farben lassen sich aus Lebensmittel-Resten gewinnen: Bestandteile von Walnussschalen, Orangenschalen oder Roter Bete setzen verschiedene Firmen ein, zum Beispiel die Outdoor-Hersteller Patagonia und Kathmandu.
Alle Ansätze klingen gut. Doch wie nachhaltig sind sie unterm Strich? «Alles, was tatsächlich aus Resten gemacht wird, ist toll», bewertet Viola Wohlgemuth von Greenpeace. Sie hält es für einen wichtigen Schritt, der aber noch in der Nische steckt. 70 Prozent aller eingesetzten Polymere seien immer noch erdölbasiert.
Allerdings geht es hier um die Details: Werde ein Lebensmittel lediglich in grossen Mengen für die Produktion der Bekleidung hergestellt, könne das aus ökologischen Gesichtspunkten wieder kritisch sein. Und dass Lebensmittel in Kleidung verarbeitet sind, heisst nicht automatisch, dass die Stücke biologisch abbaubar sind.
Ausserdem können die Biostoffe mit anderen Polymeren vermischt sein, was unter Umständen dazu führt, dass sie nicht mehr recycelt werden können. Sortenreine Produkte sind hier besser. Wohlgemuth betont: Es sei wichtig, Nachhaltigkeit zu Ende zu denken.
Die Bademode bekommt mehr Stoff: Der Badeanzug ist zurück.
Bild: Getty Images
Und auch bei den Bikinis wird's bedeckter.
Bild: Getty Images
An der Bademodenschau Miami Swim sah man verhältnismässig viel Stoff.
Bild: Getty Images
Etwas mehr Stoff ist an Bikinis im Trend: Seafolly kombiniert ein langärmeliges Oberteil mit einer High-Waist-Hose
Bild: Seafolly
Die angesagten Criss-Cross-Varianten der Bikinis haben dekorative Schnüre zum Wickeln, hier von Perfect Moment
Bild: PerfectMoment
Viele Bikinis sind aktuell asymmetrisch geschnitten und haben nur einen Träger – auch bei SKINY zu sehen.
Bild: Skiny
Badeanzüge sind zurück – aber der Stoff wird stellenweise reduziert. Cut-outs nennt sich das. Hier ein Beispiel von C&A
Bild: C&A
Viele Badeanzüge und Bikinis haben aktuell Raffungen, Rüschen und Drapierungen – bei Freya zum Beispiel am Höschen zu sehen.
Bild: Freya
Der One-Shoulder-Trend ist angesagt – auch Undercolors of Benetton hat ein Modell mit einem Träger im Angebot.
Bild: Undercolors of Benetton
Knalliges Gelb und ein einzelner Träger liegen bei der Bademode im Trend – hier ein Beispiel von BOWER über The Wearness.
Bild: BOWER über The Wearness
Badeanzüge mit Cut-outs – also kleineren oder grösseren Löchern – bleiben weiterhin angesagt. Zum Beispiel das Modell von boohoo hat einen schrägen Cut-Out am Bauch.
Bild: boohoo
Hunkemöller kombiniert ein Bikini-Oberteil mit angesagten Rüschen mit einem hoch geschnittenen Höschen mit Schnürungen.
Bild: Hunkemöller
Langärmelige Badeanzüge sind nun in Mode. Hier ein blumiges Modell von Seafolly.
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