Suchtgefahr Wie Pornos Jugendliche beeinflussen

dpa, seh

11.2.2020

Über 40 Prozent aller Schweizer Jugendlichen haben auf dem Handy oder Computer schon mal Pornofilme angeschaut.
Über 40 Prozent aller Schweizer Jugendlichen haben auf dem Handy oder Computer schon mal Pornofilme angeschaut.
Bild: Getty Images 

Pornos sind für viele Jugendliche ein mehr oder weniger fester Bestandteil ihrer Mediennutzung. Eine Therapeutin warnt: Süchte entwickeln sich häufig in der Pubertät.

Angesichts eines steigenden Pornokonsums warnt die Sexual- und Paartherapeutin Heike Melzer vor falschen Vorstellungen.

«Die Pornoindustrie verbreitet das Märchen, dass Menschen Liebe und Trost hier suchen. Das erinnert mich an den ‹Marlboro-Mann›, der mit seiner Zigarette im Mund die Freiheit der Prärie sucht», sagte sie. «Leider ist die Realität anders: Sie endet in der Enge der Sucht, sexueller Funktionsstörungen und starker Verunsicherung in Bezug auf Sexualität und Beziehung.»

Laut einer Studie sollen 44 Prozent aller Schweizer Jugendlichen auf dem Handy oder Computer schon mal Pornofilme angeschaut haben. Neugier für Sexualität gehöre zum Erwachsenwerden dazu, heisst es auf der Seite Jugend und Medien, einem Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen.

«Ein falsches Bild von Sexualität vermitteln»

Heranwachsende würden sich mithilfe des Internets aufklären und in sozialen Medien neue Bekanntschaften knüpfen oder erotische Mitteilungen austauschen. «Dadurch wird die natürliche Neugier aber auch zum Risiko: Pornografische Inhalte können verstören oder ein falsches Bild von Sexualität vermitteln.»



Laut dem Internetportal Pornhub ist Deutschland im vergangenen Jahr auf Rang sechs beim Datenverkehr geklettert. Ein Nutzer aus Deutschland blieb demnach im Schnitt pro Besuch zehn Minuten und neun Sekunden auf der Seite – zwölf Sekunden mehr als im Vorjahr.

Melzer sorgt sich vor allem um junge Leute: Sie sehen in der Pornoindustrie schon vor oder spätestens während der Pubertät «alles, was es auf diesem Planeten gibt oder in den Vorstellungen von findigen Produzenten existiert».

Die Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die täglich Pornos schauen, sei beachtlich. Weil Süchte gerade in der Pubertät entstünden, sei das ein Grund zur Sorge. 

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