Serie «Ferien in der Schweiz» Grünes Biel: Flussinseln zwischen Fabriken, Gärten auf dem Fussballfeld

Meret Meier, Nachhaltigkeitsblog

28.6.2018

Das Gute liegt so nah: Ausflüge in der Schweiz sind nicht nur gut für die einheimische Wirtschaft, sondern belasten die Umwelt weniger als ein Städtetrip per Flugzeug. Wir liefern Ihnen in unserer sechsteiligen Sommer-Serie «Ferien in der Schweiz» die Tipps dazu – unser erstes Ziel: die Stadt Biel.

Wann waren Sie das letzte Mal im Berner Seeland? Wahrscheinlich während der Expo 02, oder?

Dann ist es höchste Zeit, dass Sie Biel wieder einmal besuchen – die zweisprachige Uhrenstadt am Jura hat viel zu bieten. Und Ihr Französisch können Sie bei der Gelegenheit gleich mit auffrischen.

Mit Sonnenenergie über den See

Biel/Bienne ist bestens mit der Bahn erschlossen. Und vom Bahnhof aus ist man schon nach wenigen Schritten am See angelangt. Dort verkehrt der weltgrösste solarbetriebene Passagierkatamaran, von der Bielersee-Schifffahrtsgesellschaft auf den Namen MobiCat getauft.

Ganz leise und sauber gleitet dieser Katamaran über das Wasser. Den Strom für seine Elektromotoren erzeugt das Schiff mit 180 Quadratmetern Solarzellen auf dem Dach. Die Elektrizität wird dabei in zwei riesigen Batterien gespeichert. Achtung: MobiCat fährt nur sonntags als Rundfahrt ohne Zwischenstopps, dafür mit Brunch an Bord.

Eine Altstadt ganz untypisch für die Schweiz

Die Bieler Altstadt ist ein Sonderfall in der Schweiz. Etwas abseits, gut 15 Gehminuten vom Bahnhof entfernt, bietet sie nicht die typische Einkaufsmeile mit den üblichen internationalen Kleider- und Kosmetikketten wie anderswo (solche Läden hat Biel auch, jedoch in Bahnhofsnähe).

Vielmehr sind die verwinkelten Gassen und Treppen ein Eldorado für Fans von individuellen Boutiquen, winzigen Ateliers, traditionellen Gaststätten und von Bewohnern belebten, wunderschönen Häusern. Hier findet sich einheimisches Gewerbe wie Schmuckherstellung, Instrumentenbau, Kunst- oder Schneiderhandwerk, wie man es sich sonst von den hochkommerziellen Shopping-Paradiesen anderer historischer Zentren im Land nicht gewohnt ist.

Und dieser Bieler Trumpf wird zelebriert: Jeweils am ersten Freitag im Monat ist First Friday. Dann feiert sich die Altstadt selbst und bietet neben einem Abendverkauf bis 22 Uhr zusätzliches Programm in Galerien, Restaurants, Bars und Klubs bis spät.

Renaturierung bringt neuen Stadtpark

Biel ist mehrheitlich eine Ebene. Die Stadt eignet sich darum bestens für eine Entdeckungstour per Velo. Das in der lateinischen Schweiz verbreitete Fahrradverleihsystem Velospot verfügt zwar über solide Fahrzeuge und diversen Stationen, ist aber für Ausflügler nicht das benutzerfreundlichste (man muss sich zuerst vor Ort eine Chip-Karte besorgen und diese anschliessend wieder dort zurückbringen). Sitzt man dann aber im Sattel, geht es den Kanälen der Schüss entlang raus aus der Innenstadt.

Die Schüss wurde im Zuge der Industrialisierung stark korrigiert, was im Fall der Schüssinsel 2017 mittels Renaturierung teilweise rückgängig gemacht worden ist (nicht zuletzt aufgrund des Hochwasserschutzes). Der 650 Meter lange Park ist eine Oase für Radler und Spaziergänger, mit vielen Brücken, einem kleinen Wasserkraftwerk, Spielplatz und Buvette – Natur inmitten urbaner Industrie.

Urban Gardening mitten auf dem Fussballfeld

Natur in Form eines riesigen Rasenfelds bietet sich auf dem Rückweg ins Zentrum gleich vis-à-vis. Auf dem Terrain Gurzelen, wo früher der FC Biel seine Heimspiele ausgetragen hat, richtet sich seit bald zwei Jahren eine bewilligte, vielfältige Zwischennutzung im ganzen Fussballstadion aus. Neben Beizenbetrieb und Kulturprogramm stechen vor allem die riesigen Skulpturen auf den Tribünen ins Auge, die junge Künstler aus altem Holz und herumliegendem Material gezimmert haben.

Ganz hinten hat sich zudem ein riesiger Quartiergarten gebildet, wo Nachbarn sich fleissig in Urban Gardening üben. Schliesslich betreibt ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung einen Food-Sharing-Standort auf dem Areal – diese Vielfalt an kleinräumigem Engagement wird noch mindestens bis nächstes Jahr bestehen bleiben (es sollen hier dereinst Wohnungen entstehen).

Aus der Region für zu Hause

Nach so viel Aktivität knurrt der Magen: Zurück in die Altstadt zum Restaurant St. Gervais. Das Genossenschaftslokal, das auch einen Konzertsaal beinhaltet, ist eine Bieler Institution und serviert gute Küche aus saisonalen Produkten von Lieferanten aus der Region. Guten Appetit!

Und bevor es zurück auf den Zug geht, dürfen ein paar Mitbringsel für die Lieben zu Hause nicht vergessen werden. Solche finden sich zuhauf gleich beim Bahnhof im Biofachgeschäft Phönix. Milchprodukte, Teigwaren, Weine, Naturkosmetik und mehr, vielfach von Produzenten ganz aus der Nähe.

Sommerserie «Ferien in der Schweiz»

Die Sommerserie des Nachhaltigkeitsblogs von «Bluewin» liefert Tipps und Infos, wie Sie die heissen Tage in der Schweiz mit vielen schönen Erlebnissen gestalten können. Das Gute liegt so nah: Ausflüge in der Region sind nicht nur gut für die einheimische Wirtschaft, sondern belasten die Umwelt massiv weniger als ein Städtetrip per Flugzeug. Wir liefern Ihnen in einer sechsteiligen Serie die Tipps – erstes Ziel: die Stadt Biel.

Über den Nachhaltigkeitsblog

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Meret Meier ist im Corporate Responsibility Team von Swisscom Expertin für soziale Verantwortung, Jugendmedienschutz und Kommunikation.
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